Bei manchen Touren braucht man ein starkes Nervenkostüm. Ungünstige Wetterbedingungen, zu hohe Lawinengefahr, ein zum Bersten gefüllter Terminkalender. Manchmal scheint es verflixt und zugenäht. Die Skitour auf die Taghaubenscharte fristet schon länger ihr Dasein auf meiner Wunschliste. Am heutigen Tag geben die Rahmenbedingungen endlich grünes Licht. So fackeln wir nicht lange und packen die Gelegenheit, in die Dientner Berge zu fahren, beim Schopfe.
Inhaltsverzeichnis
Auf der Suche nach dem Schnee
Schnee hat im heurigen Winter Seltenheitswert. Es ist März und wir hoffen, in der Hochkönig-Gegend noch auf ausreichend gute Schneeverhältnisse zu treffen. Auf dem Hinweg machen sich jedoch lange Gesichter breit. Braune Wiesenhänge statt winterlicher Gefilde rauschen beim Blick durch die Fensterscheibe an uns vorbei. Sollte die Anreise nun völlig umsonst gewesen sein? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Kurve um Kurve führt uns die Bergstraße nach oben bis auf 1400 Höhenmeter. Wir passieren die Schneefallgrenze und können unsere Freude über die zunehmenden Schneemassen nicht verbergen. Das Tourengeher-Herz in unserer Brust schlägt Purzelbäume. Am Dientner Sattel (1350m) angelangt, parken wir inmitten winterlicher Landschaft direkt an der Straße.
Berg | Taghaubenscharte 2136 Meter Dienten, Salzburg |
Skitour | leichte Skitour Dauer: 3,5 Stunden Länge: 6,9 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 801 Höhenmeter Hangrichtung: Südwest Höhenprofil & Karte |
Anfahrt | Parkplatz am Dientner Sattel Zum Google Maps Routenplaner |
Schonfrist bis zur Erichhütte
Vom Parkplatz folgen wir den Spuren entlang des Güterweges zur Erichhütte (1546 m). Dieser erste Abschnitt ist der gemütlichste Teil der Tour und verläuft nur mäßig ansteigend. Ein Blick auf das Tracking verrät: Noch etwa 600 Höhenmeter liegen ab der Erichhütte vor uns. Das größte Stück vom Kuchen wartet sozusagen noch auf uns. Wir marschieren in weiterer Folge in nordwestliche Richtung zunächst linkshaltend mit Blick auf die Scharte zwischen Grandlspitz (2307 m) und Taghaube (2159 m). Die Route führt uns über einen Graben weiter mittig ins Kar, wo wir im Schatten eines mächtigen Felskopfes aufsteigen.





Inmitten der Südflanken des Hochkönigs
Es wird zunehmend steiler. Der obere Teil der Scharte liegt meist im Schatten, der Schnee ist daher knochenhart. Mit bis zu 35 Grad Hangneigung ist der Aufstieg zum Ende hin kein Zuckerschlecken. Ohne Harscheisen geht man schneller zu Boden, als einem lieb ist. Meine Spitzkehren-Technik wird mit jeder Kurve auf Herz und Nieren geprüft. Ich beiße die Zähne zusammen und kämpfe mich hoch bis zum Ziel. Auf der schmalen Scharte rasten bereits zahlreiche Tourengeher. Einen klassischen Gipfel mit Kreuz gibt es nicht, dafür hat die Tour einen lohnenden Ausblick im Gepäck. Der stattliche Hochkönig, das Steinerne Meer, die Kitzbüheler Alpen und die Hohen Tauern bieten eine imposante Winterkulisse.







Firngenuss auf höchster Stufe
Mein Blick richtet sich auf die Abfahrtsspur. Zugegeben macht sich angesichts der Steigung und meiner Fahrkünste ein leicht mulmiges Gefühl in der Magengegend breit. Aber wer hoch kommt, muss auch runter. Die Felle sind bereits abgezogen, Bindung und Skischuh auf Abfahrtsmodus gestellt. Zu meiner Erleichterung lösen sich die Bedenken schon nach den ersten Schwüngen in Luft auf. Die Kanten der Ski greifen perfekt auf dem harten Untergrund, wir genießen feinstes Firnvergnügen und wedeln flott und leichtfüßig den breiten Hang hinab. Noch immer steigen unzählige Tourengeher bei Kaiserwetter zur Scharte hoch. Wie gut, dass wir heute früh losgestartet sind. Nach der halbstündigen Abfahrtsgaudi erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt.
Fazit zur Tour: Die Skitour auf die Taghaubenscharte ist ein landschaftlicher Genuss. Inmitten rauer, schneegekrönter Felswände des Hochkönig-Massivs zieht man seine Spuren zur Scharte hoch. Die Tour ist jedoch sehr beliebt, es empfiehlt sich daher früh loszugehen und auch Harscheisen auf die Packliste zu setzen.