Wer schon mehrere Male am Schafberg gestanden hat, kann sich kaum vorstellen, dass eine kleine Felspyramide unweit davon entfernt mit dessen grandiosem Panorama konkurrieren könnte. Doch für einen Aufstieg zum bekanntesten Berg im Salzkammergut reicht die Zeit diesmal nicht aus. Aus diesem Grund backen wir heute kleinere Brötchen und machen uns auf den Weg zum Vormauerstein. 830 Höhenmeter und rund zwei Stunden Gehzeit liegen zwischen uns und dem Gipfel.
Berg | Vormauerstein 1450 m St. Wolfgang, Oberösterreich |
Wandern | Schwierigkeit: leicht Dauer: 4 Stunden Länge: 12,4 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 830 Höhenmeter Höhenprofil & Karte |
Hütte | Jausenstation Holzerbauer |
Anfahrt | Gebührenpflichtiger Parkplatz Der Bauer sammelt 3 Euro Parkgebühr ein. (Stand 2021) Zum Google Maps Routenplaner |
Wir marschieren hinein in den Wald. Die kühle, frische Luft sorgt für eine leichte Gänsehaut. Ich spüre die Entschleunigung, als wir immer tiefer in die Atmosphäre des Waldes eintauchen. Die Unbeschwertheit der Natur erlaubt eine bewusste Begegnung mit sich selbst. Es riecht würzig und nach Erde. Das dichte Geäst schirmt die Sonnenstrahlen ab. Die Luft ist klar und die Wipfel der Bäume wiegen sanft im Wind. Die entspannte Aura lässt mich zur Ruhe kommen. Jeder weitere Schritt bringt mich meinem inneren Gleichgewicht näher.
Am Zwergerlweg
Wir erreichen den Abbieger zum sogenannten „Zwergerlweg“. Entlang dieses Waldsteiges kommt man immer wieder an Tafeln vorbei, auf denen ein Zwerg mit einem weisen oder witzigen Spruch abgebildet ist. Insgesamt gibt es zehn solcher „Zwergerlstationen“. Der „Zwergerlweg“ klingt zwar nach einem gemütlichen Waldspaziergang, doch der Aufstieg zur Sommeraualm verläuft unerwartet steil. Zwischen den Gesprächen nehme ich mir immer wieder Zeit, um zu schweigen. Auf die Stimme der Natur zu hören. Ihren Geschichten zu lauschen. Den stressigen Alltag hinter mir zu lassen und der Erholung den notwendigen Raum zu geben. Wir erreichen einen Aussichtspunkt mit einer Holzbank, von wo man eine herrliche Fernsicht auf den Wolfgangsee hat.
Magisches Seenland
Als ich mich in der Weite der Seenlandschaft verliere, fühle ich, wie ausgeglichen und zufrieden ich bin. Eine Wanderung in einer solchen Umgebung ist wie Balsam für das gestresste Gemüt. Ein Seelentröster, der das Herz blitzartig leichter macht. Immer mehr positive Gedanken drängen sich in den Vordergrund. Im gleichen Atemzug nehmen Anspannung und Unruhe ab. Während ich die Augen schließe, denke ich an nichts Bestimmtes, sondern versuche, in mein Inneres zu horchen. Durch den Stress des Alltags gerät meine Balance immer wieder aus dem Gleichgewicht. Hier oben am Berg ist ein Ort, an dem man der ständigen Reizüberflutung entfliehen kann. Sich auf seine Gedanken besinnt und diesen freien Lauf lassen kann. Wir sind mittlerweile auf der unbewirtschafteten Sommeraualm angekommen. Wie die Zacken einer Krone ragen die Berggipfel in die Höhe. Zu ihren Füßen liegt der pittoreske Wolfgangsee. Von dort wandern wir durch den Wald bis hoch zum nächsten Almgebiet, der Vormaueralm.
Das Angenehme an dieser Tour ist die Abwechslung zwischen steilen und flachen Passagen. Von der Vormaueralm können wir bereits die Felswand des Vormauersteins erkennen. Sie ragt markant aus dem sonst eher flachen Gelände empor. Das Almgebiet ist gesäumt von unzähligen urigen Holzhütten, die allerdings nicht bewirtschaftet sind. Eindrucksvoll ist der Blick auf den Schafberg, der uns seine felsige Schulter zeigt. Zarte gelbe Blumen säumen die saftig grünen Wiesen der Alm. Lässt man die Augen über die Dächer der Almhütten wandern, zeigt sich dahinter der tiefblaue Mondsee, den man ganz gut an seiner halbmondförmigen Gestalt erkennen kann.
Sehnsuchtsort
Oben angekommen fühlt man sich wie inmitten eines Landschaftsgemäldes der großen Impressionisten. Im Mittelpunkt der türkis leuchtende Wolfgangsee, auf dessen Oberfläche die Schiffe ihre Kreise ziehen. Bewacht von den stolzen grünen Bergrücken. In der Ferne weiße Bergspitzen, die sich wild aufbäumen. Der Kontrast der Farben ist so stark und ergibt dennoch ein in sich harmonisches Bild. Obwohl die Wanderung auf den Vormauerstein nicht schwer ist, fallen die Felswände des kleinen Berges sehr steil nach unten ab. Rund um das Gipfelkreuz ist das Gelände ziemlich ausgesetzt, sodass man auf seine Tritte achten sollte.
Mein Blick schweift nach rechts zum Fürsten des Salzkammergutes, dem Schafberg. Mondsee und Attersee durchbrechen mit ihrem knalligen Türkisblau den grünen Wald- und Wiesenteppich. Egal wie oft man auf einem der Salzkammergut-Gipfel gestanden hat, man ist immer wieder beeindruckt von der Schönheit, welche die Natur erschaffen hat. Meine Gedanken sind auf das Hier und Jetzt fokussiert. Die anderen Wanderer, die stetig am Gipfel ankommen, nehme ich nur beiläufig wahr. In diesen Sekunden gibt es nur mich und diesen wunderbaren Ausblick. Ein Moment voll Glückseligkeit und Dankbarkeit. Angekommen am Gipfel kehrt Ruhe ins Herz. Die Seele ist erfüllt von den Eindrücken des Tages. Die Zeit tickt langsamer. Man ist stolz, hier oben zu stehen. Dort, wo dich nur die eigenen Beine hinauftragen. Und wo man die Augen schließen und vom Himmel träumen kann.
Fazit zur Tour: Schöne Orte müssen nicht immer möglichst hoch liegen. Am Vormauerstein kann man ein wunderschönes Panorama genießen, ohne allzu weit gehen zu müssen. Der felsige Gipfelaufbau lässt zudem ein wenig „alpines“ Flair aufkommen. Die Strecke ist abwechslungsreich und landschaftlich besonders reizvoll. Am Weg gibt es allerdings keine Einkehrmöglichkeit. Ausreichend Proviant sollte daher mitgeführt werden. Für den Abstieg kann man entweder den Aufstiegsweg zurückgehen oder man wählt die Forststraße, welche von der Vormaueralm abzweigt. Diese Variante ist zwar ein bisschen länger, dafür ist der Rundweg abwechslungsreicher.
Hallo, der Vormauerstein ist tatsächlich ein sehr schönes Ziel, wenn man einmal nicht so viel Zeit hat. Zum vorletzten Foto hat sich ein Fehler eingeschlichen: der See ist der Attersee, nicht der Mondsee.
Hallo Hans! Ich bin die Tour heuer sogar schon 2x gegangen, weil sie wirklich schön ist und auch mal geht, wenn man nur einen halben Tag Zeit hat 🙂 Danke dir auch für den Hinweis, hab ich gleich ausgebessert 🙂 Lg, Simone