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Bleckwand: Ein Fenster zum See

Eindrucksvoll, atemberaubend, einzigartig, unbeschreiblich. Die Adjektive überschlagen sich förmlich bei dem Versuch, die Aussicht von den Salzkammergut-Bergen auf den Wolfgangsee zu beschreiben. Vor allem dann, wenn die Worte vor lauter Staunen einfach nicht mehr heraussprudeln. Unter dem älteren Namen „Abersee“ kennen ihn nur mehr wenige Ortsansässige. Der türkis schillernde Wolfgangsee ist das touristische Zugpferd einer ganzen Region. Während der Schafberg lautstark um Besucher buhlt, schlägt die Bleckwand auf der anderen Seite des Sees deutlich leisere Töne an.

Ein geheimnisvoller Schatz

Bis ganz nach oben stehen die Nadelbäume dicht an dicht gedrängt. Beeindruckende Felsabstürze, steile Flanken oder markante Felstürme – Fehlanzeige. Die findet man schon eher am Nachbarberg Sparber. Und doch lassen die zahlreichen Schilder bei der Ortsdurchfahrt erahnen, dass sich am obersten Zipfel der Bleckwand wohl doch eine Attraktion verbergen muss. Und dieser möchten wir heute auf den Grund gehen.

BergBleckwand
1541 Meter
Strobl, Salzburg
WandernSchwierigkeit: mittel
Dauer: 5 Stunden
Länge: 14,2 Kilometer
Aufstieg/Abstieg: 1022 Höhenmeter
Höhenprofil & Karte
HütteBleckwandhütte
AnfahrtParkplatz neben der B158 beim Steckerlfisch in Abersee
Zum Google Maps Routenplaner

Hütte im Märchenwald

Die Melodie des Waldes ertönt aus den oberen Baumwipfeln. Kühle Luft streicht sanft über meine Haut. Baumwurzeln schlängeln sich raffiniert über den Wanderpfad und formen sich zu natürlichen Stufen. Meine Hände fühlen die raue, teils vernarbte Baumrinde, während ich Schritt für Schritt den steilen Waldweg hinauf marschiere. Blätter streifen mein Gesicht, ich schiebe die dünnen Äste zur Seite. Der Kopf ist leer, das Herz erfüllt. Nur der Blick auf das Wegtracking reißt mich aus meiner Träumerei. Zwischen den Blättern blitzen dunkelbraune Holzschindeln hervor. Wir haben die Bleckwandhütte erreicht, die auf einer kleinen Waldlichtung thront.

Mit einem frischen Bauernkrapfen in der Hand sitze ich auf der großen Terrasse. Die dichten Wolken ziehen langsam über den Wolfgangsee. Am gestrigen Feiertag sah es hier ganz anders aus. Auf der Suche nach einem Labsal für die hungrigen Mägen und durstigen Kehlen drängten die Tagesbesucher in die kleine Hütte. Heute ist das Timing perfekt. Kaum jemand hat am späten Abend den Weg hier hoch gefunden. Vom gegenüberliegenden Seeufer grüßt der Schafberg. Ich nehme noch einen tiefen Schluck, bevor wir die letzten Meter zum Gipfel bezwingen.

Bleckwandhütte
Die Almhütte liegt direkt am Wanderweg etwa 30 Minuten unterhalb des Gipfels der Bleckwand.
Ausblick Bleckwandhütte
Die Bleckwandhütte punktet mit einem wunderschönen Blick auf den Wolfgangsee.
Nicht nur einen Gaumen-, sondern auch einen Augenschmaus gibt es auf der Bleckwandhütte.

Das Beste kommt zum Schluss

Das Gipfelkreuz schon fast in der Tasche, beginnt sich in meinem Kopf ein Gedankenkarussell zu drehen. „Haben wir das berühmte Fensterloch verpasst?“, kurble ich meine eigene Unsicherheit weiter an. Hektisch blicke ich nach links und rechts, doch nirgendwo kann ich das Felsloch erspähen. Plötzlich fällt mir wieder ein, dass es ganz knapp vor dem höchsten Punkt der Bleckwand sein muss. Tief in meine Grübelei versunken, merke ich gar nicht, dass ich plötzlich direkt vor dem Publikumsmagneten stehe.

Bleckwand-Holzkreuz
Ein Gipfel, unscheinbar und demütig und doch so wunderschön. Linker Hand stechen die markanten Felsenzwillinge des Sparbers hervor.
Bleckwand-Gipfel
Der Gipfel hüllt uns in einen friedvollen Mantel, der herzerwärmend und prächtig zugleich ist.

Ein Loch im Berg

„Auf den Bildern sieht es immer so groß aus“, ist das erste Kommentar, das mir über die Lippen huscht. Nichtsdestotrotz ist die skurrile Felsformation einen Eintrag in meine Bildersammlung wert. Obenauf sitzend, stehend, vor dem Loch kniend, im Loch sitzend. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Durch das Felsloch hat man einen schönen Blick auf Strobl und den glitzernden See. Ich schließe die Augen und blende jegliche Gedanken aus. Genieße die Stille der Natur und die Ruhe am Gipfel. Das wunderschöne Panorama lässt mich Kraft auftanken. Bevor es zu dunkel wird, treten wir den Abstieg an. Und obwohl wir uns von der Bleckwand verabschieden müssen, so habe ich doch viele schöne Erinnerungen im Gepäck.

Bleckwand-Ofenloch
An diesem Tag bildet sich keine Menschenschlange vor dem berühmten Ofenloch. Ganz alleine können wir die skurrile Felsformation genießen.
Bei gutem Wetter leuchtet der Wolfgangsee in einem strahlenden Türkisblau.
Bleckwand-Holzstuhl
Den Gipfel des Schafbergs im Auge, streift der Blick von den Hügeln am Horizont über den idyllischen See. Die großen Touristenschiffe sind zu winzig kleinen weißen Punkten geschrumpft.
Bleckwand-Ausblick-von-oben
Kurz vor Sonnenuntergang genießen wir unser einsames Plätzchen am Bleckwand-Gipfel.
Bleckwand-Blumen
Eingerahmt von einem Blumenmeer liegt der Wolfgangsee vor mir. Die Zeit bleibt förmlich stehen und ich könnte hier ewig verweilen.

Fazit zur Tour: Die Bleckwand hat mich zugegeben mehrfach überrascht. Einerseits blieben wir von Besucherscharen verschont und konnten die Natur in vollen Zügen genießen. Andererseits hat mir die Wanderung auch als erfahrener Berggeher gut gefallen, denn 1000 Meter Höhendifferenz sind ein perfektes Training für noch anspruchsvollere Touren. Wer sich den Aufstieg vom Ort nicht zutraut, kann über die Mautstraße bis zum Parkplatz Bleckwandhütte fahren (Mautgebühr von 7 Euro). Von dort sind es noch ca. 40 Minuten Gehzeit bis zum Gipfel.

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