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Nordthailand: White Temple und Goldenes Dreieck

Trekking durch das bergige Hochland und die fruchtbaren Täler, eine Raftingtour über ungestüme Gewässer oder ein Besuch der indigenen Bergvölker – Nordthailand ist eine Region, die zahlreiche kulturelle Highlights gepaart mit aufregenden Outdoor-Abenteuern bietet. Ein Tagesausflug führt mich nach Chiang Rai an der Grenze zu Laos und Myanmar, eingebettet in die Gebirgslandschaft des Goldenen Dreiecks. 

Ausflug von Chiang Mai zum White Temple

Etwas verschlafen steige ich früh morgens in den Minivan, der bereits gut gefüllt ist. Sogleich begrüßt mich unser Tour Guide, ein sehr motivierter junger Thailänder (hierzu muss man sagen, dass in Thailand oftmals eine übertriebene, schon fast künstlich anmutende Freundlichkeit zelebriert wird. Sein Lachen erinnerte mich unweigerlich an die Grinsekatze aus Alice im Wunderland). Witzigerweise lautet der Name des Veranstalters sogar „Happytours“ oder so ähnlich. An der passenden musikalischen Untermalung hat es während der gesamten Fahrt jedenfalls nicht gemangeltVon allen Herzschmerz-Songs der letzten Dekaden bis hin zu sämtlichen Gutelaune-Liedern ist unsere Playlist im Minivan breit gefächert. 

Alles Wissenswerte zur Anreise, meinem Hotel und Reiseinformationen findest du im Reiseguide.

Erster Stopp bei den Hot Springs

Und schon heißt es aussteigen, denn wir sind bei unserem ersten Stopp angelangt, den Hot Springs. Was hier allerdings sehenswert sein soll, ist mir bis heute ein Rätsel. Ich beäuge die unscheinbaren Löcher im Boden, aus denen heißes Wasser spritzt. Zu allem Überfluss werden viel zu überteuerte Eier angeboten, die man in den Quellen kochen kann. Diese „Attraktion“ kann man guten Gewissens vom Reiseprogramm streichen. Ich mache ein obligatorisches Foto vor den nichtssagenden Quellen und freunde mich bei einem kurzen Plausch mit zwei jungen Frauen aus Deutschland an, die ebenfalls die Tour gebucht haben. Da wir uns gleich auf Anhieb gut verstehen, verbringen wir nicht nur den Ausflug gemeinsam, sondern besuchen abends auch den Night Market in Chiang Mai. Selbst wenn die Hot Springs keinen Zauber versprüht haben, zumindest war der Stopp für ein Kennenlernen gut.

Heiße Quellen Thailand
Die Hot Springs sind mehr Touristenfalle denn Sehenswürdigkeit, ein Foto habe ich trotzdem mit nach Hause genommen.
Eier Heiße Quellen
Die Eier können über den Hot Springs gekocht werden.
Heiße Quellen
Heißer Dampf steigt aus den brodelnden Quellen empor.

Prunk und Glitzer: Thailands berühmter „White Temple“

Nachdem wir die heiße Luft der Quellen hinter uns lassen konnten, steht das Highlight des Tages am Programm. Der „White Temple“ (oder auch Wat Rong Khun genannt) liegt 13 km entfernt von Chiang Rai und ist all das, was man sich von einem buddhistischen Tempel nicht erwartet. Ich dränge mich an Menschenmassen vorbei zum Eingang, denn ein Geheimtipp ist der Tempel lange nicht mehr. Hingegen schiebt man sich dicht an dicht den Weg entlang und versucht, ein gutes Foto zu erhaschen.

Der Schöpfer dieses skurrilen Bauwerks trägt den Namen Chalermchai Kositpipat. Als von öffentlicher Seite kein Geld mehr zur Verfügung stand, den ursprünglichen Tempel zu restaurieren, nahm der Künstler sein Privatvermögen in die Hand und begann 1997 mit dem Bau seines Lebenswerkes. Beim Betreten des Heiligtums ist man beinahe geblendet von dem vielen Weiß, welches die Reinheit Buddhas symbolisieren soll. Die zahlreichen Figuren im Avantgardestil repräsentieren wichtige buddhistische Persönlichkeiten. Die gesamte Tempelanlage ist an Schnickschnack kaum zu übertreffen, die Fassade funkelt und glänzt in der  Sonne. Ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst blicken soll. Die zahlreichen prunkvollen Details übersteigen meine Wahrnehmungsfähigkeit.

Wandmalerei als Erinnerung für künftige Generationen 

Nachdem man die „Brücke der Wiedergeburt“ überquert und die Hölle in Form von hunderten Händen, welche sich den Besuchern entgegenstrecken, überwunden hat, gelangt man zu den Wandmalereien im Inneren des Tempels. Diese sind dem Buddhismus hingegen so fern wie es Superman, Hello Kitty, Michael Jackson, Harry Potter, The Matrix, Elvis, die Minions oder Osama bin Laden und George W. Bush in den Augen des Dämonen eben sein können. Weitere Wandmalereien zeugen von der Zerstörung der Welt, von Nuklearwaffen und historischen Ereignissen der letzten Jahrzehnte. Der Künstler wollte damit für künftige Generationen ein Bild unserer Zeit hinterlassen. Es herrscht eine bunte Mischung aus Chaos, Pop-Kultur, Religion und Wahnsinn, die man dank Fotografie-Verbot leider nicht festhalten darf.

White Temple Außenansicht
Tausende Besucher bestaunen täglich den Detailreichtum des Tempels. Das Hauptgebäude, der Ubosot, ist ein ganz in Weiß gehaltenes Gebäude mit Fragmenten von verspiegeltem Glas, welche in die Außenseite des Gebäudes eingebettet sind. 
White Temple Brücke
Der White Temple ist ein unvergleichbares Kunstwerk, selbst wenn man über Geschmack in diesem Falle sicherlich streiten kann.
White Temple Hände
Vor der Brücke befinden sich hunderte ausgestreckte Hände, welche das hemmungslose Verlangen symbolisieren. Die Brücke verkündet, dass der Weg zum Glücklichsein über den Verzicht auf Versuchung, Gier und Verlangen führt.

Der Mythos des Goldenen Dreiecks 

Blühende Mohnfelder, in Nebel gehüllte Gipfel, im tiefen Dschungel versteckte Heroinfabriken, durchlässige grüne Grenzen und ein hochexplosives Gemisch aus Schmugglertruppen, Rebellen, ethnischen Minderheiten und der Militärgewalt: Am berühmten „Goldenen Dreieck“ treffen die Grenzen von Myanmar, Laos sowie Thailand aufeinander und der Fluss Ruak mündet in den Mekong, die Form ähnelt einem Dreieck. Das Goldene Dreieck ist seit jeher Synonym für den Anbau von Schlafmohn der ethnischen Minderheiten und den Drogenhandel in Südostasien (bis in die 80er Jahre war das Goldene Dreieck eines der weltweit wichtigsten Anbaugebiete für Opium). Das Opium wurde anfänglich mit Gold bezahlt, daher der Name. Heute ist der Opiumhandel in Thailand illegal. Trotzdem gibt es teilweise noch unkontrollierte Bereiche in den Grenzgebieten, wo Drogenhandel betrieben bzw. Opium in den deutlich ärmeren Ländern Laos und Myanmar angebaut wird. Als Tourist bekommt man davon jedoch gar nichts mit. Ein Besuch der berühmt-berüchtigten Grenzregion ist interessant, aber keine besondere Attraktion. Ich habe mir ehrlich gesagt etwas mehr erwartet.

Opim Pfeifen
Im Opium-Museum erhalten Besucher einen Einblick in die Geschichte des Goldenen Dreiecks.
Goldenes Dreieck Thailand Sehenswürdigkeit
Der Name Goldenes Dreieck rührt von dem Gold, mit welchem früher das aus Schlafmohn gewonnene Opium bezahlt wurde.
Goldenes Dreieck Thailand Laos Burma
Am Goldenen Dreieck mündet der Fluss Ruak in den Mekong.
Golden Triangle
 Die Grenzen von Laos, Myanmar und Thailand verschwimmen am Dreiländereck. Für Hunderttausende war Opium über Jahrzehnte die wichtigste Einnahmequelle. Heute ist das Geschäft illegal und strafbar.

Flüchtlingshilfe mit Tourismuskalkül – Langhalsfrauen in Thailand

Zum Abschluss der Tour besuchen wir das Dorf der Kayan nahe der Stadt Mae Hong Son. Das Bergvolk gehört zur Volksgruppe der Karen und stammt ursprünglich aus Myanmar. Dort werden die Kayan allerdings verfolgt und suchen schließlich im Nachbarland Thailand Schutz. Die thailändischen Behörden gaben den Kayan die Gelegenheit, nicht in Flüchtlingslagern zu leben, sondern in einem eigenen Dorf. Neben der eingeschränkten Bewegungs- und Arbeitsfreiheit (die Kayan haben keine thailändischen Pässe) außerhalb des Dorfes ist auch die geringe soziale Unterstützung des Staates ein Grund, weshalb die Langhalsfrauen aus ihrer misslichen Lage nicht entkommen.

Die Frauen tragen von Kindheit an schwere Messingreifen an Armen, Beinen und Hals. Den ersten Halsschmuck, eine Spirale von rund 10 Zentimetern Höhe, erhalten die Mädchen im Alter von etwa fünf Jahren. Durch den bis zu 30 Zentimeter hohen Halsreifen werden die Schlüsselbeine nach unten gedrückt, sodass der Hals optisch verlängert wird. Im Sinne des Ethno-Tourismus werden die Langhalsfrauen als exotische Attraktion vermarktet, wobei das „Dorf“ lediglich eine Ansammlung an Verkaufshütten ist, in denen die Frauen selbstgefärbte Tücher, Webwaren, Souvenirs oder Schmuck anbieten. Mit einem schüchternen Lächeln setzen sich die Kayan-Frauen für die Touristen in Szene. Ich würde von einem Besuch jedenfalls abraten, da ich diese Form der Zurschaustellung von Menschen grundsätzlich als sehr befremdlich und respektlos empfunden habe, vor allem im Hinblick darauf, dass diese Frauen keine gleichwertigen Möglichkeiten in der thailändischen Gesellschaft und die Option auf eine bessere Zukunft haben.

Kayan Kinder im Dorf spielend
Die Kinder spielen auf den Straßen zwischen den kleinen Souvenirshops.
Langhalsfrauen Kinder
Schon die Kleinsten tragen die goldenen Halsreifen.
Langhalsfrauen Teenager
Die Frauen verkaufen Souvenirs und Webwaren, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Mein Fazit: Meiner Meinung nach sind viele der in Nordthailand angebotenen Trips sehr touristisch und zeigen oftmals wenig von der eigentlichen Geschichte oder Tradition der Region. Im Nachhinein würde ich den Ausflug wahrscheinlich nicht mehr in dieser Form buchen. Der White Temple ist durchaus einen Besuch wert, Touren zu den „Hill Tribes“ sollten jedenfalls hinterfragt und im Hinblick auf eine ethische Verantwortung kritisch geprüft werden. Nichtsdestotrotz bleibt der Norden Thailands mit Chiang Mai, Sukhothai, Lampang und zahlreichen anderen Attraktionen eine meiner liebsten Gegenden in Thailand.

2 comments

  1. Danke dir für den super ehrlichen Blogpost – ich suche die ganze Zeit danach, ob das Goldene Dreieck es wert ist noch von Chiang Mai hochzufahren und das hat mir echt geholfen! Mal schauen ob wir dann fahren oder nicht, aber ich dachte es mir schon, dass es doch eher ein Touristenort ist, aber auf vielen Seiten wird es ja doch sehr hochgelobt (was mir irgendwie nicht ganz einging).
    Schöner Blog übrigens!
    Lg Sabrina von smilesfromabroad

    1. Liebe Sabrina,
      vielen lieben Dank für dein nettes Feedback! Es freut mich, wenn ich dir bei deiner Entscheidung helfen konnte. Um ehrlich zu sein habe ich mir vom Goldenen Dreieck viel mehr erwartet und war dann doch enttäuscht. Chiang Mai selbst wiederum ist eine tolle Stadt und die Zeit kann man sicherlich besser nutzen 🙂
      Liebe Grüße,
      Simone

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