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Gemütliche Skitour für Genießer: auf das Feldalphorn in den Kitzbüheler Alpen

Beim Blick auf die Lawinenlage stellt sich Ernüchterung ein. Die Situation ist kritisch. Meine ursprüngliche Idee damit vom Tisch. Als ich das realisiere, macht sich Enttäuschung breit. Doch obwohl ich an der Tatsache zu knabbern habe, weiß ich, dass jetzt nur eines gilt: „Weniger ist mehr.“ Denn auch das gehört zum Skitourengehen dazu: zu wissen, wann man lieber auf Plan B oder C zurückgreift, selbst wenn Plan A sehr verlockend wäre. Recherchieren. Abwägen. Verwerfen. Beurteilen. Eine alternative Tour zu finden kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Doch nach langem Überlegen steht die Entscheidung endlich fest: wir werden auf das Feldalphorn gehen.

BergFeldalphorn
1923 Meter
Auffach, Tirol
Skitourleichte Skitour
Dauer: 3 Stunden
Länge: 8 Kilometer
Aufstieg/Abstieg: 980 Höhenmeter
Hangrichtung: W, NW
Höhenprofil & Karte
AnfahrtParkplatz im Ortsteil Schwarzenau nach dem Buswendeplatz
Das Parken außerhalb der gekennzeichneten Parkfläche wird von der Polizei gestraft. Es sind nur begrenzte Parkmöglichkeiten vorhanden.
Zum Google Maps Routenplaner

Trumpf im Ärmel

Das Feldalphorn ist ein 1923 Meter hoher Berg in den Kitzbüheler Alpen. Die Tour zählt zu den einfacheren in der Gegend um die Wildschönau. Doch auch wenn die Lawinengefährdung als eher gering eingeschätzt wird, heißt das nicht, dass ein Unglück nicht doch passieren kann. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nie und eine Tour sollte stets tagesaktuell bewertet werden.

Der Schnee glitzert in der Sonne. Die frische Bergluft wirkt belebend. Meine Stimmung ist gut und die Vorfreude auf den heutigen Tag groß. Ich bin gespannt, wie viele Tourengeher tatsächlich unterwegs sein werden. Die Wörter „beliebt“, „Klassiker“ oder „Paradeberg“ in meinem Tourenführer haben mich durchaus stutzig werden lassen. Nichtsdestotrotz bin ich dankbar, dass wir überhaupt eine Skitour gehen können. Es ist nicht die steilste, die einsamste oder die höchste meiner bisherigen Touren, aber der Ausblick vom Gipfel soll dennoch sehr eindrucksvoll sein. Weil ich heute sowieso keine hohen Erwartungen habe, bin ich gelassen und tiefenentspannt. Genieße die herrliche Winterlandschaft und spüre ihre Wirkung auf mein Gemüt.

Skitour_Feldalphorn
Die Skitour auf das Feldalphorn führt über Wiesenhänge in gemächlicher Steigung zum aussichtsreichen Gipfel.
Skitour_Feldalphorn_KitzbuehelerAlpen
Noch vor der Vorderen Feldalm zieht die Spur rechtshaltend zu einem flachen Rücken, über den der höchste Punkt erreicht wird.

Die Ruhe weg

Der Berg ist ein echter Seelentröster. Ein Ort der Sehnsucht und Entschleunigung. Schon die Aussicht auf die hohen Bergketten löst Wohlbefinden aus. Die weitläufigen Almwiesen versprechen Ruhe und inneren Frieden. Stress und belastende Gedanken werden verscheucht. An ihre Stelle tritt der Genuss der verschneiten Hänge und weißen Bergspitzen. Die äußeren Reize werden auf das Wesentliche reduziert. Die kleinen Dinge treten plötzlich in den Vordergrund. Ich habe Zeit, meine Umgebung zu inspizieren, ihre Eigenheiten und versteckten Wunder zu entdecken. 

Wir folgen der Spur, die mäßig ansteigend verläuft. Sie führt uns zunächst zur Unteren und weiter zu den Hütten der Oberen Prädastenalm. Nach der Oberen Prädastenalm kommen wir in ein Flachstück, bevor wir zu einer kurzen, steileren Querung zwischen zwei Waldstücken gelangen. Wir halten uns etwas links in Richtung Vordere Feldalm, wobei wir kurz vor dieser rechtsseitig den breiten Rücken des Feldalphorns zu dessen Gipfel aufsteigen. 

Das Gelände ist während der gesamten Tour recht flach, sodass der Aufstieg schon fast etwas Meditatives an sich hat. Körper, Geist und Seele verschmelzen zu einer harmonischen Einheit und ich spüre, wie sich meine Energiespeicher wieder auffüllen. Inmitten dieser herrlichen Berglandschaft blühe ich auf und schlägt mein Herz ein bisschen höher. Mit einem breiten Grinsen erreiche ich schließlich den Gipfel. Wie erwartet, ist dieser schon ganz gut besucht.

Skitour_Feldalphorn_Gipfel
Kurz vor dem Gipfel des Feldalphorns mit den Kitzbüheler Alpen im Rücken
Skitour_Feldalphorn_Fernsicht
Obwohl die Tour technisch sehr einfach ist, kann das Panorama durchaus mit den anspruchsvolleren Touren mithalten.
Skitour_Feldalphorn_Aussicht
Trotz seiner Höhe von nicht einmal 2000 Metern bietet das Feldalphorn eine überragende Aussicht von den Hohen Tauern bis nach Bayern.
Skitour_Feldalphorn_Landschaft
Die Entlohnung für den Aufstieg: eine Bergwelt, die mich ins Schwärmen bringt

Inmitten der Gipfelschar

Das Gipfelkreuz steht auf einem Felsvorsprung, zu dem man ein kurzes Stück zu Fuß laufen muss. Der Blick von hier oben ist herrlich. Ein Gipfel mächtiger als der andere. Der Große Rettenstein, der Wilde Kaiser, das Schwaiberghorn und der Breiteggern dominieren die eindrucksvolle Bergszenerie. Mit großen Augen starre ich in die Ferne. Mein Kopf, zuvor ein verschlungenes Gedankenknäuel, ist plötzlich leergefegt. Ich bin voll und ganz bei mir. Es ist dieses sehnsüchtige Gefühl, so weit wie möglich weg vom Alltäglichen zu sein, und gleichzeitig so nah wie nur denkbar am Abenteuer.

Die Spannung zu spüren, kurz bevor man nicht mehr höher steigen kann. Das Feuergefecht an Emotionen, wenn man es bis nach ganz oben geschafft hat. Zur Riege der Gipfelstürmer zählt. Sich umblickt und denkt: „Ich habe es geschafft!“. Die hektische Welt steht plötzlich still, obwohl am Gipfel gerade Rush Hour herrscht. Ich versuche, den Moment zu konservieren. Den Pausenknopf zu drücken und mir mein eigenes kleines Universum zu schaffen. Die Landschaft ist gewaltig schön und würde ich nicht langsam zu frösteln beginnen, könnte ich mich gar nicht mehr losreißen.

Skitour_Feldalphorn_Ausblick
Mit jedem Schritt schieben sich mehr weiße Zacken und scharfe Grate ins Blickfeld.
Skitour_Feldalphorn_Wildschoenau
Wo könnte man glücklicher sein, als hier oben?
Skitour_Feldalphorn_von_der_Wildschoenau
Der Moment der Ankunft am Gipfel ist immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis.
Skitour_Feldalphorn_Kitzbueheler_Alpen
Das Feldalphorn punktet mit einem himmlischen Blick auf den Rettenstein, das Kaisergebirge, Richtung Rofan und auf die umliegenden Kitzbüheler Alpen.
Skitour_Feldalphorn_Panoramablick
Wer im ersten Augenblick auf der Kuppe des Feldalphorns kein Gipfelkreuz sieht, sollte nicht enttäuscht sein. Dieses steht nur einige Meter weiter auf einem kleinen Felsen und wartet mit einer gewaltigen Rundumsicht auf.

Wellenreiten

Bei der Abfahrt hält man sich am besten an den Aufstiegsweg. Die Variante, vom Gipfel rechts des Rückens direkt zur Vorderen Feldalm abzufahren, bedarf jedenfalls sicherer Verhältnisse. Wir bleiben auf der bekannten Route und genießen die Fahrt über die breiten und sanft geneigten Hänge. Wie ein Künstler zeichne ich meine Linien in den Schnee. Der Pulver fliegt in die Luft. Die Skier gleiten scheinbar schwerelos über die Schneedecke. Es fühlt sich an wie eine Welle zu surfen, auf Wolken zu laufen und gleichzeitig den Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen. Meine beiden Bretter wedeln von links nach rechts, während sich das pure Glück an meinem Gesicht ablesen lässt. Die Bewegungen sind schnell, die Umgebung rauscht in Bruchteilen einer Sekunde an mir vorbei. Der Adrenalinpegel steigt und die Endorphine schießen durch die Blutbahn. Dass ich heute eigentlich lieber auf einem anderen Gipfel gestanden hätte, habe ich vor lauter Freude ganz vergessen.

Skitour_Feldalphorn_Winter
Jeder Gipfel birgt seine faszinierende Besonderheit – so auch das Feldalphorn.

Fazit zur Tour: Die Skitour auf das Feldalphorn zählt zu den einfachsten Skitouren in den Kitzbüheler Alpen und ist aus diesem Grund bei Anfängern sehr beliebt. Da das Feldalphorn als ziemlich lawinensicher gilt, wird es außerdem häufig als Ausweichtour bei heiklen Lawinensituationen begangen. Dennoch birgt das freie Gelände immer die Gefahr eines Lawinenabganges. Eine Beurteilung der aktuellen Situation bzw. des Lawinenrisikos darf man deshalb auch bei einer unschwierigen Tour wie dieser nicht unterlassen. Steile Hänge und rassige Abfahrten sucht man entlang des Normalweges auf das Feldalphorn vergebens. Auch an deiner Spitzkehrentechnik kannst du während dieser Tour nicht feilen. Nichtsdestotrotz ist der Ausblick vom Gipfel fantastisch und entschädigt für den eher unspektakulären Aufstieg.
Etwas ärgerlich empfand ich die Situation mit den Parkplätzen, da es tatsächlich viel zu wenige gibt und man einen Strafzettel bekommt, sofern man sein Auto außerhalb der gekennzeichneten Flächen parkt. Hier lohnt es sich entweder sehr früh zu kommen oder etwas später, sodass bereits die ersten Tourengeher wieder ihren Heimweg antreten.

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