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Unberührtes Lucca: Authentische Schönheit hinter hohen Mauern

In Lucca scheint die Zeit irgendwie still zu stehen. Stolz präsentiert die Stadt ihr altes Bauwerk und ihre charmanten Plätze. Je tiefer ich in die Atmosphäre eintauche, umso mehr enthüllt sie von ihrem Liebreiz. La Dolce Vita, das süße Leben, ist mit Haut und Haaren spürbar. Hier lebt das ursprüngliche Italienflair, ticken die Uhren ein wenig langsamer. Stress und Hektik verschwinden sang- und klanglos, während Gelassenheit und Lebensfreude Oberhand gewinnen. Zwischen all den alten Steinmauern pulsiert das Leben. Wie ein Schwamm versuche ich all die Eindrücke aufzusaugen. Als ich zu Mittag in einem kleinen Restaurant in einer ruhigen Seitengasse vor meinem Teller Gnocchi sitze, bin ich mit jeder Faser meines Körpers angekommen. In Lucca und dem sorgenfreien Leben.

Wissenswertes

Lucca im Überblick

Die etwa 90.000 Einwohner große Stadt Lucca liegt im Tal des Flusses Serchio rund 20 Kilometer nordöstlich von Pisa und 20 Kilometer östlich der toskanischen Küste. Gegründet wurde Lucca vermutlich im 3. Jahrhundert vor Christus von den Etruskern. Unter den Langobarden war Lucca im 5. bis 7. Jahrhundert Sitz des toskanischen Herzoges. Im Mittelalter stieg Lucca zu einem Zentrum für die Luxusstoffindustrie auf und erlebte durch die Produktion von Seiden- und Brokatstoffen für Polstermöbel oder Aristokratengewänder eine wirtschaftliche Blütezeit. Infolgedessen entwickelte sich Lucca zu einer geachteten Wirtschaftsmacht und blieb dank ihrer starken Befestigungsmauern als einzige Stadt der Toskana von den Medici unabhängig. Unter französischer Herrschaft von 1799 bis 1805 wurde Lucca eine demokratische Republik, bis sie unter die Herrschaft der Bourbonen und schließlich für eine kurze Dauer vor der italienischen Vereinigung im Jahre 1861 unter das Großherzogtum Toskana fiel.

Madame Butterfly, Turandot und La Bohème sind nur einige Werke des berühmtesten Sohnes der Stadt, Giacomo Puccini. Sein Vater war Leiter der Stadtkapelle von Lucca und auch Giacomo Puccini selbst spielte einst an der Orgel der Kathedrale. In seinem Geburtshaus, der Casa di Puccini, befindet sich heute ein kleines Museum.

Torre Guinigi Stadtzentrum
Lucca ist eines der hübschesten Städtchen inmitten der Toskana und viel weniger überlaufen als Siena, Pisa oder Florenz.

Anreise und Transport vor Ort

Lucca kannst du sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Dein Auto parkst du außerhalb der Stadtmauer. Der Bahnhof Lucca liegt einen Katzensprung, genauer gesagt 10 Gehminuten, von der Piazza San Michele entfernt. Der Busbahnhof hingegen befindet sich an der Piazzale Verdi innerhalb der Stadtmauern. Busse verkehren beispielsweise aus Florenz, Pisa und der Küstenstadt Viareggio. 

Wie viel Zeit sollte man für Lucca einplanen?

Idealerweise verbringst du in Lucca einen ganzen Tag. Es ist aber auch ein halber Tag ausreichend, um die schönsten Ecken der Stadt zu entdecken. Das Zentrum Luccas ist eher klein, sodass alle wichtigen Highlights fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar sind. Da Lucca sehr fahrradfreundlich ist, gibt es viele Möglichkeiten, einen Drahtesel zu mieten. Wenn du die Atmosphäre auch am Abend genießen möchtest, buche am besten eine Übernachtung in Lucca. 

Sehenswürdigkeiten

Torre Guinigi und Torre delle Ore

45 Meter über der Stadt, im Schatten von sieben Eichenbäumen, lasse ich meinem Blick über das terrakottafarbene Häuserensemble und das kopfsteingepflasterte Gassenlabyrinth schweifen. Nach 250 Stufen hole ich einen tiefen Atemzug und genieße die leichte Brise auf der Aussichtsplattform – eine wohlverdiente Abkühlung! Im 14. Jahrhundert, als Lucca durch Textilwirtschaft reich geworden war, ragten 250 Wohntürme der Adelshäuser in den Himmel. Zwei von ihnen, den 50 Meter hohen Uhrenturm „Torre delle Ore“ sowie die Torre Guinigi mit ihrer markanten Baumkrone, kannst du heute noch erklimmen. Beide Türme bieten ein herrliches Panorama über die rotbraunen Dächer Luccas.

Auf der Website findest du Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen.

Piazza dell’Anfiteatro

Leuchtend stechen die für die Region typisch grünen Fensterläden auf den in Natur- und Gelbtönen gestrichenen Häuserfassaden hervor. Unter den riesigen Sonnenschirmen lassen es sich die Menschen schmecken. Wo heute Pasta und Aperol gereicht werden, hatten die Römer einst einen Schauplatz für Wettkämpfe errichtet. Im Mittelalter wurden auf den Trümmern des alten Amphitheaters Wohnhäuser gebaut. Reste der ursprünglichen Mauern kann man heute nur mehr an der Außenseite erkennen. 

Plaza del Anfiteatro Lucca
Der Platz wurde auf den Überresten eines römischen Amphitheaters aus dem 2. Jahrhundert errichtet. Das elliptische Gebäude bestand aus zwei übereinander liegenden Rängen mit 55 Bögen und bot Platz für bis zu zehntausend Menschen.
Kennzeichnend für die Piazza dell’Anfiteatro sind ihre rustikalen gelben Häuserfronten.

Piazza San Michele & San Michele in Foro

Egal von wo du kommst – früher oder später stehst du auf der Piazza San Michele. Der malerische Hauptplatz Luccas ist von mittelalterlichen Gebäuden mit Rundbögen und gekuppelten Fenstern umgeben. Hier schlägt das Herz der Stadt, fließen die engen Gassen zusammen und treffen die Menschen aufeinander. Genießen einen Kaffee oder lassen sich in einen kurzen Plausch verwickeln. Eines der schönsten Bauwerke ist der Renaissancepalast Palazzo Pretorio, der durch seine opulente Uhr und die mächtigen Arkadenbögen gut zu erkennen ist. Er dient heute als Sitz des Gerichts.

Piazza San Michele Gebäude
Die Piazza di San Michele ist heute noch, wie vor 2000 Jahren, Zentrum des öffentlichen Lebens.
Piazza San Michele
Auf der Piazza San Michele können Besucher und Einheimische in Restaurants speisen, die mittelalterliche Architektur bewundern und über Märkte schlendern.

Ein paar Nummern zu groß ist die fünfstöckige Fassade von San Michele in Foro aus dem 12. Jahrhundert. Die pittoreske Kirche steht auf dem ehemaligen römischen Forum Luccas. Ihre überproportionale Front mit reich ornamentierten Blendarkaden sowie filigranen Pfeilern und zierlichen Säulen war ursprünglich für ein größeres Gotteshaus konzipiert. Als jedoch das Geld aufgebraucht war, musste man wohl oder übel kleinere Brötchen backen. Darum ragt der mit der Statue des Erzengels Michael gekrönte Giebel heute weit über das 1512 eingezogene Dach hinaus. Im Inneren ist die Kirche vom romanischen Baustil geprägt und weniger imposant als ihre äußere Erscheinung. Bemerkenswert ist lediglich das Gemälde „Die Heiligen Hieronymus, Sebastian, Rochus und Helena“ von Filippino Lippi aus dem 15. Jahrhundert.

Historische Stadtmauer

Wie ein grüner Ring umzingelt die unverwechselbare rote Backsteinmauer, „La Mura“ genannt, die Stadt. Die mächtige Wallanlage ist bis heute vollständig erhalten und stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Sie ist mehr als vier Kilometer lang, 12 Meter hoch und am Fuß 30 Meter breit und verfügt über elf Bastionen sowie sechs Stadttore. Im 19. Jahrhundert ließen die Stadtherren auf dem Verteidigungswall einen Park mit Allee anlegen. Einst als abschreckende Befestigungsanlage errichtet, ist die Mauer heute ein Ort der Begegnung. Egal ob Spazierengehen, Joggen oder Radfahren – die grüne Oase wird gerne für eine Auszeit genutzt. Der wunderbare Blick auf die Stadt lädt dabei zum Verweilen ein.

Piazza San Martino und Duomo San Martino

Viel prächtiger kann Romanik nicht sein: Als ich die Kathedrale von Lucca betrete, spüre ich die Bedeutung, die dieses Bauwerk hat. Eine andächtige Stille verleiht ihm eine überwältigende Kraft. Die mächtigen Marmorsäulen wachsen scheinbar unendlich in die Höhe. Mit dem Bau der Kathedrale wurde bereits 1060 begonnen. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde sie jedoch vollständig umgebaut, wobei die Arbeiten mit dem Bau der Cappella del Santuario 1637 abgeschlossen waren.

Der Dom beherbergt einige wichtige Kunstwerke und bedeutende Altarbilder wie Federico Zuccaris „Anbetung der Könige“ und Jacopo Tintorettos „Letztes Abendmahl“ aus dem 16. Jahrhundert. In der Sakristei befindet sich der Sarkophag der Ilaria del Carretto dei Marchesi di Savona, der verstorbenen Gattin von Paolo Guinigi, welcher von Jacopo della Quercia stammt, sowie Domenico Ghirlandaios Altarbild „Sacra Conversazione“. Der größte Schatz ist allerdings in einem kleinen Marmortempel untergebracht, nämlich das vom Heiligen Nikodemus geschnitzte Holzkruzifix „Volto Santo“. Der Legende nach wurde es im 8. Jahrhundert aus dem Orient nach Lucca gebracht. Vermutlich wurde es jedoch im 13. Jahrhundert aus einer Vorlage aus dem 11. Jahrhundert geschnitzt. Pilger aus aller Welt kamen nach Lucca, um die Holzstatue zu bewundern. Jedes Jahr am 13. September findet in Lucca eine eindrucksvolle Prozession des Volto Santo statt.

Auch von außen ist der Dom mit seinem dreibogigen Säulenvorbau ein Hingucker. Darüber erhebt sich eine dreistufige Arkadenreihe. Prachtvolle steinerne Ranken, Tierköpfe und geometrische Formen zieren die Fassade aus weißem, rotem und grünem Marmor. Das Ticket berechtigt auch zum Besuch des Museo della Cattedrale mit Gemälden, Skulpturen und religiösen Artefakten sowie in die archäologischen Ausgrabungen der Kirche Santi Giovanni e Reparata. Darüber hinaus kannst du den Glockenturm der Kathedrale besteigen. Die Aussicht ist wirklich schön, jedoch versperrt ein Metallgitter ein wenig die Sicht und verhindert auch, dass man schöne Bilder machen kann.

Auf der Website findest du die Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen.

Duomo San Martino Glockenturm Aussicht
Die schöne Aussicht vom Turm neben der Kathedrale wird leider durch ein Gitter versperrt.

Einkaufsstraße Via Fillungo 

Traditionsläden für Antiquitäten, Mode, Schuhe und Delikatessen reihen sich neben internationale Modegeschäfte, Eissalons und Cafés. Schon seit Jahrhunderten ist die 700 Meter lange Via Fillungo die Flanier- und Einkaufsstraße der Stadt. Vorbei an wunderschönen alten Ladenfassaden und erdfarbenen Palazzi lasse ich mich ein wenig treiben. Mein Blick streift die Schaufenster und wird plötzlich gefesselt. Ich trete näher und betrachte neugierig die exquisiten Stücke des kleinen Modegeschäfts. Sorgfältig drapiert schmiegen sich die exklusiven Stoffe an die Schaufensterpuppe. Als ich weiter ins Ladeninnere luge, presse ich schon fast mein Gesicht an die Fensterscheibe. „Ach, es gibt einfach so vieles zu entdecken!“, schießt es mir durch den Kopf.

Wir folgen der Straße weiter in Richtung des mittelalterlichen Uhrturmes „Torre delle Ore“. In den Gesichtern der Passanten kann man ihre Freude und Unbeschwertheit ablesen. Manche plaudern angeregt, behalten die Ladenfenster dabei aber immer im Blick. Andere wiederum sind alleine unterwegs und genießen bewusst die Zeit für sich. Ohne Gedankenballast stürzen sie sich ins Getümmel und geben der ein oder anderen Verlockung nach. Und auch ich nutze die Gelegenheit, mich ganz auf mich zu konzentrieren und die Atmosphäre dieser Gasse einzuatmen.

Weitere Highlights

  • Palazzo Pfanner: Der Name des barocken Herrenhauses geht auf den Vorarlberger Felix Pfanner zurück, der das Anwesen im 19. Jahrhundert erwarb und dort den Hauptsitz der Pfanner Brauerei mit eigenem Biergarten einrichtete. Damit war der Österreicher einer der ersten Bierproduzenten in Italien. Die Brauerei wurde jedoch 1929 geschlossen. Ursprünglich stammt der Palazzo aus dem 17. Jahrhundert und wurde von der reichen Seidenhändlerfamilie Morcini in Auftrag gegeben. Bekannt ist die Villa zudem für ihre prachtvollen Barockgärten. In den Sälen ist eine Dauerausstellung zu den chirurgischen Instrumenten des Arztes Pietro Pfanner zu sehen. Die Räume sind noch mit Originalmöbeln eingerichtet. 
  • Das Museo Nazionale di Villa Guinigi ist in der spätgotischen Villa des einstigen Stadtherren Paolo Guinigi untergebracht, der Lucca von 1400 bis 1430 regierte. Die Sammlung umfasst überwiegend religiöse Gemälde, Kruzifixe, Holzintarsien sowie Skulpturen, eine archäologische Abteilung bis zur Römerzeit und Werke der angewandten Kunst. 
  • Wie Diamanten funkeln die Steine des byzantinischen Goldmosaiks in der Sonne. Es zeigt die Himmelfahrt Christi in schillernden Farben und stammt von Berlinghiero Berlinghieri. Die Basilika San Frediano ist eine der ältesten in Luccca und wurde im 12. Jahrhundert errichtet. Der Innenraum ist eher schlicht gehalten. San Frediano war früher die Kirche der reichen Kaufleute, die sich in aufwendig gestalteten Nebenkapellen bestatten ließen. Sehenswert ist darüber hinaus ein das romanische Taufbecken. 

Essen und Trinken

In den schönen Altstadtgassen Luccas locken zahlreiche Lokale zur Einkehr. Die Küche Luccas ist sehr toskanisch und zu den regionaltypischen Gerichten zählen herrliche Suppen oder die mit einer herzhaften Fleischfülle zubereiteten halbkreisförmigen Teigtaschen „Tordelli“. Die sogenannte „Matuffi“ hingegen ist eine cremige Polenta mit Fleischsugo oder Pilzen. Ebenso beliebt ist die „Torta di Verdura“, eine knusprige Gemüsetorte, die je nach Saison mit Spinat, Mangold, Kartoffeln oder Artischocken gekocht wird. Köstlich sind auch die sogenannten „Rovinelle“. Dabei handelt es sich um Rindfleischstreifen in Tomaten-Kapernsauce. Unbedingt probieren solltest du außerdem den berühmten Buellato, einen süßen Striezel mit Walnuss-Füllung.

In der nachfolgenden Karte findest du meine Restaurant-Tipps für Lucca.

Lucca_Gnocchi_Essen
Leckere hausgemachte Gnocchi in der Osteria Da Rosolo in einer kleinen Seitengasse Luccas unweit der Piazza San Michele
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