Was braucht man alles zum Leben? Was macht uns glücklich? Ein schönes Zuhause? Ein großes Auto, eine Bilderbuchkarriere? Das neueste Smartphone oder doch ganz einfach Zeit? Zeit, um zu tun, was uns Freude bereitet? Zeit mit unseren Liebsten? Selten habe ich mir diese Fragen so oft gestellt, wie auf meiner Reise durch Myanmar.
Inhaltsverzeichnis
Meine Beweggründe für eine Reise nach Myanmar
Trotz seiner reichen Ressourcen und Bodenschätze zählt das ehemalige Burma zu den ärmsten Ländern Asiens, dies ist auch der von 1962 bis 2011 herrschenden Militärdiktatur geschuldet, die das Land in wirtschaftliche und politische Isolation geführt hat, zu einem der am wenigsten entwickelten Länder der Welt (Und was gab es nach der Öffnung des Landes, zuerst? Natürlich eine originale Dose Coca-Cola und dazu einen Kübel Chicken Wings von Kentucky Fried Chicken!)
Myanmar hat auch eine Schattenseite. In einigen Teilen des Landes tobt bis heute ein Bürgerkrieg, in dem Rebellengruppen aus ethnischen Minderheiten um Unabhängigkeit kämpfen. Das Land ist ein Vielvölkerstaat, rund 55 Millionen Einwohner teilen sich auf insgesamt 135 Ethnien auf, wobei 70 Prozent Birmanen sind.
Warum gerade Myanmar?
Diese Frage wurde mir nicht nur einmal gestellt. Ich persönlich wollte ein Asien sehen, das noch unbeeinflusst vom Massentourismus ist, ein Land, in dem die Zeit förmlich stehen geblieben ist und das jahrzehntelang von der Außenwelt isoliert war. Wie leben die Menschen dort und wie sieht es dort aus? Das war neben dem Buddhismus, der mich schon seit Thailand fasziniert hat, der Hauptgrund, eine Reise in dieses einzigartige Land anzutreten.
Die Rundreise geht los!
Anfang April startete ich von Thailand aus meine Reise durch Myanmar. Ich hatte über G Adventures die Tour „Myanmar on a Shoestring“ gebucht, da ich gerne in Gesellschaft bin und es praktisch gefunden habe, dass Transporte und Unterkünfte bereits im Voraus geplant und gebucht waren. Unsere Gruppe bestand aus 18 Personen zwischen 18 und 30 Jahren (meine Tour war speziell für eine jüngere Zielgruppe konzipiert). Entgegen den Vorstellungen über eine Gruppenreise war es nicht verpflichtend, alle Unternehmungen mit der gesamten Gruppe mitzumachen. Zeitweise war ich auch nur in einer Kleingruppe zu Dritt oder Fünft unterwegs. 18 Menschen den ganzen Tag um mich zu haben, wäre mir dann doch etwas zu viel gewesen. Die Reise ist das, was du daraus machst und wer lieber alleine oder nur mit wenigen anderen Personen unterwegs ist, kann dies auch tun.
Als unser Bus die Grenze von Thailand nach Myanmar überquert, bin ich aufgeregt wie lange nicht mehr. Vom Grenzübergang Mae Sai sind es etwa fünf Stunden Fahrt in die Stadt Kengtung, unser erster Stopp der Reise. Nach einem ziemlich langen Aufenthalt am Grenzübergang und einem sehr grenzwertigen Mittagessen-Erlebnis (wer hätte gedacht, dass man eine Stunde auf fast zu Tode frittierten Fisch in einer Grillstation warten muss) geht es mit „Rivers of Babylon“ und „Daddy Cool“ Hintergrundbeschallung der Bergwelt Myanmars entgegen.
Alles Wissenswerte zur Anreise, unserem Hotel und Reiseinformationen findest du im Reiseguide.
Ein Land mit großer Gastfreundschaft
Schon bei unserer Anreise nach Myanmar wird mir klar: hier ist die Zeit stehen geblieben. Nichts ist in diesem Land so, wie ich es von zu Hause kenne. Der Großteil der Bevölkerung des Landes lebt am Land – in sehr einfachen Verhältnissen. Die Menschen arbeiten hauptsächlich in der Landwirtschaft, haben das Notwendigste zum Leben. Trotzdem haben Sie jederzeit ein Lächeln auf den Lippen. In keinem Land der Welt ist man mir mit so viel Freundlichkeit, Offenheit und Herzlichkeit begegnet. Man fühlt sich nicht als Fremder, sondern stets als Freund.
Zu Besuch bei den Bergdörfern
Im östlichen Shan-Staat (die Shan sind die zweitgrößte Volksgruppe in Myanmar) nahe der Stadt Keng Tung bzw. Kyaingtong leben zahlreiche Bergdörfer ein sehr ursprüngliches Leben. Es ist wohl eine der am meisten abgeschotteten Gegenden des Landes, aber dafür umso spannender zu entdecken. In den einsamen Berghängen der Region leben die Menschen ein Leben wie vor hunderten Jahren. Rund um die Stadt Kengtung sind daher Trekkingtouren zu den Dörfern der Karen, Wa, Lisu, Akha, Palaung, Ann, Lahu und zu anderen Bergvölker beliebt (Die Anreise in diese Gegend gestaltet sich nicht so einfach: entweder über den Landweg von Thailand über die Grenze von Mae Sai/Tachileik oder per Inlandsflug.)
Die Bewohner der Dörfer haben ihre jahrhundertelangen Traditionen bewahrt und leben isoliert ein Leben wie aus einer vergangenen Zeit. Am besten unternimmt man eine solche Trekkingtour mit einem erfahrenen Guide, welcher die Sprachen der jeweiligen Bergstämme beherrscht (da jedes Volk seine eigene Sprache spricht, ist es ansonsten unmöglich, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen). Außerdem gibt es keinerlei Wegweiser, die anzeigen, wo sich die jeweiligen Dörfer befinden. Die Begegnung mit den Dorfbewohnern war für mich eines der bewegendsten Erlebnisse auf meiner fünfwöchigen Asienreise. Zu sehen, mit wie wenig man im Leben auskommt und trotzdem lebensfroh ist, hat mich sehr berührt. Vor allem auch die vielen Kinder, die uns neugierig und fröhlich aufgenommen haben. Die Gastfreundschaft ist riesig, auch wenn das Einkommen der Menschen quasi kaum vorhanden ist. Ein Tag, der mich jedenfalls zum Nachdenken angeregt hat und mir für immer in Erinnerung bleibt.
Trekkingtouren planen
Wie plant man nun eine solchen Trekkingausflug? Unterschiedlich anspruchsvolle Trekkingtouren kann man z.B. direkt im Hotel buchen (wir haben im Princess Hotel gewohnt und dort gab es auch eine große Auswahl an Trekkingtouren zu verschiedenen Bergdörfern mit lokalem Guide). Travel Agencies mit Touristenpackages, wie sie in Thailand an jeder Ecke zu finden sind, habe ich in dem verschlafenen Ort keinerlei gesehen. Wie weit man in Kengtung vom westlichen Standard entfernt ist, merkt man spätestens am Weg zum Abendessen. Nur die kleinen Lampen der ansässigen Läden werfen etwas Licht auf die Straße – Straßenlaternen oder Beleuchtung gibt es keine. Da bekommt „Dinner in the Dark“ eine ganz neue Bedeutung. Ein bisschen gruselig ist es schon, aber beim Restaurant angelang,t kann man sein Essen dann sogar inklusive Beleuchtung genießen (um am Rückweg zu hoffen, dass heute die Klimaanlage nicht streikt, weil es soeben keinen Strom gibt). Dafür haben wir sogar in dieser abgeschiedenen Gegend etwas gefunden, mit dem wir keinesfalls gerechnet hatten: eine originale New York Cheesecake! Der Westen ist also manchmal gar nicht so entfernt, wie es scheint.