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Wandern zwischen Lorbeerwäldern und Steilküsten: Die raue Schönheit des Anaga-Gebirges auf Teneriffa

Ein grünes Dach aus uralten Lorbeerbäumen wölbt sich über mir. Zwischen ihren knorrigen Ästen hängen zarte Moospolster wie feine Schleier, der Boden ist bedeckt von feuchtem Laub. Licht fällt nur in weichen Strahlen durch das dichte Blattwerk und taucht den Wald in eine stille, fast andächtige Atmosphäre. Am Wegrand wachsen dickblättrige, beinahe urzeitlich wirkende Pflanzen – lebendige Überlebenskünstler, die sich mit Kakteen und sukkulenten Riesen den kargen Boden teilen. Manche reichen mir bis auf Augenhöhe. Unter meinen Füßen knirscht der rotbraune, staubige Boden – er gehört zu den ältesten Teilen dieser Vulkaninsel. Das Anaga-Gebirge im Nordosten Teneriffas wirkt wie ein verwunschener Urwald – üppig, wild und zeitlos. Jeder Schritt führt tiefer hinein in eine Welt, die sich dem schnellen Wandel entzieht.

Und dann weitet sich der Blick: Grüne Bergkämme ziehen sich wie gezackte Rücken bis zur Küste, wo der tiefblaue Atlantik an die steilen Felsen schlägt. Kleine Dörfer wie Taganana oder Almáciga klammern sich an die Hänge – manche wirken still, fast verlassen, als würden sie vom Rhythmus der Natur statt von der Gegenwart geleitet. Zwischen dem satten Grün und der Weite des Ozeans zeigt sich hier ein Teneriffa, das rau, schön und voller Geschichten ist.

Geformt aus Feuer und Zeit: Die Geschichte des Anaga-Gebirges

Das Anaga-Gebirge im äußersten Nordosten Teneriffas ist eine der ältesten Regionen der Insel – sein Ursprung reicht etwa sieben bis neun Millionen Jahre zurück. Durch heftige vulkanische Eruptionen aus dem Meeresboden entstanden, zählt es zu den ersten Teilen der Insel, die aus dem Atlantik aufragten. Im Laufe der Jahrmillionen formten Erosion, Wind und Regen die dramatische Landschaft mit ihren tief eingeschnittenen Barrancos, schroffen Felsformationen und üppig bewachsenen Höhenzügen. Das feuchte Klima, begünstigt durch die Passatwolken, ließ hier einen einzigartigen Lorbeerwald gedeihen, der heute als sogenannter „Monteverde“ erhalten ist und als lebendiges Relikt aus dem Tertiär gilt.

Lange bevor die Spanier im 15. Jahrhundert Teneriffa kolonialisierten, lebten im Anaga-Gebirge bereits die Guanchen – die Ureinwohner der Insel. Sie nutzten Höhlen als Wohnstätten und Gräber und lebten hauptsächlich von Viehzucht und Sammelwirtschaft. Noch heute zeugen Fundstätten, Höhlenmalereien und alte Pfade von ihrer Lebensweise. Auch nach der Eroberung blieb Anaga lange Zeit eine der abgelegensten Regionen Teneriffas. Viele kleine Dörfer waren nur über schmale Trampelpfade oder per Boot erreichbar, was die Entwicklung einer besonders eigenständigen, traditionsreichen Kultur begünstigte. Erst im 20. Jahrhundert wurden Straßen angelegt, die das Gebiet besser erschlossen.

Heute ist das Anaga-Gebirge nicht nur ein Naturparadies mit einer der höchsten Biodiversitäten Europas, sondern auch ein kulturelles Erbe von enormem Wert. 2015 wurde es von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt – als Anerkennung für das harmonische Zusammenspiel von Mensch und Natur, das diese Region bis heute prägt.

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Wer durch das Anaga-Gebirge wandert, entdeckt eine Seite Teneriffas, die rauer, grüner und stiller ist als erwartet.

Tipps für ein unvergessliches Wandererlebnis im Anaga-Gebirge

Von Afur nach Taganana

Wie ein smaragdgrüner Mantel breitet sich das Anaga-Gebirge über die nordöstliche Küste Teneriffas aus. Zwischen bizarren Felsformationen öffnen sich immer wieder atemberaubende Ausblicke: Felsnasen, die sich dramatisch in die Höhe schieben, und weit unter mir der Atlantik, der mit kraftvollen Wellen gegen die wilden Ufer brandet. Wo das Wasser flacher wird, schimmert es in strahlendem Türkis – ein faszinierendes Farbspiel zwischen Himmel und Meer. Die Playa de Tamadite liegt bereits weit unter mir. Eine abgeschiedene Bucht, umrahmt von steilen Felswänden, die wie stille Wächter über dem Atlantik thronen.

Wo anders feiner Sand unter den Füßen liegt, breitet sich hier ein Teppich aus groben, rundgewaschenen Steinen aus – geformt durch Wind und Wellen, die sie über viele Jahre hinweg geschliffen haben. Doch genau das verleiht diesem Ort seinen besonderen Reiz. Die Bucht wirkt wild und unberührt, so wie viele Ecken in dieser Gegend. Noch vor Kurzem habe ich dort gestanden, die salzige Meeresluft eingeatmet und für einen Moment die Augen geschlossen. Das Rauschen der Wellen, das Kreischen der Möwen und das gedämpfte Murmeln aus der Ferne vermischten sich zu einer lebendigen Klangkulisse, die man so schnell nicht vergisst.

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Zwischen Farnen und Felsen wandere ich durch eine Landschaft, die wie aus einer anderen Zeit wirkt.

Nun führt mich der Pfad weiter entlang der zerklüfteten Küstenlinie – vorbei an dichter, trockener Vegetation mit unzähligen Kakteen und sukkulenten Pflanzen, die sich an die kargen Hänge klammern. Einige reichen mir bis zur Schulter, ihre dickfleischigen Blätter glänzen im Sonnenlicht. Der schmale Weg schlängelt sich durch das steinige Gelände, öffnet mit jeder Biegung neue Ausblicke auf das satte Grün des Hinterlands und das tiefblaue Meer. Es ist ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, aus Stille und Wind, aus Fels und Ferne. Schritt für Schritt nähere ich mich Taganana, begleitet von dieser rauen, ehrlichen Schönheit, die das Anaga-Gebirge so besonders macht.

Und genau dort, mitten im Herzen des Anaga-Gebirges, beginnt diese eindrucksvolle Rundtour – im kleinen, abgelegenen Ort Afur. Der Startpunkt ist ein überraschend gut ausgebauter Wanderparkplatz, der wirkt, als hätte man ihn mitten in die Wildnis gesetzt. Schon nach wenigen Schritten kreuzt der markierte Pfad PR TF 8 einen Fahrweg, passiert kurz darauf einen wuchtigen Felsblock und beginnt dann seinen Abstieg hinunter in Richtung Playa de Tamadite. Der Weg wechselt ständig sein Gesicht. Mal geht es steiler über felsdurchsetzte Pfade, mal über ausgebaute Naturstufen, die sich elegant durch das Gelände winden. Die Landschaft ist ein Fest für die Sinne: Zwischen dichtem Buschwerk und grasbewachsenen Hängen leuchtet immer wieder der rotbraune Vulkanfelsen hervor.

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Der Pfad beginnt gemächlich in Afur – und führt mich immer tiefer hinein ins grüne Herz des Anaga-Gebirges.
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Der Wechsel zwischen Schlucht, Strand und Höhenweg macht diese Wanderung so besonders.
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Zwischen Lorbeerwald und Felswänden verläuft ein stiller Weg, der mehr Aussicht als Anstrengung verspricht.

Bizarre Gesteinsformationen ragen wie Skulpturen aus dem Boden, spitze Felsnasen bohren sich scharfkantig in den Himmel und die Bergrücken wirken, als hätten sie sich in fließender Bewegung erstarren lassen. Ich weiß kaum, wohin ich zuerst schauen soll – zu vielfältig, zu lebendig ist diese Szenerie, die sich mit jedem Schritt verändert.  Mal zeigt sich die Landschaft schroff und urwüchsig, dann wieder weich und einladend. Und während sich der Pfad weiter hinabzieht, höre ich in der Ferne das leise Rauschen eines Baches, der sich unten durchs Tal schlängelt. Ich folge seinem Klang – und merke kaum, wie mich die Landschaft längst vollkommen eingenommen hat. Die Route wechselt nun auf das linke Ufer und steigt wieder an. Schon kurze Zeit später liegt die Playa de Tamadite direkt vor mir.  

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Zwischen den Steinen leuchtet das Grün der Pflanzen besonders intensiv und bringt Leben in die karge Landschaft.

Sich dem Rauschen der Wellen hingeben. Die salzige Luft schmecken. Die Augen über den Horizont schweifen lassen. Am Strand sauge ich dieses Gefühl von Weite, Freiheit und Gelassenheit tief in mich auf – als würde jede Brise, jeder Anblick des Meeres ein Stück innerer Unruhe mit sich forttragen. Erst nach einer halben Stunde löse ich mich aus diesem Moment und setze meinen Weg nach Taganana fort. Der schmale Pfad steigt nun für etwa zwanzig Minuten ziemlich steil an und führt zu einem kleinen Sattel neben einem markanten Felskopf, von dem aus sich die Aussicht mit jedem Schritt eindrucksvoller entfaltet. Der Blick schweift über die markanten Zacken des Anaga-Hauptkamms, zum Roque de Dentro und weiter bis zum steil aufragenden Roque de Taborno.

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Die Playa Tamadite liegt gut versteckt zwischen steilen Felsen und ist nur zu Fuß erreichbar, was sie zu einem ganz besonderen Ort macht.
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Ich sitze auf einem Felsen an der Playa Tamadite, die Sonne im Gesicht, die Schuhe ausgezogen, noch voller Energie vom Weg hierher.

Entlang der Steilküste wechseln sich sattgrüne Hänge mit schroffen Felsvorsprüngen ab, die wie von der Landschaft selbst gezeichnet ins Meer hinabfallen. Unten trifft das leuchtend blaue Wasser auf dunkles Vulkangestein, dessen rau gezeichnete Formen wirken, als hätte ein unsichtbarer Pinsel sie mit kräftigem Strich auf die Erde gesetzt. Ich bin fast allein unterwegs, nur der Wind begleitet mich, das entfernte Rauschen der Wellen und das flüchtige Knirschen meiner Schritte auf dem staubigen Boden. Der Küstenweg verlangt meinem Körper einiges ab – die Beine beginnen zu brennen, die Sonne steht hoch – und doch liegt in dieser Anstrengung eine ungeahnte Form von Entspannung. Je weiter ich gehe, desto mehr lösen sich Gedanken, Verpflichtungen und innere Unruhe in der Landschaft auf, als würde die Weite um mich herum auch in meinem Inneren Raum schaffen.

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Mit jedem Höhenmeter öffnet sich der Blick und lässt die Weite dieser einsamen Küstenlandschaft spürbar werden.
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Manchmal muss man einfach losgehen, um Landschaften wie diese zu finden – und ein kleines Stück von sich selbst gleich mit.

Mit der Zeit kehrt eine stille, tief empfundene Ruhe ein, die sich nicht aufdrängt, sondern ganz leise in mir zu wirken beginnt – wie ein warmer, stiller Strom, der alles ausgleicht. Alles, was mich sonst beschäftigt, rückt in weite Ferne. Zurück bleibt nur dieses stille Staunen, das sich in mir ausbreitet – als hätte die Landschaft mir für einen Moment erlaubt, einfach nur zu sein. Es ist kein lautes Glück, sondern ein stiller Einklang mit mir selbst, und irgendwann liegt dieser Frieden wie eine weiche Decke über allem – schützend, wärmend und still.

Nach etwa einer halben Stunde geht der schmale Küstenweg in einen Fahrweg über. Erste Häuser tauchen auf, und unter mir breitet sich das abgeschiedene Dörfchen Taganana aus – weiß getünchte Fassaden, die wie kleine Lichtpunkte im satten Grün des Anaga-Gebirges leuchten. Taganana gehört zu den ältesten Siedlungen Teneriffas, vermutlich wurde es bereits im Jahr 1501 gegründet, und wirkt bis heute wie ein Ort, der in seinem eigenen Rhythmus lebt – ruhig, zeitlos, fast weltfremd.

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Als ich den Kamm erreiche, liegt Taganana vor mir, weißgetüncht zwischen grünen Hängen und dem blauen Meer.

Eine Abzweigung führt hinunter ins Dorf, ich jedoch folge der Strecke weiter in Richtung des Aussichtspunktes La Cumbrecilla. Nach einiger Zeit verläuft die Route unter einer Hochspannungsleitung, von der aus ein breiter Pflasterweg abzweigt. Etwa hundert Meter später führt ein schmaler Pfad rechts hinauf zum Camino nach La Cumbrecilla. Die Passage windet sich durch buschigen Lorbeerwald bergan, bis er schließlich die Passhöhe erreicht – einen herrlich gelegenen Aussichtspunkt mit weitem Blick über den Roque de Dentro und die imposanten Grate des Anaga-Gebirges.

Im Osten erheben sich der Roque de Anambra und der Chinobre, im Westen reichen die Blicke bis nach Afur und zum markanten Gipfel des Taborno. Ab der Passhöhe biege ich scharf nach rechts ab. Der Pfad wird allmählich zu einem betonierten Fahrweg und führt in sanften Kehren zurück zum Ausgangspunkt beim Parkplatz in Afur – ein stilles Ende einer eindrucksvollen Runde, die viel mehr hinterlässt als nur müde Beine: unvergessliche Erinnerungen, ein Gefühl von Zufriedenheit und das sanfte Staunen darüber, wie viel Schönheit in dieser abgelegenen Ecke der Insel verborgen liegt.

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Die Sonne sinkt langsam hinter den Hügeln und Taganana leuchtet ein letztes Mal in warmem Gold, bevor die Dämmerung das Dorf einhüllt.

Von Punta del Hidalgo nach Las Carboneras

Schon nach den ersten Schritten auf dem schmalen Pfad spüre ich: Diese Wanderung ist anders. Sie führt mich fort von den sonnigen Küstenorten hinein in das ursprüngliche Herz Teneriffas – dorthin, wo die Natur wild, farbenfroh und voller Kontraste ist. Gleich zu Beginn öffnet sich die Aussicht auf den Roque Dos Hermanos, zwei markante Felsgipfel, die aus den Tiefen des sogenannten Barranco del Río aufragen – einem tief eingeschnittenen Felstal, welches sich wie eine Narbe durch das Vulkangestein zieht. Barranco, das ist das kanarische Wort für Schlucht – und davon gibt es hier viele. Manche schmal und fast verborgen, andere weit und offen, wie dieser hier, der mich gleich zu Beginn in seinen Bann zieht.

Der Weg, markiert als PR TF 10, führt mich immer tiefer hinein in diese eindrucksvolle Schluchtenlandschaft. Ich wandere durch wüstenähnliche Vegetation, vorbei an Feigenkakteen, Agaven, Wolfsmilchgewächsen und dickblättrigen Sukkulenten, die sich wie Überlebenskünstler an den kargen Hang klammern. Der Boden unter meinen Füßen wechselt von staubigem Rot zu dunklem Lavagestein und je höher ich steige, desto weiter öffnet sich der Blick – auf die zerklüfteten Bergrücken, die grüne Lunge des Nordens und das glitzernde Blau des Atlantiks tief unter mir. In der Folge steigt der Camino in Serpentinen an. Der schmale Steig zieht sich in langem Zickzack die linke Flanke des Barranco del Río hinauf. Auf einen ersten steilen Anstieg folgt ein flacheres Stück, das zum Durchatmen einlädt. Am Wegrand öffnet sich eine kleine Höhle, fast unauffällig im Fels verborgen. Der Pfad windet sich weiter, wildromantisch und eindrucksvoll, unter mächtigen Felsüberhängen bergauf.

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Zwischen den Schluchten heben sich die Bergrücken weich und rund, fast sanft – und doch ist jeder Schritt ein kleines Abenteuer.
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Immer wieder bleibe ich stehen, weil mich der Blick auf die faszinierende Küstenlinie einfach nicht loslässt.

Nach etwa 45 Minuten erreiche ich die Punta del Frontón – einen kleinen Sattel, der senkrecht zum Meer abfällt und traumhafte Ausblicke auf die Nordküste eröffnet. Ich bleibe stehen, lasse den Wind durch mein Haar streichen und spüre, wie sich etwas in mir weitet. Die Weite, die Stille, das Licht – all das wirkt unmittelbar, als würde sich ein innerer Knoten ganz von selbst lösen. Bei klarer Sicht erkenne ich das Felseiland Roque de Dentro, das wie ein steinernes Schiff im Atlantik liegt, ruhig und unbeweglich. Die Tour führt weiter über die Kammhöhe, mit immer wieder neuen Weitblicken auf die Küste, das verzweigte Barrancosystem und das tief unten liegende Punta del Hidalgo.

Noch einmal erwartet mich eine steile Passage mit in den Fels gehauenen Trittstufen. Der Steig verläuft dicht an einer ausgewaschenen Steilwand entlang, unter erneut beeindruckenden Überhängen. Schließlich öffnet sich die Landschaft zu einer Felskanzel, einem bizarr geformten Felsturm, der wie aus dem Boden gewachsen scheint. Ich setze mich kurz auf einen der warmen Steine, lehne mich zurück und fühle mich klein – aber auf eine gute Weise. Hier draußen ist nichts künstlich, nichts laut. Alles scheint an seinem Platz. 

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Im Anaga-Gebirge fühlt sich Teneriffa plötzlich ganz anders an – wilder, grüner, ursprünglicher.
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Zwischen feuerrotem Gestein und der endlosen Weite des Atlantiks wirkt die Landschaft fast surreal.

Die Luft ist frisch und trägt den Geruch von feuchter Erde und Laub. Ich halte kurz inne, atme tief ein und lasse die Ruhe dieses Ortes auf mich wirken. Der Weg schlängelt sich weiter bis zum kleinen Dorf Chinamada, das auf rund 600 Metern Höhe in der schroffen Bergwelt des Anaga-Gebirges liegt. Ich komme an Feldern vorbei, auf denen traditionell Kürbisse und Kartoffeln angebaut werden – noch immer nach alten Methoden, angepasst an die steilen Terrassen. Manche Häuser sind direkt in den Fels gebaut – sogenannte Höhlenhäuser, die bis heute bewohnt sind und von einer Lebensweise erzählen, die tief mit der Natur verwurzelt ist. Es ist ruhig hier – fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben.

Diese Einfachheit berührt mich. Nichts wirkt inszeniert, nichts überladen. Es ist ein Ort, der nichts will – und gerade deshalb so viel gibt. Von der kleinen Kirche aus lohnt sich ein Abstecher zum Mirador de Aguaide – etwa 30 Minuten hin und zurück. Von dieser natürlichen Aussichtsplattform eröffnet sich eine fantastische Fernsicht über das Barrancosystem, den Roque Dos Hermanos, die Küste bei Punta del Hidalgo und – bei klarer Sicht – bis hinaus zum Roque de Dentro im Atlantik. Ich lehne mich an das Geländer, verliere mich im Panorama und habe das Gefühl, dass es sich endlos ausbreitet. Weite, Tiefe, Ruhe – alles scheint hier in einem einzigen Augenblick zusammenzufallen.

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Der schmale Pfad schlängelt sich großartig durch die Bergflanke, als hätte er genau dort seinen Platz gefunden.
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Der Blick reicht weit über die zerklüftete Küste – spitze Felsen, tiefe Schluchten und irgendwo ganz unten das unermüdliche Meer.

Wer die Tour verlängern möchte, kann von Chinamada aus weiter in Richtung Las Carboneras wandern. Der Waldpfad führt zunächst durch dichten Lorbeerwald und knorrige Baumheide, vorbei an Farnen, die wie ein grüner Teppich den Waldboden bedecken. Hoch über dem Barranco del Tomadero schlängelt sich der Pfad durch ein stilles, abgelegenes Waldgebiet, in dem sich vereinzelt Häuser zwischen den Hängen verstecken, als würden sie sich ganz bewusst zurücknehmen. Brombeerranken, kanarische Glockenblumen und gelb blühender Hornklee begleiten den Weg.

Die Geräusche der Zivilisation sind längst verstummt – nur der Wind, das Rascheln der Blätter und das Knirschen meiner Schritte auf dem Bergpfad bleiben. Unterwegs passiert man den Aussichtspunkt Carretera, von dem sich beeindruckende Blicke über die zerfurchte Landschaft des Anaga-Gebirges eröffnen. Später erreicht man das Gehöft Casa Tamé auf einem Bergsattel, bevor der Weg erneut leicht ansteigt und den Pass Las Escaleras erreicht – einen markanten Sattel mit einem Hochspannungsmast, an dem sich der Weg gabelt.

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In Chinamada scheint das Leben langsamer zu laufen, als hätte der Ort sich entschieden, der Hektik nicht zu folgen.
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Chinamada ist ein kleines Höhlendorf im Anaga-Gebirge im Nordosten Teneriffas. Der Ort liegt auf etwa 600 Metern Höhe und ist vor allem für seine traditionellen Höhlenhäuser bekannt, die direkt in das Vulkangestein gebaut wurden.

Diese Verlängerung der Wanderung führt durch besonders stille, kaum begangene Abschnitte des Anaga-Gebirges und eröffnet neue Perspektiven auf diese raue und eindrucksvolle Landschaft. Und während sich der Wanderweg unter den Füßen fortsetzt, habe ich das Gefühl, dass sich innerlich etwas sortiert. Gedanken kommen zur Ruhe. Alles wird klarer. Ein zarter Frieden stellt sich ein. Zurück nach Punta del Hidalgo gelangt man ab Las Carboneras über einen ausgeschilderten Verbindungsweg, der bergab führt und schließlich wieder in den PR TF 10 einmündet. Alternativ kann man sich in Las Carboneras abholen lassen oder ein Taxi nehmen, denn der Ort ist über eine kleine Straße erreichbar. In Las Carboneras gibt es zwar eine Busstation, jedoch keine direkte Verbindung nach Punta del Hidalgo. Falls du den Bus nehmen möchtest, informiere dich am besten im Vorfeld genau über Fahrzeiten und mögliche Umstiege.

Tipp für eine gemütliche Pause: In Chinamada befindet sich das Bar-Restaurant La Cueva, das in eine natürliche Höhle gebaut wurde und traditionelle kanarische Küche anbietet. Die Öffnungszeiten variieren – besonders an Ruhetagen sollte man vorher nachsehen, ob geöffnet ist.

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Die grünen Hänge ziehen sich weich über die Berge, als hätte jemand ein riesiges Tuch über die Landschaft gelegt.
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Die Berghänge sind so saftig und lebendig, dass ich kaum glauben kann, wie nah das Meer gleichzeitig unter mir liegt.

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Las Palmas. Eine kleine Siedlung, wie aus der Zeit gefallen. Die wenigen Häuser liegen verstreut auf einer schmalen Küstenterrasse, als hätte der Wind sie dort abgelegt und nie wieder angerührt. Viele sind verlassen. Ihre Türen stehen offen, knarren im Wind, dahinter: verrostete Eisenbetten, Beistelltische mit abgeplatztem Lack, ein klappriger Holzschreibtisch, auf dem sich der Staub wie ein Schleier über vergangene Jahrzehnte gelegt hat. Ich trete langsam näher, wie eine Entdeckerin auf den Spuren einer vergessenen Welt. Es fühlt sich an, als würde ich ein Fenster in eine andere Zeit öffnen – ein stummer Moment, eingefroren zwischen Verfall und Erinnerung. Ich halte inne, neugierig, bewegt, und frage mich, wer hier wohl zuletzt gewohnt, gelacht, gelebt hat.

Und doch: Nicht alles ist still. Manche Häuser erzählen eine andere Geschichte. Frisch gekalkte Wände, flatternde Vorhänge, ein gepflegter Ziegenstall – leise Zeichen von Leben, das sich seinen Platz bewahrt. Die Erosion frisst sich derweil durch das Gestein, unaufhaltsam, und hat an einer Stelle die Kante so tief unterspült, dass die Mauer eines Hauses gefährlich nahe am Abgrund steht. Und dennoch: Es steht. Widerspenstig. Als wollte es der Zeit trotzen.

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Las Palmas wirkt wie ein vergessenes Ende der Welt. Nur wenige Häuser ducken sich in die Landschaft, ausgeblichen, zum Teil verlassen, manche wirken, als hätte jemand sie einfach zurückgelassen.

Meine Wanderung beginnt weiter oben im Tal, in Chamorga, einem friedlichen Ort am Ende der Welt. Weiße Wände, rote Dächer, ein krähender Hahn, der Wind, der durch offene Fenster zieht. Gegenüber der kleinen Kirche zweigt der markierte Pfad PR TF 6 in Richtung „El Draguillo“ ab. Der Weg steigt sacht an, gesäumt von einem einfachen Geländer. Neben mir plätschert ein Rinnsal, das durch ein liebliches Tal mit Obstbäumen und alten Feldern führt. Bald zweigt links der Weg nach La Cumbrilla ab – ich folge jedoch dem Hauptweg weiter geradeaus, unter dem grünen Dach von Baumheiden. Der Maultierpfad zieht sich oberhalb des Bachbetts durch Farnfelder, dazwischen leuchten kanarische Glockenblumen.

Bei einem gewaltigen, moosbedeckten Findling wechselt der Weg auf die rechte Talseite und steigt zu einem stillen Wegkreuz auf dem Hauptkamm an. Von hier könnte ich nach links zum Cabezo del Tejo abzweigen – einem der großartigsten Aussichtspunkte des Anaga-Gebirges. Ich aber gehe geradeaus, bergab in Richtung El Draguillo. Der Pfad windet sich in steilen Serpentinen durch dichten Lorbeerwald. Immer wieder blitzen zwischen dem Laub die Weite des Atlantiks und das Spiel des Lichts durch das Blätterdach. Bald lichtet sich der Wald – und ein überwältigender Blick öffnet sich. Tief unter mir liegt El Draguillo, umgeben von Palmen, kleinen Gärten und alten Trockenmauern. Ich steige über verwilderte und später gepflegte Terrassen ab, passiere einen imposanten Drachenbaum und stoße auf einen Fahrweg. Doch bevor ich diesen Abschnitt erreiche, zweigt rechts mein Pfad ab – es ist der PR TF 6.

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Als der Weg sich langsam wieder senkt, liegt plötzlich El Draguillo vor mir. Eine Mini-Siedlung, eingebettet in sattes Grün, die aussieht, als hätte jemand ein Märchenbuch mitten in die Schlucht geworfen.
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Die Küste zieht sich wie ein gezacktes Messer durch den Atlantik, wild, zerbrechlich und wunderschön in ihrer Unangepasstheit.

Der Wegabschnitt zwischen El Draguillo und dem Faro de Anaga ist offiziell gesperrt. Besonders rund um Las Palmas gibt es gefährliche, erosionsgefährdete Passagen mit Absturzgefahr. Eine Begehung erfolgt auf eigenes Risiko und wird ausdrücklich nicht empfohlen. (Stand 2024)

Der Weg führt zunächst hinab in eine schmale Barrancorinne, steigt dann wieder an und folgt dem wilden Steilhang über der Küste. Schon nach wenigen Minuten öffnet sich das Panorama. Unter mir glitzert das Meer – dunkel, lebendig, von der Tiefe atmend. Darüber die ungezähmten Flanken des Anaga-Gebirges, wild gefaltet und voller Energie. Aus dem Atlantik ragen die Felsgiganten: Der Roque de Dentro erhebt sich wie ein gewaltiger Felssockel aus dem Wasser – breit, trutzig, umspült von Gischt. Kein bedrohlicher Monolith, sondern ein stummer Wächter der Küste, dem selbst jahrhundertelange Stürme nichts anhaben konnten. Dahinter liegt, fast verloren im Blau, der kleine Roque de Fuera – ein unscheinbarer Felsblock, der sich hinter dem massigen Koloss duckt und doch untrennbar zu diesem steinernen Ensemble gehört.

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Der Pfad schmiegt sich wie ein loses Band an die Bergflanke, manchmal so schmal, dass ich das Gefühl habe, meine Gedanken müssten hintereinander gehen, um Platz zu finden.

Seitlich davon zieht sich der langgestreckte Roque Enmedio wie ein schlafender Riese über die Flanke des Gebirges, sein Rücken vom satten Grün überwuchert. Dahinter reißt der zerklüftete Roque las Ánimas die Silhouette des Horizonts auf – seine gezackten Grate wirken wie erstarrte Blitze, als hätte ein Sturm sie dort hinterlassen. Auch der moosüberzogene Roque de los Pasos schiebt sich aus dem Hang, geheimnisvoll und schwer, während der rund gewölbte Pico del Frontón wie eine stille Kuppel am Ende der Welt wacht. Ich bleibe wie gebannt stehen. Vor mir entfaltet sich kein gewöhnliches Panorama, sondern ein urtümliches Schauspiel aus Stein und Zeit. Diese Küste atmet etwas Uraltes – etwas, das tief unter der Oberfläche lebt und mich in seinem Blick festhält. Alles in mir wird still. Als würde die Insel für einen Moment ihre Geschichte zeigen – wortlos, aber unvergesslich.

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Die Roques de Anaga sind markante Felsnadeln vor der Nordostküste Teneriffas – dramatische Überreste uralter Vulkanschlote.
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Die große Runde zum Faro de Anaga fühlt sich an wie ein Spaziergang am Rand der Insel – dort, wo Teneriffa langsam im Atlantik zu verschwinden scheint.
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Es fühlt sich an, als würde ich durch die Rückseite der Insel wandern – dorthin, wo der Wind noch frei spricht und das Meer Geschichten erzählt, die sonst niemand hört.
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In jeder Bucht wartet ein anderer Ton von Blau – von tintenschwarz bis türkishell, als hätte der Atlantik seine Farbpalette hier ausgeleert.

Der Weg quert schließlich zwei steile Geröllfelder, fällt dann wieder in einen sanften Rhythmus und steigt über uralte, überwucherte Terrassen an. Entlang des Pfades wachsen übermannshohe Feigenkakteen, deren breite, stachelige Glieder wie skurrile Bäume aus dem Hang ragen. Manche stehen vereinzelt, andere bilden kleine Haine, stumm und archaisch. Schließlich beginnt der Abstieg nach Las Palmas. In engen Kehren führt der Pfad in einen ausgewaschenen Barranco, wo der erste verlassene Hof zwischen Ginsterbüschen auftaucht.

Ich halte mich an der rechten Gabelung, durchquere Las Palmas, vorbei an einer halb verfallenen Kapelle und dem verblassten Rest bäuerlichen Lebens. Der Weg zieht nun wieder ostwärts. Der Roque de Dentro bleibt langsam zurück, die Landschaft öffnet sich erneut. Zwischen den Büschen funkeln tief unten winzige Kiesbuchten – abgeschieden, unberührt, vom Meer geformt. Dann taucht Las Orobales auf, ein gewaltiger Felsblock, an dessen Fuß kleine Steinhäuser in den Schutz gebaut wurden. Davor steht eine alte, rostige Weinpresse, halb von Dornen umschlungen, halb vom Licht der Erinnerung beleuchtet. Der Weg führt in sanftem Auf und Ab durch die karge Hügellandschaft weiter, bis ich auf die Fuente del Junquillo treffe, eine schlichte Quelle mit Sitzbank, eingefasst von einer senkrechten Felswand. In einer Spalte flackert ein winziger Heiligenschrein. Ein Ort für eine stille Rast.

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Die Landschaft wechselt ständig das Kostüm: von üppig zu karg, von moosig zu trocken, als wäre sie sich selbst nicht sicher, wer sie heute sein will.
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An einer Hauswand in Las Palmas blättert die Farbe ab – kein Zeichen von Verfall, sondern Erinnerung an Zeit, die hier nicht mehr zählt.

Nach rund zwanzig Minuten taucht auf einem Rücken der Faro de Anaga auf – weiß, schlicht, wettergegerbt. Kein hoher Turm, sondern ein gedrungener Bau auf rund 230 Metern Höhe, mit weitem Blick über die Ostspitze der Insel. Rechts unterhalb: die Bucht von Roque Bermejo, mit ihrem dunklen Strandbogen, verstreuten Fischerhäuschen und einer kleinen Kapelle. Noch weiter hinten – fast wie gemalt – der Roque Bermejo, ein rötlicher Fels, der sich aus dem Meer hebt wie ein Finger der Erde. Der Faro de Anaga wurde 1864 in Betrieb genommen und zählt damit zu den ältesten Leuchttürmen der Kanaren. Damals war er ein technisches Meisterwerk, das auf einem der entlegensten Punkte Teneriffas errichtet wurde – völlig abgeschieden, nur zu Fuß oder per Maultier erreichbar.

Der Abstieg zum Strand dauert etwa zwanzig Minuten. Der Pfad schlängelt sich durch Gärten und verlassene Anwesen, vorbei an windschiefen Türen und Steinmauern, die längst dem Meer entgegentaumeln. Unten angekommen empfängt mich der weiche, dunkle Sand, Boote liegen quer im Wind, die salzige Luft schmeckt nach Weite. Wer Glück hat, findet die kleine Bar geöffnet. Inmitten dieser Einsamkeit wirkt ein kühler Drink beinahe surreal.

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Ursprünglich wurde der Turm mit Öl betrieben, später mit Gas und schließlich mit Elektrizität. Heute ist er solarbetrieben und automatisiert – bemannt ist er nicht mehr. Das Leuchtfeuer reicht rund 18 Seemeilen weit hinaus aufs Meer.

Der Rückweg beginnt an der Wegkreuzung rechts, steigt wieder an, führt zwischen Gärten über einen schmalen Grat, vorbei an einem verfallenen Gehöft. Bald verläuft er entlang einer Telefonleitung, die wie ein dünner Strich das steile Gelände quert. Links von mir fällt der Blick in den tief eingeschnittenen Barranco de Roque Bermejo, dessen Wände in weiten Bögen den Himmel aufreißen. Etwa 45 Minuten nach dem Faro erreiche ich eine kleine Felskanzel, die sich wie ein Balkon über das Tal schiebt. Gegenüber: die Hänge von La Cumbrilla. Der Pfad führt weiter, über in die Erde gehauene Trittstufen, die in Kehren zur Montaña Tafada ansteigen. Oben, auf rund 600 Metern, öffnet sich der Horizont: Die Küstenlinie liegt tief unter mir, das Licht spielt mit dem Atlantik, und der Wind trägt den Tag fort.

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Der Faro de Anaga liegt so abgeschieden, dass man das Gefühl hat, hier endet nicht nur die Insel, sondern auch die Welt, wie man sie kennt – kein Lärm, keine Straßen, nur Wind, Fels und der endlose Atem des Meeres.

Der Weg führt weiter über verfallene Fincas, während ich auf dem Hauptpfad bleibe und die beiden abzweigenden Seitenwege unbeachtet lasse. An einer unscheinbaren Gabelung halte ich mich links. Schon bald zeigen sich die ersten Dächer von Chamorga. Der Pfad sinkt nun wieder ab und führt über steinige, teils ausgesetzte Passagen, von denen eine mit einem Geländer gesichert ist. Nach einem kurzen Gegenanstieg umrunde ich eine markante Felsnadel, die sich wie ein wachsamer Wächter aus dem Hang erhebt. Und dann liegt es wieder vor mir – Chamorga, eingebettet in den Talschluss, umgeben von Drachenbäumen und verwitterten Feldern. Unten im Barranco sehe ich den Pfad, den ich gekommen bin. Noch ein letzter Abstieg, dann erreiche ich die Dorfstraße. Drei Minuten später stehe ich wieder am Kirchplatz. Ein Tag in einer Welt, die unberührt scheint. In Fels gemeißelt, vom Wind gezeichnet – und voller rauer Schönheit.

Klippenpfad_Anaga_gruene_Bergflanken
Zwischen den zerklüfteten Kämmen liegt eine grüne Wildheit, die nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat – hier wachsen Bäume quer zum Licht und Felsen trotzen dem Wind seit Jahrhunderten.
Rundwanderung_Faro_de_Anaga_Wanderpfad
Der letzte Abschnitt zurück nach Chamorga bietet zwar weniger weite Ausblicke, dafür führt er durch beeindruckende Schluchtenlandschaften, die mit ihrer wilden, ursprünglichen Atmosphäre faszinieren.
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