Fernab von allen Liftanlagen und den Biketrails liegt der Hintergelemmer Talschluss. Nicht einmal bewirtschaftete Hütten findet man hier oben. Ein Ruhepol für Outdoorjunkies und jene, die es beim Anblick von steilen Anstiegen in den Füßen juckt. Wer hierher kommt, schätzt die verträumten grünen Berghänge, die Sehnsüchte wecken. Und vor allem: die Einsamkeit abseits von hochfrequentierten Wanderwegen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Wochenendtrip nach Saalbach
Die zahlreichen Hotelanlagen, Verleihservices und geschlossenen Tanzbars verraten: hier geht im Winter die Post ab. Im schönen Pinzgau gelegen, tummeln sich in und um Saalbach in der kalten Jahreszeit Schi- und Snowboardfans aus aller Welt. Ganz anders im Sommer, wenn ein beschaulicheres Tempo dominiert, die Uhren deutlich langsamer ticken. Und dennoch kommt auch zu dieser Zeit das Sportvergnügen nicht zu kurz. Über 400 km Wanderwege und eine atemberaubende Landschaft laden dazu ein, die umliegenden Gipfel zu erklimmen. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel packen meine beste Freundin und ich frühmorgens unseren Wanderrucksack und fahren in Richtung Lengau im Glemmtal.
Unterkunft: eva,Village****S (ca. 120 bis 270 Euro pro Nacht pro Doppelzimmer „Junior Suite Cristalle“. Die Preise schwanken sehr stark je nach Sommer- bzw. Wintersaison)
Meine Meinung: Das Hotel liegt sehr zentral inmitten von Saalbach, nur 30 Meter vom nächsten Skilift entfernt. Wir haben uns rundum wohl gefühlt. Die Zimmer waren liebevoll eingerichtet und sauber, das Essen hat uns ebenfalls sehr gut geschmeckt. Im Wellnessbereich konnten wir nach einer langen Bergtour ausgezeichnet entspannen. Es gibt hoteleigene Parkplätze, welche allerdings kostenpflichtig sind (7 Euro pro Tag im Sommer und 13,50 Euro pro Tag im Winter).
Berg | Tristkogel 2095 Meter Hinterglemm, Salzburg |
Wandern | Schwierigkeit: mittel Dauer: 6 Stunden Länge: 16 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 1100 Höhenmeter Höhenprofil & Karte |
Hütte | Keine Einkehrmöglichkeit |
Anfahrt | Parkplatz am Ende des Hinterglemmer Talschlusses Zum Google Maps Routenplaner |
Über die Lindlingalm zum Tristkogel
Am Wanderparkplatz in Lungau herrscht so früh am Morgen Stille. Aber eines ist es heute garantiert: saukalt. Gerade einmal 10 Grad erwarten uns am Berg. Und das Ende Juni. Sommerurlaub in den Alpen eben, aber das trübt unsere Vorfreude nicht. Wie sagt man so schön: Es gibt kein falsches Wetter, nur die falsche Kleidung. Unser Ziel ist an diesem Tag der Gipfel des Tristkogels (2095 m), rund sechs Stunden Gehzeit liegen vor uns.
Da es auf der gesamten Tour keine Einkehrmöglichkeit gibt, muss man unbedingt ausreichend Proviant und Wasser selbst mitnehmen!
Warm eingepackt und die Fleeceweste bis zur Nasenspitze hochgezogen, marschieren wir los in Richtung Lindlingalm. Wer mag, kann in der Sommersaison die ersten 2 km mit dem Talschlusszug zurücklegen und spart damit 30 min. Fußweg. Wir erreichen schließlich die Lindlingalm und gehen am Hochseilgarten vorbei. Dem Wegweiser in Richtung Tristkogel/Hochtorsee folgend, zweigen wir schließlich zur Route 2 ab. Ein Adlerblick und gute Orientierung sind von Nöten, um die spärlichen Wegmarkierungen ausfindig zu machen. Wir legen unfreiwillig ein paar Extrameter zurück, bis wir uns endlich wieder am richtigen Weg hinauf zur Talkante befinden. Der Aufstieg zur Pfandebenalm ist sehr steil und sollte nur von ausdauernden Wanderern begangen werden. Den anstrengendsten Part der Tour hat man dafür aber gleich zu Beginn bewältigt.
Verdientes Päuschen am Hochtorsee
Ich muss zugeben, ich bin ganz erleichtert, als es endlich ein wenig bergab geht und wir die Pfandebenalm (1740 m) erreichen. Das Wegstück über die Alm ist eine Wohltat für meine Füße. Gemütlich geht es fast ebenerdig über sanfte Grashügel und vorbei an einer urigen, aber nicht bewirtschafteten Hütte. Keine Menschenseele weit und breit, nur Natur pur um uns herum. Die ersten Vorboten der schroffen Gipfel der Kitzbühler Alpen zeichnen sich bereits am Horizont ab. Nach rund drei Stunden gelangen wir schließlich an ein weiteres Gustostückerl dieser Wanderung. Abseits jeglicher Zivilisation liegt der Hochtorsee zwischen den mächtigen Grasbergen Gamshag (2178 m) und Tristkogel (2095 m). Könnte es ein besseres Plätzchen für eine Brettljause geben? Wohl kaum und genau deshalb entscheiden wir uns für eine kurze Rast vor dem eigentlichen Gipfelaufstieg.
Luftiger Gipfelaufstieg
Steil, ausgesetzt und nichts für schwache Nerven – das ist der Direktanstieg auf den Tristkogel über die Ostflanke. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sollte man unbedingt im Gepäck haben. Kurz versicherte Passagen entschärften die ausgesetzten Stellen. Wer auf den Adrenalinkick lieber verzichtet, kann den Gipfel auch über den Normalweg bestreiten. Und dann haben wir es endlich geschafft, wir stehen am Gipfelkreuz. Wir grinsen wie zwei Honigkuchenpferde und genießen den verdienten Panoramablick auf die umliegende Landschaft. Neben den nahen Gipfeln wie Geißstein, Gamshag und Staffkogel, sind auch die Spitzen des Wilden Kaisers und des Großvenedigers zu erkennen. Der Abstieg führt schlussendlich sanft und nicht zu steil über das Saaljoch und die Ossmanalm wieder zurück zur Lindlingalm. Dank 1500 verbrannten Kalorien können wir das Abendessen kaum mehr erwarten.
Fazit zur Tour: Die Tour zum Tristkogel ist zwar mit fast 1200 Höhenmetern knackig, man wird aber mit einer atemberaubenden Landschaft belohnt. Wer noch mehr Gipfel innerhalb einer Tour erleben möchte und superfit ist, dem empfehle ich z.B. den Home of Lässig-Weitwanderweg mit 8 Stunden reiner Gehtzeit (mehr Infos dazu hier).