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Im Reich der weißen Gipfel: Traumhafte Skitour zur Romatenspitze in den Hohen Tauern

Es fühlt sich an wie feine Nadelstiche auf meiner Haut, als der kalte Wind unerbittlich gegen mein Gesicht bläst. Ich ziehe die Kapuze meiner Daunenjacke enger um mein Gesicht. Zunächst gab uns der Wald Schutz, doch jetzt, im offenen Almgelände, sind wir der vollen Kraft des Windes ausgesetzt, während wir in nördlicher Richtung den Laschgboden emporsteigen, auf dem Weg zur Romatenspitze in den Hohen Tauern in Kärnten.

Ich bleibe in Bewegung, um der Kälte zu trotzen, die versucht, sich durch die warmen Schichten meiner Kleidung zu kämpfen. Aber der Anblick der riesigen, schneeweißen Felswände zwingt mich immer wieder zum Innehalten. Es ist schwer, dem steten Gehrhythmus treu zu bleiben, so faszinierend sind die schneeweißen Berggipfel. Sie fesseln meine ganze Aufmerksamkeit und bringen mich immer wieder zum Staunen.

BergRomatenspitze (Rameter Spitz)
2696 Meter
Mallnitz, Kärnten
Skitourmittelschwere Skitour
Dauer: 3 bis 4 Stunden
Länge: 11 Kilometer
Aufstieg/Abstieg: 1000 Höhenmeter 
Hangrichtung: S, SW, W
Höhenprofil & Karte
AnfahrtAnfahrt: Parkplatz bei der Stockerhütte
Von dort besteht die Möglichkeit, mit dem Tourentaxi zur Jamnigalm hochzufahren.
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Zwischen mächtigen Bergriesen

Die gigantischen Berge stehen wie königliche Monarchen da, eingehüllt in ihre weiße Robe, gewoben aus feinsten Schneekristallen. Erhaben und majestätisch präsentieren sich die weißen Riesen hier in den Hohen Tauern. Mit ihren fast 2900 Metern Höhe bieten der Feldseekopf und der Böseck eine atemberaubende Kulisse, die den Himmel zu berühren scheint.

Jedes Mal, wenn ich den Blick über die schneeverhangenen Gipfel schweifen lasse, fühle ich diese unfassbare Ehrfurcht für diese verblüffenden Naturwunder. Schließlich gelangen wir zu einer kleinen Hütte, die einsam und verlassen inmitten einer endlos wirkenden, weißen Bergwelt thront. Die Hütte, mit ihrem durch die Jahre verwitterten, dunkel gewordenen Holz, bildet zusammen mit den sie umgebenden, schneebedeckten Bergen das perfekte Bild einer idyllischen Winterlandschaft. Ihr Anblick, so malerisch und ruhig, wirkt wie eine Szene aus einem alten Bergroman, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Im Hintergrund erhebt sich der Vordere Geißlkopf mit seinen schneeüberzogenen Flanken und der felsigen Spitze.

Skitour_Romatenspitze_Mallnitz
Unter dem endlosen Blau des Himmels entfaltet sich ein majestätischer Tanz der Giganten: Schneegekrönte Gipfel reihen sich stolz aneinander, eine eindrucksvolle Parade der Natur.
Hütte_Romatenspitze_Skitour_Laschgboden
Die kleine Holzhütte trotzt den eisigen Temperaturen inmitten der ungestümen Bergwelt.

Die Ruhe nach dem Sturm

Wir machen eine kurze Pause und wärmen uns mit heißem Tee, der in der kalten Luft dampft. Allzu lange dauert es aber nicht, bis ich wieder ein Frösteln spüre, also lassen wir die Hütte hinter uns und setzen unseren Aufstieg in nordöstlicher Richtung unterhalb des Hanges der Feldspitze fort. Bald gelangen wir in eine Senke, wo das Gelände merklich ebener wird. Überraschend lässt auch der zuvor so starke Wind nach – als wäre er plötzlich verstummt. Erleichtert atme ich durch und ziehe mir endlich die Kapuze vom Kopf.

Die Spur zieht uns nun in Kehren, tendenziell nach rechts, über die sanft geneigten Hänge hinauf zum Gratrücken. Hier, in dieser abgeschiedenen Ecke, weit entfernt vom Alltagsgetöse, fühlt es sich an, als würde man frei wie ein Vogel seine Flügel ausbreiten und mühelos über die Berggipfel hinwegsegeln. Die Luft, kristallklar und erfrischend, belebt meine Gedanken, während ich in der ruhigen Bergwelt einen seltenen, fast vergessenen Frieden empfinde. Trotzdem brauche ich noch etwas Kraft für die letzten Meter bis zum Gipfelkamm.

Skitour_Romatenspitze_Mölltal
Im Winter verwandeln sich die Hohen Tauern in ein zauberhaftes Schneeparadies, das die Herzen von Natur- und Wintersportliebhabern höherschlagen lässt.

Ein Atemzug Freiheit: Der Weg zum Gratrücken

Obwohl sich allmählich Müdigkeit in meinen Beinen ausbreitet, ist da eine unverkennbare Vorfreude, die mich antreibt. Der Gedanke an den bevorstehenden Gipfelblick, an das Gefühl, oben zu stehen und die Welt unter mir zu sehen, lässt mich die Erschöpfung fast vergessen. In meinem Kopf male ich mir aus, wie es sein wird, wenn ich endlich ankomme: der Stolz, das Erreichte, die atemberaubende Aussicht, die mich erwartet.

Während ich weitergehe, konzentriere ich mich darauf, meinen Atem gleichmäßig zu halten, tief ein- und auszuatmen. Es erinnert mich daran, wie wichtig es ist, in diesen Augenblicken ganz im Hier und Jetzt zu sein, jeden Schritt bewusst zu setzen und sich auf das Vorankommen zu fokussieren. Es ist eine Herausforderung, sicher, aber eine, die zugleich ungemein motivierend ist.
Als ich weiter den Hang hinaufsteige, beginnt sich das Panorama vor mir allmählich zu öffnen. Mit jedem Fellmeter erweitert sich mein Blickfeld und ich beginne mehr von der herrlichen Landschaft zu sehen, die mich umgibt. Es ist, als würde sich der Vorhang einer riesigen Bühne langsam heben, um die volle Pracht der Natur zu enthüllen. 

Romatenspitze_Skitour_Mallnitz
Unentwegt strebe ich dem Gipfel zu und trotz der zunehmenden Müdigkeit in meinen Beinen, lässt mein Ehrgeiz nicht nach.

Hochgefühle: Zwischen Himmel und Erde in den Hohen Tauern

Endlich, mit den letzten Atemzügen der Anstrengung, erreiche ich den Gipfel. Der Moment, in dem ich oben stehe, ist fast surreal. Die Erschöpfung weicht einer tiefen Zufriedenheit und einem Gefühl der Leichtigkeit. Der Panoramablick vom Gipfel ist überwältigend – ein 360-Grad-Blick auf die umliegenden Bergketten, Täler und die endlose Weite der Hohen Tauern. Die Berge, umhüllt von einem zarten Schneemantel, gleichen einer Gruppe schlafender Drachen, deren Rücken sanft von der Wintersonne gewärmt werden. Glitzernde Schneegipfel, soweit das Auge reicht. 

Romatenspitze_Gipfelaussicht
In jeder Ecke der verschneiten Berglandschaft hallt der Ruf des Abenteuers.

Ich lasse meinen schweren Rucksack behutsam zu Boden sinken, löse die Bindungen meiner Tourenski und entferne die Felle mit einem gezielten Ruck. Nachdem ich sie im Rucksack verstaut habe, stapfe ich zum hölzernen Gipfelkreuz vor. Um mich herum erstreckt sich ein Ozean aus Gipfeln, jeder trägt eine meterhohe Krone aus funkelndem Schnee. Alle Anstrengungen sind im Nu verflogen und mein Herz schwillt vor Glück an, als könnte es die Freude kaum noch fassen. Dieser Moment ist ein tiefes Durchatmen für die Seele, eine seltene Gelegenheit, sich ganz und gar frei und ungebunden zu fühlen. Unmittelbar vor mir erheben sich der majestätische Greilkopf und das imposante Ebeneck, während die beeindruckenden Gipfel der Reißeckgruppe so greifbar nahe scheinen, als könnte man sie fast mit der Hand berühren. 

Jedes Mal, wenn ich den Gipfel erreiche, ist es ein besonderer Triumph. Ich gönne mir ein paar Minuten der Ruhe, um diesen persönlichen Sieg in vollen Zügen zu genießen. Auch wenn der Aufwand für eine solche Tour oft beträchtlich ist – lange Anfahrten, frühes Aufstehen, der Kampf gegen eisige Winde und müde Beinmuskeln auf den letzten Metern – lösen sich all diese Herausforderungen in nichts auf, sobald ich hier oben stehe. Umgeben von der unfassbaren Schönheit der Bergwelt, bereue ich keine einzige Sekunde der Mühen, die ich auf mich genommen habe, um das hier mit eigenen Augen sehen zu dürfen.

Skitour_Romatenspitze_Gipfelkreuz
Meterhohe Schneemassen, gigantische Wechten und steile Bergflanken prägen die Umgebung der Romatenspitze im Winter.
Romatenspitze_Skitour_Ausblick_vom_Gipfel
Nach Westen gewandt, wetteifern die Gipfel mit ihren schneebedeckten Häuptern um Erhabenheit, während nur an den steilsten Flanken das nackte Gestein kühn hervorbricht.

Pures Skivergnügen: Im Rausch der weißen Hänge

Als ich wenig später die weitläufigen, sanften Hänge auf meinen Skiern hinabgleite, mit jedem Schwung den Schnee aufwirbelnd und die Kanten sich tief in die weiße Pracht graben, kann ich mein Glück kaum fassen – mein Grinsen wird immer breiter. Eine euphorische Leichtigkeit erfüllt mich, während ich Kurve um Kurve in den weichen Schnee ziehe. Der Wind umspielt meine Ohren, während ich mich durch den frischen, staubenden Schnee bewege, der unter meinen Skiern eine schimmernde Spur hinterlässt. Genau in diesem Moment der Freiheit, während ich zum nächsten Schwung ansetze, sprießen schon die Ideen für ein neues Abenteuer in meinem Kopf.

Romatenspitze_Skitour
Die Abfahrt von der Romatenspitze erfolgt entlang der Aufstiegslinie. Der steile, direkte Gipfelhang ist nur bei sehr sicheren Verhältnissen möglich.

Fazit zur Tour: Die Romatenspitze wird oftmals als „Modetour“ beschrieben, da sie aufgrund des wenig schwierigen Aufstiegs und bei guten Schneeverhältnissen auch für weniger geübte Skitourengeher geeignet ist. Doch ihre Beliebtheit ist mehr als gerechtfertigt: Die Romatenspitze, gelegen im Nationalpark Hohe Tauern in Kärnten, bietet eine atemberaubend schöne Landschaft, deren Anblick noch lange im Gedächtnis bleibt. Die Abfahrt beginnt unterhalb des Gipfels in südwestlicher Richtung, führt über malerische Hänge zurück in den Laschgenboden, dann weiter nach Süden bis oberhalb der Jamnigalm und von dort über einen Forstweg zurück zum Ausgangspunkt. Wenn du auf das Tourentaxi verzichtest, erhöht sich die Tour auf insgesamt 1400 Höhenmeter. Durch das Taxi wird der Aufstieg um rund eine Stunde verkürzt.

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