Der Zug rollt langsam in die imposante Bahnhofshalle ein. Ende des 19. Jahrhunderts, zu seiner Eröffnung, galt der Hauptbahnhof Keleti als einer der modernsten Bahnhöfe Europas. Zwar wurde er in den vergangenen Jahren restauriert, die Spuren der Zeit nagen dennoch an den alten Gemäuern. Ein Trip nach Budapest – was erwartet man sich da? Günstige Zahnarztpraxen und Beautysalons, herzhaftes Gulasch und leckere Palatschinken? Ostcharme oder doch eine moderne Millionenmetropole? Vor 11 Jahren war ich zuletzt hier. Gespannt springen wir aus dem Zug und fahren mit der U-Bahn in Richtung unserer gebuchten Unterkunft.
Urlaub mit Mama, lange ist es her!
Wenn man Reisen plant, denkt man schnell an die beste Freundin oder den festen Freund. Ein Wochenende nur mit Mama – viel zu selten nimmt man sich hierfür Zeit. Mein Budapest-Wochenende gehörte daher nur mir und meiner lieben Mama – Zeit für gute Gespräche, jede Menge Spaß und viel zu viel Essen. Wir hatten 2,5 Tage, um die Stadt zu erkunden und dieser Zeitraum war jedenfalls ausreichend.
Unterkunft: Modern FengShui Apartment (32 Euro pro Nacht zuzüglich 27 Euro für Service und Reinigung)
Meine Meinung: Unser Apartment haben wir über Airbnb gebucht. Es liegt zentral in der Nähe des Parlaments, verfügt über ein gemütliches Schlafzimmer mit Doppelbett, eine Küche sowie ein Bad. Die kleine Wohnung war einladend und sauber. Was die Kommunikation betrifft, so hat ebenfalls alles reibungslos via Telefon und E-Mail funktioniert. Lediglich die Schlüssel haben wir nicht gleich gefunden, hier musste uns ein freundlicher Nachbar weiterhelfen.
Wissenswertes | Einwohner: 1,7 Millionen Sprache: Ungarisch Währung: Forint Zeitzone: UTC+1 (keine Verschiebung) |
Sehenswürdigkeiten | Burgpalast Fischerbastei Gellértberg Kettenbrücke Matthiaskirche Ungarisches Parlament St. Stephans-Basilika Széchenyi Bad |
Restaurants | Akademia Italia (Italienisch) Baltazár (Grill & Weinbar) Bestia (Pub) Café Gerbeaud (Café) Café Kör (Ungarisch) Café Művész Kávéház (Café) Comme Chez Soi (Italienisch) Meatology Budapest (Grill & Beer) Rosenstein Vendéglő (Ungarisch) Zeller Bistro (Ungarisch) |
Shopping | Andrássy ut Váci utca |
Stärkung mit einzigartigem Ausblick
Nach einer langen Zugfahrt macht sich einer ganz deutlich bemerkbar: unser Magen. Aus diesem Grund steuern wir zielstrebig ins Herzen der Stadt, zum belebten Platz um die St. Stephans-Basilika. Hier tummeln sich die Touristen, das Leben pulsiert und ein trendiges Lokal reiht sich an das nächste. Trotz der zentralen Lage sind die Preise vergleichsweise niedrig. Wir fackeln nicht lange und landen direkt einen kulinarischen Volltreffer im „Bestia“. Das moderne Pub bietet eine Mischung aus internationalen Gerichten mit ungarischem Einfluss. Wir staunen über die sehr gute Qualität der Speisen und sind nach dem ausgiebigen Mahl wieder gestärkt, um die Stadt unsicher zu machen.
Sehenswertes in Budapest
Hoch oben auf der St. Stephans-Basilika
Das Wetter ist unverschämt gut und unsere Füße sind noch relativ unverbraucht – ideale Bedingungen für einen Blick aus der Vogelperspektive von der Kuppel der St. Stephans-Basilika. Der beeindruckende klassizistische Kirchenbau mit der markanten Kuppel ist dem ersten christlichen König Stephan I. gewidmet. Eintritt wird nur für die Kuppel verlangt, die wenigen Euro sind jedoch gut investiert, denn der Blick aus 96 Metern Höhe ist einer meiner Lieblings-Ausblicke auf die Stadt. Der Weg hinauf führt entweder – für Sportliche – über 297 Treppenstufen oder für geplagte Fußsohlen über einen bequemen Aufzug. Wir möchten unsere Kräfte noch schonen und entscheiden uns für die Senioren-Variante. Wenige Minuten später genießen wir einen phänomenalen Blick auf Ungarns Hauptstadt.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten und Preise.
Rund um die Váci utca
Es herrscht reges Treiben, Menschen auf der Suche nach den neuesten Modetrends und Schnäppchen. Ein süßer Geruch liegt in der Luft. In den zahlreichen Cafés gönnt man sich ein wohlverdientes Päuschen. Inmitten der Altstadt von Pest, in unmittelbarer Nähe zur Donau, verbindet sie die Große Markthalle mit dem Vörösmarty tér: die Váci utca ist Budapests älteste Handelsstraße. Ein Ort zum Flanieren, ein Ort der Hektik, aber auch die richtige Wahl, um sich kurz aus dem Alltag auszuklinken. Alle internationalen Modemarken (H&M, Zara, Stradivarius, Humanic etc.) sind hier vertreten. Auch ich verfalle der Verlockung der Geschäfte und ein Teil meines Urlaubsbudgets wechselt an dieser Stelle den Besitzer. Mit unseren Einkaufstaschen beladen, sinken wir schließlich erschöpft in die Stühle eines der bekanntesten Cafés der Stadt.
Besuch im Café Gerbaud – man gönnt sich ja sonst nichts
Dobos-Torte, Esterházy-Torte oder die traditionelle Gerbaud-Schnitte – im Café Gerbaud, benannt nach dem Konditormeister Emil Gerbaud, werden Kuchenträume Wirklichkeit. Die Konditorei war einst k.&k.-Lieferant und versprüht heute noch einen Charme aus Kaiserzeiten. Das Traditionshaus liegt unweit der Váci utca am Vörösmarty tér 7. Die Tortenkreationen sind kleine Kunstwerke, mit viel Liebe zum Detail erschaffen und fast zu schade zum Essen. Mich trifft die Qual der Wahl und ich fühle mich wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Leider sind die Preise nicht gerade günstig, aber wir wollten uns diesen kleinen Luxus in unserem Urlaub trotzdem gönnen.
Das Budapester Parlamentsgebäude
Am Ende des ersten Tages fühlen wir uns wie nach einem Marathonlauf. Mit brennenden Fußsohlen erreichen wir ein letztes Highlight bei stimmungsvollem Sonnenuntergang (Die Torten von Gerbaud sind spätestens jetzt gänzlich verbrannt, immerhin!). Der Sitz des ungarischen Parlaments am Ufer der Donau ist wohl das schönste Gebäude der ganzen Stadt. 1873 schlossen sich die Städte Buda, Pest und Óbuda zu Budapest zusammen. Sieben Jahre später beschloss man den Bau eines neuen Parlamentsgebäudes.
Nach den Entwürfen von Imre Steindl wurde das Parlament 1902 fertiggestellt, Inspiration fand der Architekt im britischen Houses of Parliament. Das Gebäude vereint eine Vielzahl von Stilen, darunter neogotische, neuromantische sowie neobarocke Elemente. An der Westfassade sind die großen Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte dargestellt. Die Sonne verschwindet langsam am Horizont und taucht die Türme und Giebel in ein goldgelbes Licht. Wir richten unseren Blick über die Donau hinweg auf den gegenüberliegenden Stadtteil Buda, unser Ziel für den zweiten Tag. Aber heute führt der Weg nur mehr ins wohlverdiente Bett.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten sowie Preise.
Die berühmte Andrássy ut entlang spazieren
Wie könnte man besser in den Tag starten, als mit einem ausgiebigen Frühstück? Wir fahren in Richtung Oper (mit einer der ältesten U-Bahn-Linien Europas), schlendern die historische Andrássy ut entlang und entdecken unweit des Opernhauses durch Zufall ein weiteres altes Kaffeehaus, das Művész Kávéház (Die ungarische Sprache erstaunt mich immer wieder. Ich habe es in drei Tagen nicht einmal geschafft, mir die Namen der U-Bahn-Endstationen zu merken). In der Hoffnung, den restlichen Tag ausreichend Bewegung zu machen, bestellen wir uns ein großes Frühstück. Die Andrássy ut ist übrigens der bekannteste Boulevard in Budapest. In den prunkvollen Altbauten entlang der Straße haben sich zahlreiche Luxusboutiquen wie Louis Vuitton, Michael Kors oder Burberry eingemietet. Wer über das nötige Kleingeld verfügt, wird hier sicherlich fündig.
Eine Stadt und ihre zwei Gesichter: von Buda nach Pest
Es wird Zeit, die Seiten zu wechseln! Vom Stadtteil Pest geht es zu Fuß über die berühmte Kettenbrücke und die mächtige Donau auf die andere Seite von Budapest, Buda, welche bis 1873 eine eigenständige Stadt war. Buda nimmt ungefähr ein Drittel des gesamten Stadtgebietes ein. Wir marschieren von der Pester Uferseite über die berühmte Kettenbrücke nach Buda. Dann heißt es erst einmal warten und zwar auf die Tickets für die Standseilbahn am Clark Ádám-Platz. Alternativ kann man auch zu Fuß den kleinen Berg hinaufgehen. Nach zwanzig Minuten in der Warteschlange bin ich dank 34 Grad gut gegart und froh, als wir endlich oben direkt am Burgpalast aussteigen.
Auf der Website findest du die aktuellen Öffnungszeiten und Preise.
Erkundungstour im Burgviertel: der geschichtsträchtige Königspalast
Auf einem Hügel, 60 Meter über der Donau, erhebt sich das urtümliche Burgviertel. Im Gegensatz zum Stadtteil Pest ticken die Uhren hier etwas langsamer. Zwar drängen sich rund um die Hauptattraktionen ebenso die Touristenmassen, aber in den kleinen Gassen der Altstadt kann man die romantische Atmosphäre historischer Tage in Ruhe genießen. Budas verträumte Gässchen erzählen von der Gründung des Viertels im 13. Jahrhundert, der Zerstörung durch die Türken, der Herrschaft durch die Habsburger und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der prächtige Bau des Burgpalastes, die ehemalige Residenz ungarischer Könige, zieht sogleich die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Wir spazieren durch die Anlage, welche vorwiegend während der Habsburger Zeit von Maria Theresia und Franz Joseph I. im barocken Stil ausgebaut wurde, und genießen den großartigen Ausblick auf die Stadt. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts ließ König Béla IV. hier eine Burg errichten. Diese wurde unter der Regentschaft von König Matthias Corvinus zu einem Renaissanceschloss umgebaut.
Der heutige Palast ist größtenteils eine Rekonstruktion, da weite Teile des Gebäudes dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen. 1945 brannte der Palast komplett aus, das königliche Mobiliar sowie unzählige Kunstschätze konnten nicht gerettet werden. Beim Wiederaufbau lag der Fokus auf dem Äußeren der Palastanlage, die Innenräume sind darum sehr schlicht. Der Burgpalast beherbergt mehrere Museen, darunter die Ungarische Nationalgalerie, das Historische Museum sowie die Széchényi-Nationalbibliothek.
Auf der Website der Nationalgalerie findest du die aktuellen Öffnungszeiten und Preise.
Das Historische Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Ein Eintrittsticket kostet 2400 Forint (7,10 Euro). (Stand 2022)
Im Wandel der Epochen: die Matthiaskirche
Menschen drängeln sich vor den Fenstern der Fischerbastei. Im Sekundentakt klickt der Auslöser der Kameras. Eine dumpfe Geräuschkulisse liegt über dem Dreifaltigkeitsplatz, auf welchem der bedeutendste Sakralbau der Stadt thront. Die Matthiaskirche, früher Liebfrauenkirche genannt, wurde ursprünglich im 13. Jahrhundert auf Befehl von König Béla IV. als romanische Basilika errichtet. Der Name „Matthiaskirche“ stammt von König Matthias Corvinus, der das Bauwerk großzügig erweitern ließ. Nach der Befreiung Budas von den Türken wurde das Gotteshaus durch einen Franziskanerorden wieder aufgebaut. Seit der Krönung von Franz Joseph I. und Elisabeth (Sisi) im Jahr 1867 ist die Matthiaskirche auch als Krönungskirche bekannt.
Ihr heutiges Aussehen geht auf den Architekten Frigyes Schulek (welcher auch die Fischerbastei erbaute) zurück, der Ende des 19. Jahrhunderts die neugotische Umgestaltung leitete. Besonders markant ist das in herrlichen Farben und einem auffälligen Muster leuchtende Dach aus Zsolnay-Emaille-Ziegeln. Aufwändige Fresken sowie detailreiche Ornamente zieren die Innenwände der Krönungskirche. Das Licht dringt durch die eindrucksvollen Buntglasfenster und taucht die filigranen Stuckverzierungen und zarten Figuren in ein farbenfrohes Lichtermeer. Der Hauptaltar ist mit dunklem Gold opulent geschmückt.
Trubel an der Fischerbastei
Gleich hinter der Matthiaskirche befindet sich die berühmte Fischerbastei. Um auf die Aussichtsterrasse der Bastion zu gelangen, muss man ein Ticket lösen. Wir bezahlen bereitwillig, um vor den Massen zu fliehen. Ich muss sagen, obwohl hier eine Stimmung wie beim Schlussverkauf herrscht, hat mir dieser Ort besonders gut gefallen. Und je länger wir auf der Terrasse verweilen, umso mehr leert sich der Platz um die Kirche. Touristen aus aller Welt – Indonesien, China, Deutschland, Indien – sie alle ziehen an uns vorbei, ein Schmelztiegel der Kulturen. Als die Dämmerung hereinbricht, habe ich endlich die Gelegenheit, die Schönheit der Architektur in ein paar Bildern festzuhalten.
Die untere Ebene der Fischerbastei kann kostenlos besichtigt werden. Für den Zugang zu den oberen Türmen muss man ein Ticket lösen. Auf der Website findest du die aktuellen Ticketpreise.
Auf der Website findest du außerdem die aktuellen Preise für die Matthiaskirche.
Panoramablick vom Gellértberg
Irgendwann geht auch der schönste Urlaub zu Ende. Auf der Suche nach ein wenig Erholung verschlägt es uns am letzten Tag auf den Gellértberg, ein Ausflugsziel südlich des Burgberges und mein letzter Geheimtipp für alle, die schöne Ausblicke genauso lieben wie ich. Die Aussichtsterrassen auf dem Gellértberg belohnen mit einem herrlichen Blick über den Südteil von Buda und ganz Pest. Man kommt hier entweder zu Fuß, wobei man ein bis zwei Stunden einplanen sollte, oder mit dem Bus 27 (ab Metrostation Móricz Zsigmond körter) hoch. Die Zitadelle ist zur Besichtigung leider nicht mehr zugänglich. Sie wurde von den Habsburgern nach der gescheiterten Revolution 1848/49 erbaut, um militärische Kontrolle ausüben zu können.
Wenn noch Zeit übrig bleibt
- Budapest ist berühmt für seine Thermalquellen, die Badekultur ist tief in der Historie der Stadt verwurzelt. Nutze die Gelegenheit und entspanne in den schönsten Heilbädern von Budapest. Besonders empfehlenswert sind das im Jugendstil erbaute Gellért-Bad oder das Széchenyi-Bad, einer der größten Badekomplexe Europas.
- Schlendere über den imposanten Heldenplatz. Hier zeigen sich Helden aus Mythos, Legende und Geschichte in Nachbarschaft mit den Meistern der Kunst. Die halbkreisförmige Säulenreihe (Kolonnade) wird durch das Milleniums- und Heldendenkmal gespalten. Die Kunsthalle und das Museum der Bildenden Künste umrahmen den gigantischen Platz, der zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.
- Entdecke Schätze und Leckereien in der Zentralen Markthalle am südlichen Ende der Váci utca. Tauche ein in ein quirliges Treiben zwischen Essensständen und Souvenirläden. Wem es dort zu viel Trubel ist, der kann auch eine der kleineren Markthallen besuchen, z.B. die Markthalle am Rákoczi tér.
Mein Fazit: 11 Jahre sind eine lange Zeit, in der sich in Budapest einiges verändert hat. Was mir gleich aufgefallen ist: es wurde viel Geld in die Sanierung der Gebäude investiert. Budapest ist eine sympathische Stadt, die ich jedem für einen Kurztrip nur ans Herz legen kann. Ich habe einen wunderbaren Urlaub mit meiner Mama verbracht und auch das möchte ich in Zukunft öfters machen.
Deinen Blog zu lesen ist fast wie selber reisen 😉 Bussi Papa
Oh Dankeschön das ist ein schönes Kompliment und sollte auch so sein 🙂 Bussi
Ach, ich liebe Budapest, danke fürs Mitnehmen
Ich finde die Stadt auch richtig nett, gerade für ein Kurztrip 🙂 Danke und alles Liebe