Die schneebedeckten Hänge erscheinen weich und einladend, fast wie eine Decke aus feinstem, weißem Samt, die sorgsam über die weitläufige Almlandschaft ausgebreitet wurde. Es ist eine ruhige, friedvolle Szenerie, die die Zeit selbst einzufrieren scheint. Kein Baum, kein Strauch trübt das endlose Weiß, das bis zum Horizont und darüber hinaus zu reichen scheint.
Links von mir ragt der Draugstein markant aus dieser verträumten Winterlandschaft empor. Seine Felsflanken sind in eine dicke Schicht aus Schnee gehüllt, während der Gipfel felsig und unbedeckt bleibt – ein auffälliger Gegensatz zu den umliegenden, weichen Almhängen. An jenen Stellen, wo die steilen, rauen Felsen den Schnee nicht festhalten, zeigt sich das blanke Gestein, das dem Draugstein seinen wilden und unbändigen Charakter verleiht.
Berg | Filzmooshörndl (und Loosbühel) 2189 Meter und 2048 Meter Großarl, Salzburg |
Skitour | mittelschwere Skitour Dauer: 4 Stunden Länge: 10 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 850 bzw. 1150 Höhenmeter (inklusive Loosbühel) Hangrichtung: N, NO Höhenprofil & Karte |
Anfahrt | Parkplatz Grundlehen Zum Google Maps Routenplaner |
Inhaltsverzeichnis
Zwischen Frost und Sonnenschein
Das Filzmooshörndl, das mir bereits von Wanderungen bekannt ist, präsentiert sich nun in einem völlig anderen Kleid. Wo im Sommer blühende Wiesen waren, liegt jetzt ein weißer Schneeteppich vor mir. Das Ellmautal, in dem ich mich befinde, erstreckt sich von Großarl aus etwa sechs Kilometer nach Osten und ist gesäumt von Bauernhöfen und Almen. Die Skitour auf das Filzmooshörndl beginnt mit einem malerischen Abschnitt durch einen tief verschneiten Wald, der mich entlang des schattigen Filzmoosbachgrabens zur gemütlichen Filzmoosalm führt.
Der Weg ist abwechslungsreich, flache Passagen wechseln sich mit leichten Anstiegen ab. Über meinem Kopf biegen sich die Äste unter der Schneelast und manchmal rieselt es von den Zweigen herab. Gelegentlich bricht die Sonne durch das Nadelbaumdach und lässt den Schnee sanft glitzern, so als bestünde er aus unzähligen kleinen Diamanten. Schließlich erreiche ich die auf 1710 Metern Seehöhe gelegene Filzmoosalm, die im Winter allerdings geschlossen ist.
Vergangenes trifft Gegenwart: Auf vertrauten Pfaden
Ich erinnere mich lebhaft daran, wie ich hier im Sommer mit einem Sonnenbrand im Gesicht auf der Terrasse saß und ein köstliches, hausgemachtes Käsebrot genoss, das meine Energiereserven wieder auffüllte. Das Gefühl, hierher zurückzukehren, ist wie das Durchblättern eines vertrauten Buches, dessen Seiten voller persönlicher Erinnerungen sind. Jeder Blick auf die Landschaft weckt Gedanken an vergangene Erlebnisse und erfüllt mich mit einer warmen Vertrautheit. Es ist, als würde ich alte Freunde wiedersehen – die Berge, die Wege, die Ausblicke – alles fühlt sich bekannt und doch neu an.
Nach einer erholsamen Pause auf dem sonnigen Vorplatz der Hütte setzen wir unsere Skitour in südöstlicher Richtung fort. Dabei durchqueren wir einen Wald aus Lärchen und Zirben, der von warmem Sonnenlicht durchflutet wird. Der Pfad wird hier etwas steiler, fordert mehr Kraft von meinen Muskeln. Trotzdem erreiche ich schnell und mit entschlossenen Schritten das weitläufige Almgebiet oberhalb des felsigen Harsteins.
In dieser idyllischen Almlandschaft offenbart sich mir erneut die Einzigartigkeit des Großarltals, welches mit seinen über 40 bewirtschafteten Almen zurecht als „Tal der Almen“ bekannt ist. Obwohl viele Almen im Winter geschlossen sind, verströmt die Landschaft, unter ihrem funkelnden Schneeschleier ruhend, einen ganz besonderen Zauber. Die weiße Pracht vor meinen Augen bestätigt einmal mehr, wie wunderschön der Winter sein kann. Unser Weg führt weiter über die Almwiesen zur Scharte links neben dem Filzmooshörndl, und dann, nach rechts abbiegend, über den kontinuierlich ansteigenden Bergrücken bis zum Gipfel.
Am Gipfel der Erinnerungen: Winterliche Aussichten, sommerliche Gedanken
Kurz vor dem Gipfelaufbau deponieren wir unsere Skier, um die letzten Meter zu Fuß nach oben zu stapfen. Am Gipfelkreuz angekommen, belohnt mich ein atemberaubender Blick auf die umliegende Berglandschaft. In diesem Moment erinnere ich mich an meinen vorherigen Besuch, der an einem sonnigen und warmen Sommertag stattfand. Mein Blick schweift über die gleiche Landschaft, die ich schon damals bewunderte, doch jetzt liegt sie da, eingehüllt in ein prächtiges Winterkleid. Der Ausblick – von den majestätischen Gipfeln der Hohen Tauern über die Bergketten des Hochkönigs bis hin zum imposanten Dachsteingebirge – ist wie ein lebendiges Wintergemälde, das man einfach nur ewig betrachten könnte.
Die einst sattgrünen Wiesen haben sich in ein unendliches Feld aus funkelndem Weiß verwandelt, das sich sanft unter den orangefarbenen Strahlen der Wintersonne wärmt. Diese Landschaft, so vertraut und doch so anders, raubt mir erneut den Atem. Ich versuche, jedes Detail, jede Linie des Panoramas in mich aufzunehmen, als wollte ich diese Eindrücke für immer in meinem Gedächtnis abspeichern.
Momente des Staunens: Im Bann der Bergriesen
Um mich herum erstreckt sich ein majestätisches Meer aus schneegekrönten Gipfeln, ein Netz aus frostigen Wellen, das sich bis zum Horizont zieht. Langsam taucht die Sonne die ganze Welt um mich herum in ein goldgelbes Licht. Ihre warmen Strahlen streicheln die schneebedeckten Gipfel und Täler, verleihen jedem Schneekristall einen goldenen Schimmer – ein Augenblick, den ich am liebsten anhalten würde, so einzigartig und faszinierend ist er. In diesen Minuten bin ich einfach nur glücklich und dankbar, hier stehen zu dürfen und jede Sekunde auskosten zu können.
Schließlich wird es Zeit für die Abfahrt, die mich diesmal entlang des Aufstiegsweges nordostwärts zurück zur Filzmoosalm führt. Der verlockende Gipfelhang direkt unterhalb des Filzmooshörndls ist meist tabu, da immer wieder Lawinenunfälle passieren.
Die weiten, weniger steilen Hänge hingegen eigenen sich wunderbar für ausgedehnte Schwünge. Mit lässigen Bewegungen setze ich über den Schnee, die kalte Luft in tiefen Zügen einatmend. Die Weite des Hanges bietet unendliche Möglichkeiten, meine Linie zu wählen und mit jeder Kurve spüre ich, wie der Alltag immer weiter in die Ferne rückt. Die Berggipfel rauschen an mir in Windeseile vorbei. Dieser Augenblick, in dem ich mich der Schwerkraft und der Freude am Skifahren hingebe, ist einfach unbeschreiblich.
Von stillen Almen zu den steilen Waldpassagen: Eine abwechslungsreiche Abfahrt
Auf Höhe des Harsteins nimmt die Abfahrt eine anspruchsvollere Wendung, da sich das Gelände in einer kurzen, aber steilen Passage verengt und stärker abfällt. Es geht mitten durch die dicht aneinander stehenden Bäume. Die Fahrt wird damit zum aufregenderen Balanceakt – eng an den Baumstämmen vorbei. Mit präzisen, kurzen Schwüngen lenke ich meine Skier durch den schmalen Korridor, jedes Manöver sorgfältig kalkuliert. Die Nähe der Bäume erfordert volle Konzentration und schnelle Reaktionen, während ich mich durch die engen Abschnitte winde. Schließlich habe ich es geschafft und erreiche abermals die Filzmoosalm. Von hier aus nehme ich die gemütliche Forststraße, um wieder beim Ausgangspunkt anzukommen.
Mit müden Beinen, aber einem Herzen erfüllt von purer Freude, schlüpfe ich aus meinen Skischuhen. Eines steht nach dieser Tour fest: Unabhängig von der Jahreszeit ist dieser Ort etwas ganz Besonderes. Und meine Erinnerungen an dieses Fleckchen Erde sind nun um einige unvergessliche Momente reicher.
Fazit zur Tour: Die Skitour auf das Filzmooshörndl muss man einfach gemacht haben, wenn man im Großarltal unterwegs ist. Das felsige Filzmooshörndl ist nicht umsonst meist gut besucht, denn am Gipfel wird man mit einem herrlichen Weitblick belohnt. Sehr empfehlen kann ich einen kurzen Abstecher zum malerischen Gipfelkreuz auf der Filzmooshöhe, die zwischen dem Draugstein und dem Filzmooshörndl liegt.
Die Abfahrt über die Forststraße gestaltet sich langwierig und nicht besonders aufregend. Aus diesem Grund kombinieren viele Skitourengeher die Skitour auf das Filzmooshörndl mit dem nahe gelegenen Loosbühel. Hierfür steigt man zusätzliche 300 Höhenmeter zum Gipfel des Loosbühels auf, was das erneute Anlegen der Felle erfordert. Insgesamt erhöht sich die Anforderung der Tour damit auf 1150 Höhenmeter. Die Abfahrt erfolgt schlussendlich über die beeindruckenden Nordwesthänge und durch die Schneisen hinunter zum Parkplatz Grundlehen. Ein weiteres Highlight dieser Variante: Die Loosbühelalm ist im Winter geöffnet und bietet eine gemütliche Einkehrmöglichkeit.