Ich bin ein Mensch, der viel Abwechslung braucht. Das ist einerseits ein Segen, andererseits macht es mir das Leben nicht immer leicht. Oftmals fühle ich mich rastlos. Stets auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer. Getrieben von einem inneren Entdeckergeist. Das Leben bietet so viel und ich möchte nichts davon verpassen. Lieber schöpfe ich aus den Vollen, als etwas zu versäumen. Die Neugierde lässt mich immer wieder nach neuen Erfahrungen Ausschau halten. Keinesfalls will ich Gefahr laufen, mich hinter meinem Tellerrand zu verstecken. Nein, ich will in die Ferne blicken. Unbekannte Orte erforschen. Meine Augen Dinge sehen lassen, die sie zum Leuchten bringen. Neue Wege gehen, anstatt auf der Stelle zu treten. Eine andere Perspektive vom Leben gewinnen. Die Welt ist wie eine Schüssel voller Süßigkeiten und ich kann nicht widerstehen, immer wieder herzhaft zuzugreifen.
Berg | Schwarzkogel 2030 Meter Aschau, Tirol |
Skitour | leichte Skitour Dauer: 3 Stunden Länge: 8 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 1020 Höhenmeter Hangrichtung: N, W Höhenprofil & Karte |
Anfahrt | Parkplatz beim Übungslift Zum Google Maps Routenplaner |
Abenteuerlust
Ich war noch nie in den Kitzbüheler Alpen. „Warum eigentlich nicht?“, frage ich mich eines Tages. So weit sind sie doch gar nicht von Salzburg entfernt. Doch bisher hatte ich diese Region nie am Radar. Und da ist sie wieder: eine Idee, die mich nicht mehr loslässt. Sich in meinen Gedanken verwurzelt, bis ich ihr nachgebe. Noch am selben Abend durchforste ich das Internet nach Tourenvorschlägen. Ich bin Feuer und Flamme. Im Überschwang der Gefühle kaufe ich mir sogar am nächsten Tag einen Tourenführer und finde auch schon mein erstes Ziel: den Schwarzkogel.
Der Schwarzkogel ist ein anfängerfreundlicher Tourengipfel unweit der Gemeinde Aschau, der knapp über der 2000-Meter-Marke liegt. Die Tour startet entlang der Skiroute „Schwarzkogel“ an der Talstation des Schlepplifts, welcher nur zu bestimmten Zeiten überhaupt in Betrieb ist. Durch eine breite Waldschneise ziehen wir unsere Spur eine halbe Stunde auf der unpräparierten Piste nach oben. Dabei queren wir den Aschauer Höhenweg und passieren die Seewaldalm.





Ein unbeschriebenes Blatt
Über einen Ziehweg sowie sanfte Hänge erreichen wir schließlich die Kleinmoosalm in der Nähe eines schlichten Holzkreuzes. Der Schnee funkelt wie Diamanten in der Sonne. Fasziniert beobachte ich die mir unbekannte Umgebung. Jeder Winkel, jede Blickrichtung, jedes Gebäude und jeder Gipfel ist mir fremd. Doch ebendiese Ungewissheit birgt die Spannung in sich. Gibt mir das Gefühl, mit meinen Skiern eine neue Welt zu erobern. Natürlich waren schon viele andere vor mir hier oben. Doch für mich ist es noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Wie eine Leinwand, die darauf wartet, dass man sie voller Leidenschaft bepinselt. Man sieht sich zwar die Tour auf einer Karte an, vielleicht sogar ein paar Bilder. Nichtsdestotrotz ist es eine Reise ins Unbekannte. Erst das, was man selbst erkundet und erlebt hat kreiert ein buntes Bild im Kopf. Schafft Erinnerungen, die sich ins Gedächtnis brennen.
Noch vor der verfallenen Oberen Kleinmoosalm wenden wir uns nach rechts in Richtung des breiten Vorgipfels. Auf den Hauptgipfel kommen wir über den Nordwestrücken, den wir in einigen etwas steileren Kehren bezwingen. Vom breiten Grat sind es nur mehr wenige Schritte bis zum höchsten Punkt mit dem Gipfelkreuz. Bei gutem Wetter ist der Schwarzkogel ein traumhafter Panoramaberg. Wir haben heute Kaiserwetter und in diesem Sinne zeigt sich auch der Wilde Kaiser von seiner schönsten Seite. In südlicher Richtung bäumt sich der Große Rettenstein vor den Hohen Tauern auf. Die Kitzbüheler Alpen, das Karwendel und die Brandenberger Alpen sowie die Leoganger Steinberge und die Glocknergruppe scheinen nur einen Steinwurf entfernt. Besser hätte mein Debüt in den Kitzbüheler Alpen nicht verlaufen können. Ich genieße jeden Moment hier oben am Gipfel und bin froh, auf diese Entdeckungsreise gegangen zu sein und mich aus meiner Komfortzone gewagt zu haben.






Aussichtswarte
Eine Seniorengruppe gesellt sich in der Zwischenzeit zu uns auf den Gipfel. Die Herrschaften erzählen, dass es eine Ewigkeit her ist, seit sie das letzte Mal hier oben gewesen sind. Doch an ihren Gesichtern kann ich ablesen, dass der Berg nichts von seinem Zauber verloren hat. Ich kann sie nur allzu gut verstehen, denn auch wenn es für mich das erste Mal in dieser Gegend ist, so soll diese Tour nur der Startschuss gewesen sein. Ich blicke in die Ferne und liebäugle schon mit den nächsten Gipfeln. Denn das ist es, was ich am Berggehen so gerne mag: es gibt immer noch einen Berg, an den man seine Gedanken verlieren kann. Es ist eine Passion, die stets dazu motiviert, Neues zu entdecken.
Mittlerweile wird es Zeit für die Abfahrt. Wir machen es uns leicht und entscheiden uns für den direkten Weg entlang der Aufstiegsspur. Was mir besonders gut gefällt: die Hänge sind nicht wirklich steil. Für jemanden wie mich, der vor rassigen Talfahrten immer noch großen Respekt hat, ist dieses Gelände ideal. Mit gutem Bauchgefühl und ohne die Angst im Nacken genieße ich die Abfahrt im puderweichen Tiefschnee. Das gute Gefühl überträgt sich auf meiner Skier, deren Spitzen scheinbar ohne mein Zutun an der Oberfläche gleiten.
Anstatt verkrampft fühlen sich meine Beine heute federleicht an und lassen sich auch von der ein oder anderen Unebenheit im Boden nicht aus der Ruhe bringen. Die Skier schweben wie auf Wattebauschen. Mit gekonnten Bewegungen dirigiere ich sie den Hang hinab. Mit jedem Schwung wächst mein Selbstbewusstsein. Rhythmus und Timing stimmen. Im stetigen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, Druckaufbau und Entlastung, Beugen und Strecken vergeht die Zeit wie im Flug und ehe ich mich versehe, sind wir zurück am Parkplatz.
Fazit zur Tour: Der Schwarzkogel war ein schöner Einstieg in die Tourenarena der Kitzbüheler Alpen. Die Skitour ist nicht allzu schwierig und bietet bei wenig Schnee den Vorteil einer beschneiten Piste auf den letzten Höhenmetern. Für die Abfahrt sind wir der Aufstiegsspur gefolgt. Bei sicherer Schneelage und guter Sicht ist es aber auch möglich, vom Vorgipfel direkt, links an einem Felsabbruch vorbei, zur Unteren Kleinmoosalm abzufahren.





