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Großer Sonnleitstein: Am Matterhorn der Wiener Hausberge

Ein Abschied heißt immer auch, sich auf etwas Neues zu freuen. Die Wandersaison 2018 neigt sich dem Ende und öffnet die Pforten für den anstehenden Winter. Und heuer ist es tatsächlich so, dass sich die beiden Jahreszeiten die Türklinke in die Hand drücken. Am letzten Wochenende vor Einbruch des Winters zieht es mich auf ein unbekanntes Juwel in den Mürzsteger Alpen, den Großen Sonnleitstein. Schon länger liebäugle ich  mit diesem Gipfel und nun bildet er den Abschluss einer grandiosen Wandersaison.

Naßbachtal: Eine Oase der Ruhe

Es ist ein stilles Tal am Nordfuß des Rax-Massivs. Inmitten des Naßbachtals liegt der Ortsteil Hinternaßwald. Er gehört zum namensgebenden Ort Naßwald, welcher wiederum ein Teil der Gemeinde Schwarzau im Gebirge ist, die selbst nur etwa 640 Einwohner hat. Dass hier keinesfalls die Post abgeht, diese Einsicht erlaubt bereits ein simpler Rückschluss. Es ist ein Idyll weit weg vom hektischen Alltag, vom Stress, vom Verkehr, von schlechter Luft und – dem Handynetz. Ausgehend vom Parkplatz in Hinternaßwald führen verschiedenste Wanderrouten auf das Raxmassiv, aber auch – auf den Großen Sonnleitstein.

Der Sonnleitstein bildet ein langgestrecktes Massiv, das sich vom Naßwaldtal bis zum obersten Mürztal erstreckt. Im Gegensatz zu Rax, Schneealpe und anderen Gipfeln der Wiener Hausberge führt der Große Sonnleitstein ein ungerechtfertigtes Schattendasein. Vom Gipfel, der sich als imposantes, felsiges Horn aus dem Nadelgehölz erhebt, eröffnen sich weitläufige Blicke auf die höchsten Spitzen der Wiener Hausberge.

BergGroßer Sonnleitstein
1639 Meter
Hinternaßwald, Niederösterreich
WandernSchwierigkeit: mittel
Dauer: 5 Stunden
Länge: 10,3 Kilometer
Aufstieg/Abstieg: 940 Höhenmeter
Höhenprofil & Karte
HütteKeine Einkehrmöglichkeit
AnfahrtParkplatz in Hinternasswald
Zum Google Maps Routenplaner

Vom Parkplatz in Hinternaßwald führt ein gut beschilderter Weg zunächst über eine Forststraße, bis man schließlich zu einer Weggabelung gelangt. Für den Auf- und Abstieg kann man jeweils zwischen zwei Wegen wählen, wobei der Franz-Jonas-Steig üblicherweise für den Auf- und der Weg über die Amweiswiese für den Abstieg genutzt wird.

Sonnleitstein Aufstiegsweg
Auf dem Weg entlang der Forststraße passieren wir plötzlich diesen riesigen Felsen.
Wanderung Sonnleitstein
Lange Zeit sehen wir nichts als Wald. Und plötzlich stehen wir direkt vor dem imposanten Felshorn des Großen Sonnleitsteins.

Viele Wege führen auf den Großen Sonnleitstein

Franz-Jonas-Steig

Der Franz-Jonas-Steig führt über den Oselgraben (810 m) zunächst durch den Wald und dichtes Buschwerk bergaufwärts. Man überquert die Oselgraben-Forststraße, bis nach den Holzstiegen der Weg immer steiler wird. Spätestens ab hier ist Schluss mit lustig. Um nicht zu sagen: es wird ziemlich schweißtreibend. In kräftezehrenden Kehren schlängelt sich der Weg bis zum höchsten Punkt der Kudelmauer und dem Betriegel (1350 m) hinauf. Es folgt eine weitere Forststraße, welche abermals überquert wird. Nun verläuft der Weg durch die Südflanke des Berges in westliche Richtung. Der Trampelpfad ist manchmal nur schwer ausfindig zu machen. Bei der Weggabelung angelangt, hat man den Gipfelsieg schon fast in der Tasche. Eine letzter Schwenk nach rechts und schon sind die letzten Meter zum felsigen Gipfel überwunden.

Kaisersteig/Ameiswiese

Die zweite Aufstiegsvariante führt entlang des ehemaligen Kaisersteigs über eine Forststraße und ist zunächst weniger beschwerlich. Hierbei folgt man der Straße einfach weiter und biegt nicht zum Franz-Jonas-Steig ab. Wo heute Wanderer den Gipfel emporschreiten, ritten früher die kaiserlichen Boten nach Mariazell. Die Straße geht gemächlich bergauf, bis man schließlich nach rechts in den Wald einbiegt. Nun wird die Strecke deutlich steiler, man passiert einen Bach und erreicht die lauschige Ameiswiese mit dem Forsthaus der Stadt Wien (1215 m). An dieser Stelle überquert man nun ebenfalls eine Forststraße und wandert in Kehren durch den Wald in Richtung des Westrückens des Sonnleisteins hinauf. Kurz vor dem Gipfel geht es nochmals steil nach links hoch, in einer Querung nach rechts und schon ist man am Gipfelgrat angelangt.

Ameiswiese Sonnleitstein Wanderung
Das Forsthaus auf der malerischen Ameiswiese gehört der Stadt Wien.

Gipfelschmankerl vom Feinsten 

Egal für welche Aufstiegsvariante man sich entscheidet, am Ende wird man mit einem grandiosen Weitblick belohnt. Schneealpe, Rax, Schneeberg, Krummbachstein, Dürrenstein, Hochschwab und bei gutem Wetter sogar der Große Priel – die Nachbarschaft des Großen Sonnleisteins kann sich sehen lassen und lädt zum Verweilen ein. Das kleine Holzkreuz strotzt dem rauen Wetter am heutigen Tag. Mutig wage ich einen Blick hinter das Kreuz. Und plötzlich wird mir doch ein wenig mulmig zumute. Fast senkrecht brechen die Felswände hinab. Auch wenn er „nur“ 1639 Meter hoch ist, so ist die Gipfelsicht vom Großen Sonnleitstein ein optischer Leckerbissen. Noch ein letzter Blick über die Schulter und schon geht es nach einer kurzen Pause wieder bergab.

Sonnleitstein Ausblick
Der felsige Kamm des Sonnleitsteins ragt aus dem Nadelwald empor.
Gipfelkreuz Sonnleitstein
Auf dem Gipfel thront ein kleines Holzkreuz. Bei guten Wetterbedingungen reicht die Sicht bis zum Großen Priel.
Sonnleitstein Gipfel
Der felsige Gipfel des Sonnleitsteins liegt zwischen dem Gippel-Göller-Zug im Norden und der Rax und Schneealpe im Süden.

Als Abstiegsweg wird üblicherweise die Ameiswiese gewählt, da sie weniger steil ist. Auf der gesamten Tour gibt es leider keine Einkehrmöglichkeit. Da uns dennoch der Magen knurrt, kehren wir beim traditionellen Wirtshaus zum Raxkönig in Naßfeld ein. Dort stehen Klassiker der österreichischen Küche auf dem Speiseplan, die uns wunderbar munden. Und wenn wir ehrlich sind, würde eine touristische Hütte so gar nicht zum Sonnleitstein passen. Oben am Gipfel regiert die Abgeschiedenheit, die nur jenen vorbehalten bleibt, die den Weg hier rauf wagen und bereit sich, sich von seiner Schönheit verzaubern zu lassen.

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