Die Wimpern glitzern im ersten Licht des Tages, bedeckt von feinen Kristallen, die wie kleine Juwelen funkeln. Mein Atem malt weiche Wolken in die klare Luft und ich spüre die Frische, die den Morgen durchzieht. Die Natur präsentiert sich in einem ruhigen, nahezu zeitlosen Zustand. Der Rhythmus meines Aufstiegs und das leise Klacken der Bindungen begleiten die Abgeschiedenheit im Marbachtal in Flachauwinkl. Jeder Schritt wirkt wie ein sanftes Einkehren in diese unberührte Winterwelt. Ich lasse meinen Blick über die schneebedeckten Bäume gleiten. Von den glitzernden Wipfeln, die wie mit Puderzucker bestäubt wirken, über das dichte Tannenkleid bis hin zu den Wiesen, die still unter einer dicken Schneedecke ruhen. Hier scheint die Zeit stillzustehen – eine Einladung, den Moment ganz bewusst zu erleben.
Inhaltsverzeichnis
Im Tal der Kälte
Der Bach plätschert friedlich, während wir über die breite Forststraße tiefer ins Tal vordringen. Der Schnee leuchtet in der Morgensonne und der letzte Nebel des Tagesbeginns löst sich langsam auf. Vor und hinter uns sind andere Tourengeher unterwegs, die ebenfalls den Zauber der Bergwelt erleben wollen. Der Weg führt uns durch einen friedlichen Wald, in dem das Rauschen des Baches und das rhythmische Knirschen des Schnees unter den Skiern die einzigen Geräusche sind. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir die Vordere Marbachalm. Im Winter liegt die Hütte verlassen da, eingebettet in einen dichten Schneemantel. Die Fensterläden sind fest verschlossen und der tief verschneite Vorplatz wirkt, als hätte ihn seit Wochen niemand betreten. Wo im Sommer herzhafte Almspezialitäten serviert werden und Wanderer einkehren, hat der Winter seine Handschrift hinterlassen: Eiszapfen zieren den Dachrand und der kleine Spielplatz trägt eine dicke Schneehaube.
Mittlerweile merken wir die Kälte kaum noch, die Bewegung hält uns warm. Nur stehen bleiben sollten wir nicht zu lange – die Kälte würde uns sofort wieder einholen. Unweit der Almhütte teilt sich der Weg: Die breite Forststraße verläuft geradeaus, doch wir wählen den rechts abzweigenden Almweg. Oft führt zusätzlich eine Spur durch den steilen Südosthang, welche direkt durch den Wald verläuft. Dieser Pfad ist weit mehr als nur eine Abkürzung: Der würzige Duft des Waldes liegt in der Luft, während wir dicht an den mächtigen Baumstämmen entlang gehen. Sträucher und Äste brechen aus dem Schnee hervor und verleihen dem Aufstieg eine stimmungsvolle Atmosphäre. Es ist ein Weg, der die Natur unmittelbar spürbar macht.
Berg | Schilchegg 2040 Meter Flachauwinkl, Salzburg |
Skitour | mittelschwere Skitour Dauer: 4 Stunden Länge: 10 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 950 Höhenmeter Hangrichtung: Ost und Nordost Höhenprofil & Karte |
Anfahrt | Parkplatz an der Flachauwinklstraße Zum Google Maps Routenplaner |
Ein Hauch von Ewigkeit
Die Spur windet sich steil nach oben, doch die Bedingungen sind heute ideal. Der Schnee trägt sicher und gleichmäßig, wodurch jeder Schritt mit Leichtigkeit gelingt. Ich spüre, wie mein Körper im Einklang mit der Umgebung arbeitet, die harmonische Bewegung meiner Muskeln und das stetige Gleiten der Skier über den Schnee. Der Wald um mich herum strahlt eine unendliche Ruhe aus, die Gedanken fließen leise dahin, getragen von der natürlichen Stille. Immer wieder öffnen sich Lücken im Gehölz und geben den Blick auf die umliegenden Gipfel frei, die im Morgenlicht erstrahlen. Das Licht zeichnet sanfte Schatten auf die weiße Schneedecke und ich bleibe kurz stehen, um die Szenerie zu genießen. Hier oben scheint die Zeit langsamer zu fließen, jeder Atemzug wird bewusster. Nach mehreren fordernden Passagen treffen wir erneut auf die Forststraße, die sich Kurve um Kurve hinauf zur Ranstlalm schlängelt. Der Schnee ist hier kompakt, die Skier gleiten ruhig über den Boden, während die umliegenden Bäume wie stille Begleiter wirken. Es ist ein Moment der Harmonie, in dem das Aufsteigen nicht nur eine Anstrengung, sondern auch ein Genuss ist.



Die Magie der Lärchen
Plötzlich lichtet sich der Wald und vor uns liegt die idyllische Ranstlalm (1.502 m). Wie aus einem Wintermärchen scheint die urige Hütte perfekt in die verschneite Landschaft eingebettet zu sein. Vor der Alm lädt eine einfache Holzbank zu einer kurzen Rast ein – der ideale Ort, um die Beschaulichkeit und Schönheit dieses besonderen Ortes auf sich wirken zu lassen. Der schönste Teil der Tour beginnt hier. Sanfte Almböden ziehen sich in die Höhe und die Spur führt durch lichte Lärchenwälder. Die kahlen, entblößten Äste wirken wie zarte Silhouetten vor dem strahlend blauen Himmel und geben den Blick frei auf die umliegenden Gipfel. Die Sonne glitzert auf dem Schnee und ich lasse mich von der sanften Energie der Winterlandschaft tragen.
Wie eine markante Pyramide erhebt sich der Faulkogel aus dem weitläufigen Panorama, ein imposanter Blickfang in der verschneiten Bergwelt. Die Aufstiegsspur bleibt klar erkennbar und schlängelt sich durch unberührten Pulverschnee. Mäßig steil zieht sie in der Mitte des Grabens über den offenen Südosthang hinauf. Rund 400 Höhenmeter oberhalb der Alm erreicht man schließlich den Grat, der das Schilchegg mit dem angrenzenden Benzegg verbindet. Von diesem Punkt aus sind es nur noch etwa zwanzig Minuten Gehzeit bis zum Gipfel des Schilcheggs auf 2.040 Metern. Hier oben nehme ich mir die Zeit, um den Moment ganz bewusst zu erleben: Das leise Knirschen des Schnees unter meinen Schuhen, die beeindruckende Weite der Landschaft und das zarte Spiel von Licht und Schatten, das über die weißen Hänge tanzt. Es ist, als würde die Zeit für einen Augenblick stillstehen – ein Gefühl von vollkommener Ausgeglichenheit und Einklang mit der Natur.



Wo der Wind flüstert
Am höchsten Punkt des Schilcheggs halte ich inne und werde von einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit und Zufriedenheit durchflutet. Der Ausblick, der sich hier oben bietet, ist überwältigend – fast so, als hätte jemand ein Meisterwerk vor mir ausgebreitet. Riesige Felswände erheben sich majestätisch in den Himmel, während sanfte Schneehänge sich wie weiche, glitzernde Wellen über die Landschaft ziehen. Die umliegende Bergkulisse ist atemberaubend, eine endlose Galerie von Gipfeln, die sich bis zum Horizont erstrecken: Ennskraxen, Kraxenkogel, Faulkogel, Liebeseck, Mosermandl und Permuthwand reihen sich wie Perlen auf einer Kette aneinander. Ich lasse meinen Blick langsam von einem Gipfel zum nächsten wandern, nehme jedes Detail in mich auf, als wollte ich es für immer bewahren. Die Stille ist fast greifbar, durchbrochen nur vom kräftigen Pfeifen des Windes, der über die Schneeflächen fegt und dabei kleine Kristalle wie funkelnde Staubkörner in die Luft wirbelt. Diese Ruhe hat etwas Magisches, sie zieht mich in ihren Bann und lässt mich alles andere vergessen – die Welt unterhalb des Berges, den Alltag, die Sorgen. Hier oben gibt es nur mich, den Berg und diesen perfekten Moment.





Der Atem der Berge
Die Sonne steht hoch am Himmel und schickt ihre warmen Strahlen, die mein Gesicht angenehm kitzeln. Es ist eine Wärme, die durch die klare, kühle Bergluft noch intensiver wirkt, beinahe wie eine liebevolle Umarmung der Natur selbst. Ich setze mich in den Schnee, lehne mich zurück und lasse die Eindrücke in aller Ruhe auf mich wirken. Es ist ein Augenblick, der mich tief berührt, ein Augenblick, in dem ich mich verbunden fühle – mit der Natur, mit den Bergen, mit mir selbst. Bevor ich mich wieder auf den Weg nach unten mache, lasse ich mir Zeit, diesen Moment voll auszukosten. Es gibt keinen Grund zur Eile, denn Augenblicke wie dieser verdienen es, in ihrer ganzen Tiefe erlebt zu werden.
Mit einem zufriedenen Seufzer streife ich mit den Handschuhen über den Schnee und lasse meinen Blick erneut über die majestätische Bergwelt schweifen. Dann schließe ich die Augen, atme die kühle, klare Luft ein und spüre, wie sie meine Gedanken klärt. Der Wind weht kräftig über mein Gesicht, fast wie eine leise Erinnerung daran, wie klein und zugleich wie unendlich verbunden ich hier oben bin. Es ist ein Moment, der mir Ruhe schenkt und mich daran erinnert, wie wertvoll es ist, im Hier und Jetzt zu verweilen – ein Geschenk, das nur die Berge zu bieten haben.



Wogen aus Weiß
Die Abfahrt beginnt mit einem wahren Highlight: Der Pulverschnee ist perfekt, weich und griffig zugleich. Meine Skier gleiten fast wie von selbst und das leise Zischen des Schnees begleitet mich. Im Slalom schwinge ich durch die weiten Hänge, genieße die Leichtigkeit jeder Bewegung und das sanfte Auf und Ab des Geländes. Die Sonne wirft lange Schatten und die Lärchenbäume ziehen wie stille Beobachter an mir vorbei. Dieser Abschnitt der Abfahrt ist pure Freude. Der weiche Schnee federt jede Unebenheit ab und ich verliere mich im Rhythmus der Schwünge. Der Blick schweift immer wieder in die Ferne, wo die umliegenden Gipfel in der klaren Luft leuchten.
An der Ranstlalm angekommen, lassen wir die offene Weite der Hänge hinter uns und gleiten auf dem breiten Wirtschaftsweg zurück ins Tal. Die Abendsonne taucht den Weg in goldenes Licht, während der Schnee unter den Skiern sanft knirscht. Es fühlt sich an, als wolle uns die Landschaft noch ein letztes Mal verabschieden. Unten angekommen, blicke ich zurück und spüre die Zufriedenheit, die nur ein Tag in den Bergen schenken kann. Jeder Moment dieser Tour bleibt lebendig – ein Stück Winterglück, das ich mitnehme.

Fazit: Das Schilchegg mag im Schatten des höheren Liebesecks stehen, doch das wird ihm nicht gerecht! Der eher unscheinbare Gipfel mag ohne Kreuz auskommen, bietet dafür aber eine traumhafte Rundumsicht und einen abwechslungsreichen Aufstieg. Besonders der Abschnitt zwischen der Ranstlalm und dem Gipfel bleibt in Erinnerung – mit sanften, tief verschneiten Hängen, die zum Genießen einladen, ohne dabei zu steil zu werden. Die Tour bietet dadurch nicht nur sichere Bedingungen, sondern auch ideale Voraussetzungen für alle, die Ruhe und Natur schätzen. Für ambitionierte Skitourengeher bietet sich zudem eine Erweiterung über das Benzegg an, wobei die Abfahrt durch die steile Benzeggrinne nur bei sicheren Verhältnissen und mit entsprechendem Können empfehlenswert ist. Alternativ bleibt die einfache und sichere Abfahrt über die Scharte zwischen Schilchegg und Benzegg. Alles in allem ist das Schilchegg ein perfektes Ziel für Skitourenliebhaber abseits der überlaufenen Klassiker.