„Ach, dann fahren wir eben nach Istrien“, gebe ich klein bei. „Hauptsache ans Meer“, denke ich mir. Schon länger keimt in mir der Wunsch nach einer Reise ins Ausland. Ich vermisse die salzige Meeresluft. Möchte die Sonne auf meiner Haut spüren. Tief Luft holen und in die Wellen abtauchen. Sehne mich danach, durch unbekannte Städte zu streifen. Das Kribbeln im Bauch zu spüren, wenn man auf neue Orte, Menschen und Kulturen trifft. Zugegeben, Istrien wäre unter anderen Umständen sicherlich nicht meine erste Wahl gewesen. Doch zu meiner Überraschung hat die Halbinsel mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Wer hinter die Kulissen der Pauschalangebote blickt, entdeckt eine Region voll wilder Strandschönheiten mit romantischen Hafenstädten und kulinarischen Diamanten. Elegante venezianische Häuschen mit steinernen Reliefs, römische Prachtbauten und verschlafene Mittelalterdörfer zeigen eine andere Seite Istriens fernab vom klassischen Strandurlaub.
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes
Istrien im Überblick
Istrien ist die größte kroatische Halbinsel und liegt zwischen dem Golf von Triest und der Kvarner-Bucht bei Opatija. Die Halbinsel teilt sich auf insgesamt drei Staaten auf, nämlich Kroatien, Slowenien und Italien, wobei der Großteil der Fläche auf Kroatien entfällt. Die meisten Badeorte gibt es auf der Westseite der Insel. Das Hinterland hingegen ist deutlich grüner und damit fruchtbarer. Hier finden sich malerische mittelalterliche Städte inmitten einer sanften Hügellandschaft, auf welcher Weingärten und Olivenhaine kultiviert werden.
- Istrien hat rund 215 000 Einwohner (Stand 2015) und ist offiziell zweisprachig. Im kroatischen Teil der Halbinsel wird Kroatisch und Italienisch gesprochen.
- Die Hauptstadt Istriens ist Pula, wo sich das berühmte römische Amphitheater befindet.
- In Kroatien wird aktuell noch in der Landeswährung Kuna bezahlt, doch die Euro-Einführung ist bereits mit 1.1.2023 geplant.
Die beste Reisezeit
In Istrien herrscht ein mediterranes Klima mit teilweise sehr heißen und trockenen Sommern. Die Hauptsaison fällt auf die Monate Juli und August mit durchschnittlich zwischen 25 und 30 °C. Das Meer hat in diesem Zeitraum eine angenehme Badetemperatur zwischen 20 und 25 °C. Gleichzeitig erreicht aber auch der Tourismus seinen Höhepunkt. Etwas angenehmer sind die Reisezeiten von Mitte Mai bis Ende Juni und der September. Zu diesen Zeiten sind weniger Urlauber unterwegs und die Temperaturen gemäßigter.
Anreise und Transport vor Ort
Wer wie wir mit dem Auto nach Istrien reist, muss beachten, dass kroatische Autobahnen gebührenpflichtig sind. Die Maut wird an Mautstationen entrichtet. Teilweise erhält man am Beginn der mautpflichtigen Strecke ein Ticket, das erst beim Verlassen des Abschnittes bezahlt wird. Die Höhe der Autobahnmaut richtet sich nach den gefahrenen Kilometern. Eine Vignette wie in Österreich oder Slowenien ist nicht erforderlich.
Es ist zwar möglich, Istrien mit dem Bus zu erkunden, allerdings würde ich empfehlen, entweder mit dem eigenen Auto anzureisen oder einen Mietwagen zu buchen.
Wenn du dich lieber auf die ein oder andere Stadt konzentrieren möchtest, kannst du mit dem Busunternehmen Flixbus direkt nach Poreč, Pula oder Piran reisen.
Solltest du mit dem Flugzeug nach Kroatien reisen wollen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Der nächstgelegene Flughafen ist jener in Pula, aber auch in Rijeka gibt es einen internationalen Flughafen. Darüber hinaus kannst du die Flughäfen in den Nachbarländern nutzen. Hier bieten sich vor allem der Flughafen Jože Pučnik Ljubljana (Ljubljana/Slowenien) oder der Flughafen Ronchi die Legionari (Triest/Italien) an.
Darüber hinaus gibt es Bahnhaltestellen in den meisten größeren Städten wie Zagreb, Vodnjan, Kanfanar, Pula, Pazin, Buzet, Lupoglav und Rijeka.
Tipps für Parkplätze
Poreč: Sein Auto parkt man in Poreč am besten am großen Stadtparkplatz, welcher sich unweit des Zentrums der Stadt befinden.
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Pula: In Pula konnten wir einen Parkplatz direkt vor dem Amphitheater ergattern. Von dort aus kann man bequem die Altstadt erkunden.
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Rovinj: Autos sind in der Altstadt von Rovinj grundsätzlich nicht erlaubt. Daher haben wir unser Auto auf dem großen, kostengünstigen Parkplatz vor der Stadt abgestellt und sind nur wenige Meter zu Fuß in die Altstadt spaziert.
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Die Geschichte Istriens
- Die ersten Funde menschlicher Besiedelung in Istrien reichen bis in die Altsteinzeit in das Jahr 12 000 vor Christus zurück. Der Name der Halbinsel stammt vom Volk der Histrier, die das Land ab 1200 vor Christus besiedelten. 177 vor Christus wird Istrien von den Römern eingenommen, welche die Provinz Illyricum gründen. Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches fällt Istrien unter die Herrschaft der Ostgoten, welche wenige Jahrzehnte später von den Byzantinern besiegt werden.
- Während der Völkerwanderungen im Mittelalter verwüsten Langobarden, Lawaren und Slawen immer wieder das Land. Ende des 8. Jahrhunderts, als die europäische Bühne durch Karl den Großen dominiert wird, wird Istrien Teil seines Fränkischen Staates.
- Ab dem 10. Jahrhundert kommt es vermehrt zu Piratenangriffen, sodass sich viele Küstenstädte mit Venedig verbünden, obwohl Istrien Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ist. In den kommenden Jahrhunderten folgen kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Habsburg und Venedig.
- Im 18. Jahrhundert erobert Napoleon die venezianischen Gebiete und gründet die Illyrischen Provinzen. 1814 fällt das Gebiet durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses an Österreich.
- Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns erfolgt die Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, auch Jugoslawien genannt.
- Während des Zweiten Weltkrieges wird Jugoslawien von deutschen und italienischen Truppen besetzt. Ante Pavelić, Anführer der national-radikalen kroatischen Ustaša-Bewegung, ruft 1941 ein faschistisches Regime aus. Es kommt zu Widerstandsbewegungen der kroatischen Kommunisten unter der Führung von Josip Broz Tito.
- Nach dem Zweiten Weltkrieg entsteht die sozialistische Volksrepublik Jugoslawien, die sich jedoch aufgrund von Spannungen und Unabhängigkeitsbestrebungen im Krieg zwischen 1991 und 1995 auflöst. 1992 wird Kroatien völkerrechtlich als Republik anerkannt.
Sehenswürdigkeiten
Poreč: Der Touristenklassiker
Wie frisch poliert erscheinen die hellen Kopfsteinpflaster in den engen Gassen. Die schlichte Natursteinfassade wird von der Morgensonne in ein zartes Buttergelb getaucht. An den hölzernen Fensterläden bröckelt der Lack. Römerzeit, Mittelalter, Romanik und Gotik verschmelzen zu einem einzigartigen Ensemble. Ich genieße die Ruhe am frühen Morgen, während ich entlang der Hauptstraße „Decamanus“ spaziere. Kaum jemand ist zu dieser Uhrzeit schon auf den Beinen. Abends hingegen pulsiert in den Straßen das Leben, drängen sich die Touristen durch die engen Gassen.
Das Nebeneinander von reizvollen alten Gebäuden und einem umfangreichen touristischen Angebot an Hotels, Cafés, Restaurants und Geschäften funktioniert in Poreč perfekt. Der kleine Ort an der Westküste Istriens zählt zu den beliebtesten Ferienorten der Halbinsel. Die größte Attraktion ist die Euphrasius-Basilika, deren Innenraum mit prachtvollen byzantinischen Mosaiken und Kunstwerken verziert ist. Das Gebäude entstand im 6. Jahrhundert im Auftrag des Bischofs Euphrasius und ist ein großer Komplex bestehend aus Atrium, Baptisterium, einem 35 Meter hohen Campanile, der Basilika selbst sowie einem Museum im Bischofspalast.
Highlights in Poreč:
- Basilika Euphrasius
- Altstadt von Poreč
- Befestigungstürme
- Trg/Piazza Marafor (Forumsplatz)
- Hauptplatz mit Liebfrauenkirche
- Gotisches Haus
- Romanisches Haus
Rovinj: ein Hauch Venedig in Kroatien
Zuhause verspürt man sie. Die Sehnsucht nach dem Meer, der Unbeschwertheit und der Ferne. Nach dem Lebensgefühl des Südens, dem warmen Klima und dem Urlaubsflair. Während ich durch die schmalen Altstadtgassen von Rovinj spaziere und das Meer immer wieder zwischen den Häusern hervorblitzt, fühle ich endlich wieder die Distanz zwischen mir und meinem Leben daheim. Meine Gedanken lösen sich von der Alltagsroutine und fokussieren sich auf die vielen neuen Eindrücke, die hier auf mich inmitten des mittelalterlich-venezianischen Stadtkerns hereinprasseln. Die vorbeiströmenden Touristen, die unbekannten Wege und winzigen Geschäfte, die Morgensonne und die neugierigen Gesichter der Einheimischen – wie ein Schwamm sauge ich all das auf und fühle, wie es mein Herz erwärmt.
Altstadt und Kirche der heiligen Euphemia
Wie gemalt staffeln sich die farbenfrohen Häuser vom Meer bis zur Kirche der heiligen Euphemia. Eine Reise in eine vergangene Zeit. In ein fernes Land. Und zurück zu mir selbst. Die Straßen von Rovinj sind ein Gewirr aus Gassen und Hinterhöfen. Am quirligen Hafen schaukeln traditionelle Fischerboote und noble Jachten auf den sanften Wellen. Am höchsten Punkt des Städtchens thront die Basilika Sveta Eufemija mit ihrem rund 60 Meter hohen Kirchturm. Sie ist das größte barocke Bauwerk Istriens und entstand zwischen 1725 und 1736. Vorbild für den Turm war der Campanile des Markusdoms in Venedig. Auf seiner Spitze steht eine vier Meter große Kupferstatue der heiligen Euphemia, Rovinjs Schutzpatronin. Ihr Marmorsarkophag kann im Inneren der Kirche besichtigt werden. Die Aussicht vom Turm solltest du dir keinesfalls entgehen lassen. Von dort oben liegt dir ganz Rovinj zu Füßen. Der Eintritt kostet lediglich 20 Kuna (2,70 Euro).
Künstlerpassage Grisia
Entzückende Galerien, winzige Boutiquen, versteckte Ateliers und charmante Töpferwerkstätten sind das Markenzeichen der „Künstlerstraße“ Grisia, die von der Kirche bis zum Hauptplatz führt. Ich spüre, wie ich plötzlich ein bisschen nervös werde. Mein Magen kribbelt wie Brausepulver. Es fühlt sich an, als wäre ich einem geheimen Schatz auf der Spur. Ohne zu wissen, wonach ich genau suche. Denn zu entdecken gibt es in der bunten Straße zu Genüge. Die Grenze zwischen Kitsch und hochwertigem Kunsthandwerk ist dabei sehr schmal. Verstohlen werfe ich einen Blick hinter die offenen Türen. Die Künstler lassen sich von den interessierten Blicken der Touristen allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Lieber widmen sie all ihre Aufmerksamkeit dem nächsten Pinselstrich. Nur hin und wieder blinzelt der Maler hinter seiner Staffelei hervor und wirft mir ein schüchternes Grinsen zu. Die Qualität seiner Bilder spricht sowieso für sich.
Hauptplatz Trg Maršala Tita und Uferpromenade
Über die Grisia gelangen wir schlussendlich zum zentralen Platz Trg Maršala Tita, wo sich einst der Hafen befand. Denn die schmale Nahtstelle zwischen Insel und Festland wurde erst 1763 aufgefüllt, um aus der Insel eine Halbinsel zu machen. Der Trg Maršala Tita mit seinem roten Uhrturm und dem Rathaus ist der Dreh- und Angelpunkt des städtischen Lebens in Rovinj und befindet sich nicht weit vom Hafen entfernt. Dort und entlang der Uferpromande gibt es zahlreiche Restaurants und Cafés, in denen man mit Blick auf das Meer und die Altstadt einkehren kann. Wenn du gerne in den Geschäften gustierst, solltest du einen Abstecher in die nahe gelegene Einkaufsstraße Carera Ulica machen. Zum Abschluss empfiehlt sich ein leckeres Essen in einem der zahlreichen Lokale mit heimischen Spezialitäten.
Highlights in Rovinj
- Kirche der heiligen Euphemia mit Campanile
- Altstadt von Rovinj
- Der barocke Balbi-Bogen aus 1679 war ursprünglich eines von sieben Stadttoren und trägt heute die Familienwappen des ehemaligen Bürermeisters Balbi.
- Uferpromenade Riva mit zahlreichen Cafés und Restaurants sowie einem schönen Blick auf die Altstadt
- Der Hauptplatz Trg Maršala Tita mit dem bezaubernden Uhrturm und dem Rathaus
- Treppengasse Grisia mit vielen Kunstgalerien und -läden
Pula: eine Reise in die Römerzeit
Das römische Amphitheater
Beim Stichwort „Gladiatorenkämpfe“ denke ich an ein brutales Gemetzel. Ein Blutbad beäugt von einem gnadenlosen Publikum, das ohne mit der Wimper zu zucken über Leben und Tod entscheidet. Ich spaziere über den Boden der Arena von Pula und stelle mir vor, wie sich hier einst dramatische Szenen abgespielt haben. Ein grausames Spektakel, das nicht nur der Oberschicht, sondern dem gesamten Spektrum der Gesellschaftsschichten zur Belustigung diente. Die Palette öffentlicher Spiele reichte dabei von Gladiatorenkämpfen und Hinrichtungen über inszenierte Seeschlachten bis hin zu Tierkämpfen und Hetzjagden.
Entgegen gängigen Klischees war jedoch der Tod nicht unausweichliches Schicksal jedes Gladiators. Zweifelsohne verloren viele in der Arena ihr Leben, doch handelte es sich nicht um ein zügelloses Abschlachten, sondern um Kämpfe mit strengen Regeln auf hohem technischen Niveau. Ungeachtet dessen erscheint diese Form der antiken Massenunterhaltung heute unmenschlich und barbarisch. Die Arena von Pula ist in jedem Falle ein beeindruckendes Bauwerk, welches zwischen 2 vor bis 14 nach Christus unter Kaiser Augustus errichtet wurde. Ihr endgültiges Gesicht erhielt sie unter Kaiser Vespasian im 1. Jahrhundert nach Christus. Während früher bis zu 25.000 Personen auf den Rängen Platz fanden, sind es heute noch ca. 5.000 Gäste, die zu verschiedenen Veranstaltungen in die Arena kommen.
Auf der Website findest du alle Informationen zu den aktuellen Öffnungszeiten und Preisen des Amphitheaters.
Forum und Kaštel
Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Pula besuchen wir das romanische Forum mit zahlreichen Cafés und Restaurants unweit der Flaniermeile. Das Forum wurde im 1. Jahrhundert vor Christus erbaut. Es diente vorwiegend als politisches, juristisches und religiöses Zentrum der Stadt. Um den Platz entstanden eindrucksvolle Bauwerke wie drei Tempelanlagen, von denen heute leider nur noch der Augustustempel erhalten ist. Im Jahre 1296 wurde östlich des Augustustempels das Rathaus errichtet, wobei die vorhandene Rückwand des Diana-Tempels in das neue Gebäude integriert wurde.
Einen netten Ausblick auf die Stadt hast du vom Kaštel, eine venezianische Festung aus dem 17. Jahrhundert. Dort ist auch das Geschichts- und Seefahrtsmuseum von Istrien untergebracht.
Mit insgesamt 57 000 Einwohnern (Stand 2015) ist Pula die größte Stadt Istriens und auch die Hauptstadt der Region. Zwar gibt es in Pula ebenfalls einen historischen Altstadtkern, jedoch geht die Atmosphäre durch den Verkehr und die modernen Gebäude etwas verloren. Aus diesem Grund haben wir nur einen halben Tag in der Stadt verbracht, was für die Besichtigung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten durchaus ausreichend war.
Highlights in Pula:
- Forum (Hauptplatz) mit Augustustempel
- Amphitheater (Arena)
- Triumphbogen
- Altstadt von Pula
- Doppeltor und Stadtmauer
- Kaštel
- Dirkemosaik, ein 65 Quadratmeter großes antikes Mosaik aus dem 2./3. Jahrhundert.
Bergdörfer in Istrien: versteckte Schönheiten abseits des Trubels
Künstlerstadt Grožnjan
Die Eingangstüren und Fensterläden sind mit Bildern, Tongeschirr, Schmuck und etwas Kitsch geschmückt. Aus dem steinernen Haus am Hauptplatz dringt Musik. Kinder proben dort für eine Tanzaufführung. Es ist, als würde ich in eine andere Welt eintauchen. In einen Mikrokosmos, der unglaublich viel Ruhe und Kreativität ausstrahlt. Denn der Großteil der rund 160 Einwohner von Grožnjan sind Künstler, an die in den 1960er-Jahren Häuser zu symbolischen Preisen verkauft wurden, um den Zerfall des entvölkerten Ortes zu verhindern. Mittelalterliche Steinhäuser, verwunschene Vorgärten sowie liebevoll gestaltete Galerien und Ateliers sind heute das Markenzeichen des Hügelstädtchens.
Trüffelparadies Motovun
Ob als Öl, als Paste, als Salz oder eingelegt – in Motovun dreht sich alles um Trüffel. Die weitläufigen feuchten Eichenwälder rund um Motovun, Buzet und Livade bieten einen idealen Nährboden für den schwarzen und weißen istrischen Trüffel. Abgesehen von den Trüffeln kannst du in Motovun die Wehrmauer aus dem 14. Jahrhundert, den Hauptplatz Trg Andrea Antico, den Kommunalpalast aus dem 16. Jahrhundert und die Kirche St. Stephanus mit dem 27 Meter hohen Glockenturm besichtigen. Ehrlich gesprochen habe ich mir von Motovun ein bisschen mehr erwartet. Dennoch lohnt sich ein kurzer Abstecher in das idyllische Berdorf. Ein Veranstaltungshighlight im Sommer ist das Motovun Film Festival, bei dem seit 1999 Filmvorführungen unter freiem Himmel stattfinden.
Strände und Badebuchten
Naturpark Kamenjak
Klippenspringen am Kap Kamenjak
Steile Felsen, einsame Plätze und glasklares, türkises Wasser, das zu einem Sprung ins kühle Nass einlädt. Kamenjak ist ein Ort von rauer Schönheit, an dem man inmitten wildromantischer Landschaft einen langen Sommertag verträumen kann. Einsame und versteckte Plätze gibt es hier zu Genüge. Von hellgrün über türkis bis hin zu dunkelblau reicht die Farbpalette der Adria. Ich schließe die Augen und lausche dem Rauschen des Meeres. Die Gischt bricht über die Kalkfelsen herein. Kein Geschrei, kein Lärm, keine Menschen. Nur die Geräuschkulisse der Natur dringt an meine Ohren. Der Alltag ist kilometerweit weg. Und mit ihm meine Sorgen, Ängste und Verpflichtungen. Ich spüre die Sonnenstrahlen auf der Haut, die spitzen Felsen unter meinen Fingern und rieche die salzige Luft. Wenn es nach mir ginge, könnte die Zeit in diesem Augenblick stehenbleiben.
Wissenswertes zu Kamenjak
Der buchtenreiche Naturpark Kamenjak liegt im Süden Istriens auf einer Halbinsel. Autos, Camper, Mopeds und Motorräder müssen eine Eintrittsgebühr bezahlen. Wenn du mit dem Fahrrad kommst, kannst du kostenlos in den Park fahren. Über den Naturpark hinweg erstreckt sich ein verzweigtes Netz an Wegpfaden. Für Autos gibt es mehrere Parkplätze, von denen du zu den einzelnen Buchten spazieren kannst. Hierfür empfehle ich unbedingt festes Schuhwerk. In den trockenen Sommermonaten sind die Wege zudem sehr staubig. Für das leibliche Wohl sorgen mehrere Beach Bars, die auf der Halbinsel verteilt sind. Diese sind jedoch sehr unaufdringlich in die Landschaft integriert und nicht auf Partygäste ausgerichtet. Schließlich ist Kamenjak auch ein beliebtes Ziel für Windsurfer, Kajakfahrer und SUP-Paddler. Es gibt sogar ein Windsurfzentrum, welches Kurse anbietet und wo du Material ausleihen kannst. Auf der Website findest du die Preise für den Eintritt in den Naturpark sowie eine hilfreiche interaktive Karte.
Anspannung liegt in der Luft. Der Blick richtet sich ein letztes Mal den Abgrund hinab. Jede Faser des Körpers ist angespannt. Der junge Mann ist nervös und wechselt von einem Bein auf das andere. Dann breitet er seine Arme aus und stößt sich ab. Für den Bruchteil einer Sekunde scheint er in der Luft zu schweben, bevor er in Sekundenschnelle und vertikaler Linie in das Wasser eintaucht. Den Zuschauern läuft ein Schauer über den Rücken. Schließlich taucht sein Kopf in den Wellen auf und ein breites Grinsen zeichnet sich auf seinen Lippen ab.
Am äußersten Zipfel im Süden von Kamenjak fallen hohe Klippen bis zu 12 Meter senkrecht ins Meer. Auf der Suche nach einem Adrenalinkick treffen sich hier mutige Klippenspringer aus unterschiedlichsten Nationen. Ringsum beäugen neugierige Schaulustige das Spektakel. Doch trotz der ausgelassenen Stimmung ist Vorsicht geboten. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, weil Touristen ihr Können überschätzen. Für einen waghalsigen Sprung solltest du jedenfalls über die notwendige Erfahrung verfügen.
Wer lieber einen entspannten Badetag verbringen möchte, der kann unweit des Kaps am Strand Velika Kolombarika die Sonne genießen. Da mir der Trubel am Kap ein wenig zu viel ist, verbringen wir den Tag lieber am Njive und Radovica Beach. Im Vergleich zu der zerklüfteten Felslandschaft des Westens sind die Strände im Osten etwas weitläufiger und flacher, das Wasser allerdings nicht ganz so türkis. Auf dieser Website findest du eine gute Übersicht zu den Stränden.
Meine Tipps für einen Badetag in Kamenjak:
- Badeschuhe: Klassische Badeschuhe gibt es in den meisten Städten vor Ort zu kaufen. Sie schützen dich vor den spitzen Felsen und den Seeigeln. Flip Flops sind nicht ausreichend!
- Strandmatte: Eine weiche Strandmatte ist unabdingbar, damit du auf den harten Felsen bequem liegen kannst.
- Festes Schuhwerk: Die Wege zu den Buchten und Stränden sind oftmals leichte Wanderpfade, weshalb du festes Schuhwerk benötigst.
- Eventuell ein Sonnensegel: Wenn du auf den Felsen liegen möchtest, hast du üblicherweise keinen Schatten. Nur die Bäume bieten Schutz vor der starken Sonne.
Halbinsel Verudela
Ich halte die Luft an, strecke die Arme nach vorne und stoße mich kraftvoll vom Felsen ab. Das kalte Wasser prickelt angenehm auf der Haut. Die klitschnassen Haare kleben am Kopf. Was für ein herrliches Gefühl, endlich wieder im Meer zu schwimmen! Ich fühle mich schwerelos und frei wie die kleinen Fische, die an meiner Taucherbrille vorbeiziehen. Noch einmal hole ich tief Luft und tauche hinab in die glasklare See.
Auf der Halbinsel Verudela nahe Pula gibt es viele schöne Badeplätze. Hierzu zählt unter anderem der beliebte Havajsko plaža (Hawaii-Strand). Die kleine Badebucht besticht durch ihr türkisleuchtendes Meer, das sich dem weißen Kieselstrand entgegen schiebt. Die Bucht ist längst kein Geheimtipp mehr, jedoch findest du sehr ruhige Liege- und Badestellen am angrenzenden Felsstrand. Empfehlenswert ist zudem der Ciklonska plaža (Cyclone Strand), eine kleine Bucht unweit des Felsstrandes Galebove Stijene. Eine besondere Attraktion dort ist die Galebijana Höhle, die einerseits bei Klippenspringern beliebt ist und andererseits die Möglichkeit bietet, zu einer geheimnisvollen Grotte zu schwimmen.
Essen und Trinken in Istrien
Die Küche Istriens ist eine Kombination aus Speisen des Binnenlandes sowie des Küstengebietes, wobei sich der italienische Einfluss nicht leugnen lässt. Auf die Teller kommen häufig Fisch- und Meeresfrüchtegerichte mit Mangold und Kartoffeln als Beilage. Typisch für die Region sind außerdem Risotto- und Pastagerichte mit Trüffeln. Zwar sind die Trüffelgerichte nicht billig, aber jedenfalls erschwinglicher als anderswo. Die sogenannten Fuži sind die bekannteste regionaltypische Nudelsorte. Maneštra hingegen ist eine istrischer Eintopf auf Kartoffel- und Bohnenbasis, welcher je nach Jahreszeit mit saisonalem Gemüse ergänzt wird. Gewürzt wird Maneštra üblicherweise mit Pešt, einer kroatischen Gewürzmischung aus Speck, Knoblauch und Petersilie. Erwähnenswert sind darüber hinaus noch der wild wachsende Spargel sowie Istarski pršut, ein traditioneller istrischer Rohschinken.
In der nachfolgenden Karte findest du meine Restaurant-Tipps für Istrien.
Hoteltipp für Istrien
Unsere Unterkunft in Istrien war das Hotel Valamar Riviera Hotel & Residence, welches fußläufig zur malerischen Altstadt direkt am quirligen Hafen von Poreč liegt. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und kann das Hotel daher jedenfalls weiterempfehlen. Das Frühstücksbuffet war grandios und einer der Gründe, weshalb wir uns für diese Unterkunft entschieden haben. Wer am Strand seine Akkus aufladen möchte, kann den kostenlosen Boot-Shuttle zur gegenüberliegenden Insel Sveti Nikola mit verschiedenen Themenstränden (Adults-Only, Familienstrand, etc.) in Anspruch nehmen. Kostenlose Liegen und Handtücher stehen dort zur Verfügung.
Da man in Poreč nicht mit dem Auto in die Innenstadt fahren darf, haben wir unser Auto auf dem hoteleigenen Parkplatz für fünf Euro pro Tag geparkt. Auch vom Parkplatz gibt es einen regelmäßigen Shuttle-Service zum Hotel, welcher sehr gut funktioniert hat. Was wir besonders genossen haben, war die Möglichkeit, jeden Abend zu Fuß in die Stadt laufen zu können und dabei nicht auf ein Auto angewiesen zu sein. Der Nachteil war natürlich, dass wir uns für die Ausflüge regelmäßig zu unserem Auto fahren lassen mussten, was aber für uns kein Problem dargestellt hat.