Manchmal plant man alles bis ins kleinste Detail und fühlt sich gut vorbereitet. Nichtsdestotrotz hält sich das Leben nicht ganz ans Drehbuch und wartet mit Überraschungen auf. Drei Tage vor Beginn meiner London-Reise muss ich erfahren, dass meine Reisebegleitung leider ausfällt. Normalerweise lasse ich mir kein Abenteuer entgehen, aber auf dieses bin ich nicht vorbereitet gewesen. Doch wenn das Leben meint, mir eine Zitrone reichen zu müssen, entscheide ich mich dafür, nach Salz und Tequila zu fragen, packe das Nötigste in mein Handgepäck und bin bereit, die britische Hauptstadt zu erobern.
Inhaltsverzeichnis
London calling! Ankunft in der britischen Metropole
Nach einer mir unendlich erscheinenden Busfahrt vom Flughafen Stansted zum Hostel gleicht mein Magen einem schwarzen Loch. Darum zieht es mich sogleich in ein mexikanisches Lokal in der Umgebung (wie teuer mich dieser Ausflug zu stehen kommen sollte, dazu später mehr). Wenn man in London ankommt, fühlt man sich im dichten Großstadtdschungel ziemlich verloren. Ratlos blicke ich auf meinen Stadtplan und sehe mich mit einem U-Bahn-Netz konfrontiert, das mir genauso undurchdringlich erscheint, wie der bunte Zauberwürfel. Aus Mangel an Entscheidungsfreude beschließe ich kurzerhand, an den Piccadilly Circus zu fahren, ins Herz der Millionenstadt.
Unterkunft: Palmers Lodge Swiss Cottage (92 Euro pro Nacht im Doppelzimmer mit eigenem Bad)
Meine Meinung: Das Swiss Cottage liegt in einer ruhigen, aber zentralen Gegend Londons. Besonders gut hat mir der Stil des Herrenhauses gefallen. Die Zimmer waren einem Hostel entsprechend einfach eingerichtet, aber sauber. Besonders nett fand ich auch den Gemeinschaftsraum, der einem riesigen Wohnzimmer ähnelte.
Wissenswertes | Einwohner: 9,4 Millionen Sprache: Englisch Währung: Pfund Zeitzone: UTC+0 (1 Stunde früher) |
Sehenswürdigkeiten | British Museum Buckingham Palace Houses of Parliament National Gallery Natural History Museum Notting Hill St. James Park Tower Bridge Tower of London Westminster Abbey |
Restaurants | Amrutha Lounge (Vegan) Charlie’s Café and Bakery (Café) Indian Room (Indisch) Kennington Lane Cafe (Britisch) L’Antica Pizzeria da Michele (Italienisch) Masala Zone (Indisch) Padella (Italienisch) Poppie’s Fish and Chips (Britisch) The Breakfast Club (Café) The Crown & Anchor (Pub) The Great Chase (Britisch) The Lamb & Flag (Pub) The White Horse (Pub) |
Shopping | Bond Street Camden Market & Stables Carnaby Street Covent Garden Harrods Oxford Street Portobello Road Market Regent Street |
Hektisches Treiben am Piccadilly Circus
Aufgebracht hupende Fahrer, grell leuchtende Reklame und neugierige Touristen, die sich blindlings über die Kreuzung drängen. Es ist laut und ungemütlich, der Regen prasselt vom Himmel, der Verkehrslärm dröhnt in meinen Ohren. Hier stehe ich nun, inmitten des geschäftigen Treibens am Piccadilly Circus.
Der zentrale Platz ist nicht nur einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Londoner Innenstadt, die meisten Menschen zieht es hierher, um die weltberühmte riesige Werbefläche zu sehen, auf der nur wirbt, wer sich den Preis von bis zu £4 Millionen pro Jahr leisten kann (Coca Cola hält als Platzhirsch seine Werbefläche übrigens schon seit 62 Jahren!). Schließlich wird es mir zu hektisch und bevor ich über die Füße der tausenden anderen Menschen stolpere oder jemandem meinen Regenschirm ins Gesicht ramme, biege ich in die Regent Street ein. „Je teurer die Straße, desto schöner die Beleuchtung“, wurde mir gesagt. In der Regent Street ist die Weihnachtsbeleuchtung einfach unfassbar schön kitschig, passend zur Crème de la Crème der teuren Modemarken vor Ort. Wenn man die Regent Street entlang geht, gelangt man zur Oxford Street, wo ich mich endlich nicht mehr mit Window Shopping zufriedengeben muss.
Shoppingmekka London
Die Oxford Street ist ein Einkaufsmekka sondergleichen. Im Gegensatz zur Regent Street sind hier die meisten Dinge erschwinglich – was einerseits gut, für die Finanzen allerdings fatal ist. In der Nähe der Oxford Street liegt außerdem Soho, ein hippes Multikulti-Viertel mit etwas unkonventionelleren Shops, zahlreichen Pubs und Restaurants (so ganz „alternativ“ ist es nicht mehr, aber trotzdem cool). Wer nach einem Einkaufsbummel auf der Oxford Street noch Geld übrig hat, sollte sich die Carnaby Street nicht entgehen lassen. Für mich endet der erste Tag leider nicht so berauschend. Der Burrito vom Mittagessen beschert mir eine Lebensmittelvergiftung, die mich für den Rest des Tages außer Gefecht setzt (über die Toilettenlage in Soho und meinem Hostel könnte ich nach diesem Abend Bücher füllen). Meinen ersten Abend in London verbringe ich daraufhin im Bett, sodass es mir am nächsten Tag wieder deutlich besser geht.
Houses of Parliament: im Herzstück der politischen Macht
Nachdem der erste Tag nicht ganz nach Plan verlaufen ist, habe ich für den zweiten Tag ein sehr straffes Programm geschnürt. Mein erster Halt ist am Houses of Parliament, in dem das britische Parlament tagt.
Der zwischen 1840 und 1870 nach einem schweren Brand überwiegend im neugotischen Stil errichtete Gebäudekomplex kann im Rahmen einer Führung besucht werden. Dabei gibt es sowohl Audio Guide Touren um 19,50 Pfund (23,27 Euro) als auch persönliche Führungen um 26,50 Pfund (31,63 Euro). Kostenlos hingegen ist es, die Debatten im House of Commons (Unterhaus) und House of Lords (Oberhaus) während der Sitzungszeiten von der Besuchergalerie aus zu verfolgen. Hierbei bestimmt das Unterhaus über Gesetzgebung und Staatshaushalt, welches die zweite Kammer, das Oberhaus, überprüft. Der Premierminister stammt Sets aus dem House of Commons und wird vom britischen Monarchen ernannt. Er ist für die Regierungsbildung zuständig.
Der wohl bekannteste Teil des Palastes ist der 96 Meter hohe Big Ben, welcher eigentlich Elizabeth Tower nach Königin Elizabeth II. heißt (Der Name Big Ben rührt von der mit 13,5 Tonnen schwersten Glocke im Turm.) und in dem es früher sogar ein Gefängnis gab.
Hier erfährst du alles zu den Besichtigungsmöglichkeiten.
Kirche der Könige: Westminster Abbey
In enger Nachbarschaft zum Houses of Parliament liegt die Westminster Abbey. Seit 1066 ist die Kirche das wichtigste geistliche Bauwerk der Krone Englands, denn hier werden traditionell die englischen Könige gekrönt und beigesetzt. Sie ist sozusagen ein steinernes Monument der britischen Historie und erlaubt eine Zeitreise durch die englische Architekturgeschichte. Filigrane Buntglasfenster streuen farbenfrohes Licht in den frühgotischen Kirchenbau, während man auf wertvollen Mosaikböden die Grabstätten der bedeutendsten Könige Englands passiert. Die aufragenden Strebepfeiler strecken sich gen Himmel, enden in einem komplexen Strebewerk aus Kreuzrippengewölbe, Spitzbögen und feingliedrigen Zierelementen. Abseits von Krönungen und Beisetzungen wird die Kirche auch gerne für royale Märchenhochzeiten genutzt, zuletzt von Kate und William im Jahr 2011. Der Eintritt in die Westminster Abbey ist mit 23 Pfund (27,45 Euro) zwar ziemlich kostspielig, lohnt sich aber meiner Meinung nach.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten und Preise.
Buckingham Palace: Stippvisite bei der Queen
Nach dem Besuch der Westminster Abbey bin ich schon etwas erschöpft, marschiere aber noch durch den idyllischen St. James Park zum Buckingham Palace. Plötzlich kommen mir die umstehenden Menschen immer näher, drängen und drücken sich Schritt für Schritt in Richtung des Palastgebäudes vor. Die ersten werden ungeduldig, Kinder beginnen lautstark zu quengeln, der Umgangston wird rauer. Der Neid auf jene, die in den vorderen Reihen stehen, ist groß. Rüpelhaft versucht sich der ein oder andere ein besseres Sichtfeld zu erkämpfen. Dass „changing the guard“ (der traditionelle Wechsel der Wache) Absperrgitter fordert und die Menschen für ein Foto ihre gute Kinderstube völlig vergessen, lässt mich erschrecken. Ich bin, um es in den Worten der Queen zu sagen, „not amused“. Schlussendlich beschließe ich, dem unerträglichen Getümmel ein Ende zu setzen und verzichte freiwillig auf meinen Stehplatz.
Auf dieser Website findest du die aktuellen Termine für Changing the Guard.
Ausklang des zweiten Tages bei Harrods
Es glitzert und leuchtet, wohin das Auge reicht. Zum Abschluss dieses Tages schlendere ich noch einmal über die Bond Street, eine weitere noble Einkaufsstraße, zum Winter Wonderland im Hyde Park. Ich bin ein riesiger Weihnachtsfan, doch im Winter Wonderland zerplatzte meine Weihnachtsblase mit einem Schlag. Bei gigantischen Plastik-Weihnachtsmännern, überteuerten Nussknacker-Shows und neonfarben leuchtenden Fahrgeschäften hört meine Toleranz für die Inszenierung des Fests der Liebe auf.
Dann doch lieber noch auf einen Sprung zu Harrods, hier hat der ganze Kitsch wenigstens Stil. Wenn man nicht zufällig mit einem russischen Oligarchen oder Ölscheich verheiratet ist, liegt das meiste bei Harrods fernab jeglicher Kaufrealität (bis ich in Valentino Kleidern und auf Manolo Blahniks wie Carrie Bradshaw aus Sex and the City herumstöckle, muss ich entweder ebenfalls einen Mister Big ehelichen oder mit den Ergüssen zu meinem Leben steinreich werden). Aber schauen kostet ja nichts und die Unmengen an Pralinenkunst und feinen Delikatessen im Erdgeschoss sind meiner Meinung nach sowieso das wahre Highlight des Luxuskaufhauses.
Das Kaufhaus hat von Montag bis Samstag von 10:00 bis 21:00 Uhr geöffnet, am Sonntag von 11:30 bis 18:00 Uhr.
Unterwegs im Tower of London & Tower Bridge
Es ist eine bewegte Geschichte, auf die eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt zurückblicken kann: der Tower of London, dem ich am dritten Tag einen Besuch abstatte. Die Festung stammt aus dem 11. Jahrhundert und diente im Laufe der Jahre den englischen und britischen Königen als Residenz, militärischen Zwecken, Waffenkammer, Lager, Zoo, Museum, Gefängnis oder grausame Hinrichtungsstätte. Im Tower of London sollte man unbedingt an einer Tour mit den Yeoman Warders teilnehmen, die mit viel Humor und einigen Schauergeschichten durch den Komplex führen. Eine Attraktion sind darüber hinaus die Kronjuwelen mit einem Wert von etwa 20 Billionen Pfund, an denen man standesgemäß auf dem Laufband vorbeifährt. Unweit vom Tower befindet sich die Tower Bridge, welche aber erst 1894 eröffnet wurde und keinesfalls so alt ist wie der Tower selbst.
Das Ticket für den Tower of London inkludiert den Zugang zu den Kronjuwelen, allen öffentlichen Bereichen des Towers (White Tower, Bloody Tower, etc.) sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Führung durch die Yeoman Warder und kostet für einen Erwachsenen 24,70 Pfund (28,74 Euro). Der Blick auf die Tower Bridge ist im Gegensatz dazu kostenlos.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten sowie Preise.
Bummeln im Covent Garden Market
Kleine Modeläden, hochwertige Antiquitäten oder einfach ein nettes Geschenk für die Daheimgebliebenen – all das findet man beim Covent Garden Market. Dieser Markt im gleichnamigen Stadtteil Covent Garden ist bekannt für sein Kunsthandwerk (auch genannt „Apple Market“), Accessoires und Souvenirs. Außerdem gibt es zahlreiche nette Cafés, Bars und Restaurants, in denen man sich eine kurze Auszeit vom Kaufrausch gönnen kann. Zur Weihnachtszeit sind die gigantischen Markthallen aber vor allem eines: voll. Am besten schaut man wohl am Vormittag oder frühen Nachmittag vorbei.
Den Abend lasse ich schließlich entspannt bei traditionellen Fish & Chips in einem in einem typischen Londoner Pub, dem White Horse ausklingen.
Geheimtipp Camden Market
Schrille Hausfassaden, Fetisch-Schuhe oder doch lieber Vintage-Spitzen-Kleidchen? Willkommen am Camden Market! Egal ob Vintage, Gothik, Rock oder Punk – hier wird jede Subkultur in den unzähligen Szene-Shops bedient. Von Mode, Taschen, Accessoires über Möbel bis hin zu schrägem Schuhwerk wird alles geboten. Wer außergewöhnliche Stücke sucht, ist hier an der richtigen Adresse und kann sich auf Schatzsuche begeben. Ein Highlight sind die Camden Stables, wo man bei leckerem Street Food noch viel mehr einzigartige Shops durchwühlen kann. Für mich ein absolutes Must-See in London abseits der großen Handelsketten.
Ausflug ins noble Notting Hill
Zum Abschluss meines London-Aufenthalts fahre ich nach Notting Hill. Dort gibt es ebenfalls einen tollen Markt: den Portobello Road Market, welchen man unbedingt am Freitag oder Samstag besuchen sollte, um zwischen Schallplatten, Antiquitäten, Kleidung, Kunst und Lebensmitteln das ein oder andere Unikat für Daheim zu ergattern. Ein Hauch von Julia Roberts und Hugh Grant weht hier durch die Gassen, die den Stadtteil durch den Filmerfolg „Notting Hill“ berühmt gemacht haben. Die noblen viktorianischen Häuser in zarten Pastelltönen sind ein wunderschönes Fotomotiv und machen mir den Abschied aus London nicht unbedingt leichter.
British Museum: eine Reise in die Vergangenheit
Der Eingangsbereich mit seinem imposanten Glasdach gleicht einem griechischen Tempel. Römische und griechische Altertümer, ägyptische Mumien, kostbare Marmorreliefs, seltene orientalische Keramiken oder der weltbekannte Stein von Rosetta, mit welchem die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen gelang – das British Museum beherbergt insgesamt acht Millionen Exponate. Da liegt es auf der Hand, bereits vorab eine Auswahl zu treffen. Zudem sollte man ausreichend Zeit mitbringen, ungefähr drei Stunden sind durchaus empfehlenswert. Der Eintritt in dieses gigantische Kunsthaus ist kostenfrei.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten.
Mein Fazit: Schlussendlich kann ich wohl sagen, dass ich mich ein wenig in London verliebt habe und auf jeden Fall nicht wieder zwölf Jahre warten werde, um diese wundervolle Stadt zu besuchen. London hat unglaublich viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Obwohl ich vier Tage vor Ort war, konnte ich nur einige der berühmten Attraktionen besichtigen. Was meinen nächsten London-Aufenthalt betrifft, nehme ich mir jedenfalls vor, das Ganze etwas gemütlicher anzugehen und mich weniger auf die Touristenmagnete zu fokussieren. Was nicht heißt, dass man diese nicht zumindest einmal erlebt haben sollte.