Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Eine eisige Brise, lästiger Nieselregen und praktisch keine Sichtweite – und das mitten im Sommer. Aber dennoch: nach über drei Stunden Aufstieg kann ich es selbst kaum glauben und stehe mit Siegerlächeln am Gipfelkreuz. Dicke Nebelschwaden verdeckten den Blick auf die sonst so fantastische Aussicht. Seither ist es eine ganz besondere Verbindung, die ich zum Schneeberg habe. Mein erster Gipfel. Mein erster Aufstieg. Der erste Eintrag in meinem ganz persönlichen Gipfelbuch.
Inhaltsverzeichnis
Schneeberg: der Höchste der Wiener Hausberge
Das alles war 2016. Auch heute noch erinnere ich mich gerne an diesen Tag zurück, als mich zum ersten Mal das Bergfieber packte. Und weil diese Wanderung wirklich eine meiner liebsten in Niederösterreich ist, kann ich sie euch nur wärmstens ans Herz legen. Denn die Tour auf den Schneeberg ist fordernd, belohnt mit einer einmaligen Aussicht und bietet ein warmes Plätzchen in der Hütte eines wirklich sympathischen Hüttenwirts.
Berg | Schneeberg 2076 Meter Puchberg am Schneeberg, Niederösterreich |
Wandern | Schwierigkeit: mittel Dauer: 6 Stunden Länge: 11 Kilometer Aufstieg/Abstieg: 1200 Höhenmeter Höhenprofil & Karte |
Hütte | Edelweißhütte Fischerhütte am Schneeberg |
Anfahrt | Parkplatz bei der Sesselbahn Puchberg Zum Google Maps Routenplaner |
Start in Puchberg am Schneeberg
Ich starte stets von der Talstation des Sesselliftes im Ortsteil Losenheim in Puchberg am Schneeberg (745 m). Der Schneeberg zählt wie auch die Hohe Wand (1132 m) und die Rax (2007 m) zu den Wiener Hausbergen – entsprechend viele Menschen entfliehen am Wochenende dem Großstadttrubel und tanken neue Energie zwischen Nadelwäldern und Steinschluchten. Dies tut der Schönheit der Wanderung jedoch keinen Abbruch und bisher hatte ich noch nie das Gefühl, es wären zu viele Wanderer unterwegs.
Mit 2076 m darf sich der Schneeberg höchster Berg Niederösterreichs nennen, die Wanderung schlägt mit fast 1200 Höhenmetern zu Buche und sollte demnach nicht unterschätzt werden. Wer es lieber gemütlicher angehen möchte, kann den Schneeberg auch mit der Zahnradbahn, dem „Salamander“, erklimmen (alle Infos zur Bahn findet ihr hier).
Aufstieg von Losenheim über den Fadensteig
Wir schreiten von Losenheim in Richtung Schneeberggipfel los, gute Gespräche und Vorfreude auf den Gipfelblick inklusive. Gemütlich verläuft die erste Etappe durch schattenspendende Wälder und saftig grüne Wiesen hinauf zur Edelweißhütte (1250 m). Hier lege ich manchmal ein Päuschen ein, bevor es weiter in Richtung Fadensteig geht – die klassische Aufstiegs-Variante auf den höchsten Niederösterreicher.
Hinter der Edelweißhütte weist die gelbe Markierung (Fußweg Nr. 108) in Richtung des ehemaligen Jagdsteigs. Das erste Teilstück führt uns durch den Hochwald, bis wir schließlich einen markanten Felsturm erreichen. In Kehren über ein Geröllfeld folgen wir dem Weg bis unter die Felswände. Die steilen Fadenwände versetzen mich immer wieder ins Staunen, die Kraft des Berges ist hier ganz stark spürbar. Die heiklen Passagen des Steigs sind zusätzlich mit Seil versichert, Klettersteig-Set benötigt man jedoch keines. Stück für Stück nähern wir uns über Querungen, Schrofengelände und Felsen hinweg dem Hochplateau und damit dem Ausstieg des Fadensteiges.
Ankunft bei der Fischerhütte
Das letzte Stück der Wanderung bestreiten wir entlang der sanft ansteigenden romantischen Wiesen, bis sich die Fischerhütte auf den letzten Metern endlich zu erkennen gibt. Immerhin 800 Höhenmeter haben wir zu diesem Zeitpunkt überwunden (Gesamtgehzeit von Losenheim bis zur Fischerhütte ca. 3 Stunden). Die urige Fischerhütte liegt auf dem Kaiserstein (2061 m), dem zweiten Gipfel am Hochschneeberg. Ein sanfter Kamm verbindet das weiter südwestlich gelegene Klosterwappen (2076 m) mit dem Kaiserstein, welcher nach Kaiser Franz I. benannt ist. Die Gehdistanz von der Fischerhütte zum Gipfel des Klosterwappens beträgt nur ca. 10 bis 15 Minuten.
Bei gutem Wetter kann man ein traumhaftes Panorama bis zum Neusiedlersee, in die Bucklige Welt, ins Joglland, das Grazer Bergland, die Fischbacher und Mürzsteger Alpen, das Hochschwab-Gebiet sowie die Ybbstaler-, Türnitzer- und Gutensteiner Alpen genießen.
Gemütlicher Abstieg über den Kuhschneeberg
Der Michi ist ein richtig sympathischer Hüttenwirt, dem der Schalk wahrlich im Nacken sitzt. Seit 2008 hat er gemeinsam mit seiner Freundin Kathi die Fischerhütte gepachtet. Ob zünftiger Schweinsbraten, vegetarische Linsen mit Knödel oder ein hausgemachter Apfelstrudel – der gehaltvollen Bergsteigerkost sei Dank muss niemand hungrig absteigen. Aber auch um das ein oder andere Gläschen Zirbenschnaps darf man hier oben nicht verlegen sein. Wir genießen ein längeres Päuschen und köstliches Essen auf der gemütlichen Hütte, bis es Zeit wird, den Heimweg anzutreten.
Am angenehmsten ist der Abstieg über den Felsrücken des Schauersteins. Der Wegweiser befindet sich unweit von der Fischerhütte. Zunächst marschieren wir über die felsdurchsetzten, idyllischen Wiesen des Schneebergs, später durch duftende Latschengassen. Wir folgen der Beschilderung in Richtung Edelweißhütte, spazieren durch den Wald und weiter entlang der Forststraße am Kuhschneeberg. Schließlich biegen wir rechts in den Wald hinein und erreichen erneut die Edelweißhütte. Von hier ist es nur mehr eine halbe Stunde Fußweg bis zum Parkplatz.
Fazit zur Tour: Das war sie, meine dritte Audienz beim König Schneeberg. Wer den Gipfel erklimmen möchte, sollte jedenfalls stramme Waden vorweisen, sonst wird der Aufstieg alles andere als ein Genuss. Dafür wird man oben aber mit gutem Essen und einer traumhaften Aussicht belohnt.