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Schafberg: Der ewige Gastgeber

Ein lautes Pfeifen schrillt durch die Luft. Die Eisenschienen vibrieren, in der Ferne vernehme ich ein dumpfes Schnauben. Mit ihrer roten Farbe sticht die Dampf-Zahnradbahn aus der kargen Landschaft hervor und rattert an uns vorbei. Neugierige Köpfe stieren aus den hölzernen Fenstern. Unsere Blicke treffen sich. In bedachtem Tempo schiebt sich die Lok in Richtung Bergspitze. Meine Augen verfolgen sie so lange, bis sie hinter der nächsten Bergkuppe verschwindet. Die fremden Gäste kommen spontan und ohne Voranmeldung. Doch das macht nichts, denn der Gastgeber ist daran gewöhnt.

Ein Wiedersehen

Achtsam wähle ich meine Schritte die steinernen Stufen hinauf. Der Regen der gestrigen Nacht hat seine Spuren hinterlassen. Meine Hand lege ich zur Sicherheit auf das Stahlseil. Ich durchschreite die karge, felsdurchsetzte Südflanke des Schafberges. Über Felsplatten führt der Weg weiter hoch in Richtung Gipfel. Mit Bedacht suche ich geeignete Tritte, die mich sicher über die Felsplatten geleiten. Erinnerungen an meinen letzten Aufstieg auf den Schafberg werden wach. Es scheint, als wäre es erst gestern gewesen, als ich die berühmte Himmelspforte durchschritten bin. Ich wäge ab und komme zu dem Entschluss, dass der Purtschellersteig doch ein wenig anspruchsvoller als das damalige Unterfangen ist. Und doch verspüre ich dasselbe Ziehen in den Waden wie damals. Kurz vor dem Ziel juckt es in den Beinen, die Fußsohlen brennen. Der Gastgeber wartet schon auf uns, also möchte ich nicht unnötig Zeit verlieren.

BergSchafberg
1782 Meter
St. Wolfgang, Oberösterreich und Salzburg
WandernSchwierigkeit: mittel
Dauer: 6 bis 7 Stunden
Länge: 14 bis 18 Kilometer
Aufstieg/Abstieg: 1200 bis 1500 Höhenmeter (je nach Variante)
Höhenprofil & Karte (über Auerriesenweg & Purtschellersteig)
Höhenprofil & Karte (über Vormaueralm & Himmelspforte)
HütteSchutzhütte Himmelspforte
Hotel Schafbergspitze
AnfahrtVormaueralm: Wenn du über die Vormaueralm gehen möchtest, kannst du von dem Parkplatz 2a nahe der Wolfgangsee-Tourismusinformation starten. Der Preis beträgt 4 Euro für 4 Stunden.
Zum Google Maps Routenplaner

Zudem liegt in der Nähe der große Parkplatz 3. Hier kosten 2 Stunden 2 Euro, jede weitere Stunde 1 Euro. 
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Auerriesenweg / Normalweg: In diesem Fall empfiehlt sich der Parkplatz 8 bei der Schafbergbahn, welcher 4 Euro pro Tag kostet.
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Purtschellersteig-Schafberg
Der Purtschellersteig ist durch schroffe, teils exponierte Felsen gekennzeichnet.

Zwischen Ehrfurcht und Faszination

Ich nähere mich mit vorsichtigen Schritten dem Abgrund. Ein wenig schaudernd blicke ich die mächtige Steilwand hinab. Bodenlose Tiefe, aalglatte, teils überhängende Felswände aus Kalkstein münden in das Kar. Dohlen ziehen ihre Kreise über meinem Kopf. Immer wieder haften meine Blicke auf den schnurgeraden Bergflanken der Spinnerin, einem Nebengipfel am Schafbergmassiv. Die spitzen, grotesken Felsformationen mit senkrecht nach unten ziehenden Felsrinnen ziehen mich magisch an. Voller Demut lasse ich diese Naturschönheit auf mich wirken. Im Schatten der mächtigen Felsen am Fuße der Nordflanken liegt der Suissensee, ein kleiner Bergsee. Ich suche nach den Wanderern, die von dort unten in Richtung des Gipfels aufsteigen. Ameisengroß erkenne ich wenige Bergsteiger, die heute trotz Nebel und dichter Wolkendecke den Weg über die Himmelspforte hochmarschieren.

Schafberg-Spinnerin
Nur einen Katzensprung von der Schafbergspitze entfernt liegt die Spinnerin. Hier genießen wir die Ruhe fernab vom Wirbel um die Bergstation.
Blick-auf-die-Spinnerin
Fast noch ein eindrucksvolleres Bildmotiv als der Schafberg: die markante Spinnerin.

Vor dem Trubel nicht gefeit

An der Bergstation ist soeben ein neuer Zug angekommen. Mit einem sanften Ruck kommt die Lokomotive zum Stehen. Der Zugbegleiter springt eilig aus dem Führerstand und öffnet mit einem Vierkantschlüssel ruckzuck die Abteiltüren. Nach 35 Minuten Fahrtzeit kann es die Gästeschar kaum erwarten. Emsig wuselt es um das Hotel Schafbergspitze, das auf der geländegesicherten Oberkante förmlich an der Nordwand klebt. Aus aller Welt stammen die Besucher des Schafbergs. Der Ruf des einzigartigen Panoramas hat sie hierher gelockt und dennoch sind es heute sicherlich weniger als an schönen Sommertagen.

Schafbergbahn
In den Sommermonaten ermöglicht die Schafbergbahn ein Bergerlebnis für Jedermann.

Ich stehe am hölzernen Geländer und lasse meinen Blick schweifen, blende die Menschenschar um mich aus. Der Gastgeber Schafberg kredenzt einen wahren Augenschmaus. Mondsee, Attersee, Wolfgangsee, Fuschlsee und Traunsee sind ein leichtes Ratespiel. Die Namen der übrigen Seen verrät mir ein Blick in meine Wanderkarte. Irrsee, Hintersee, Schwarzensee, Wallersee und Krottensee. Und auch die Nachbarschaft des Panoramaberges lässt sich sehen: Drachenwand, Untersberg, Hochkalter, Hoher Göll, Steinernes Meer, Gosaukamm, Watzmann, Tennengebirge, Höllen- und Totes Gebirge sowie der Hohe Dachstein sind nur einige der namhaften Anwohner.

Schafberghütte-Attersee
Am äußersten Zipfel des Felsabsturzes haftet das kleine Schutzhaus Himmelspforte. Mit dem markanten Mondsee im Rücken ergibt sie ein einzigartiges Panorama.
Schafberg-Wanderung
Vom Gipfel des Schafbergs eröffnet sich der weite Horizont mit einer unendlichen Aussicht.

Viele Wege führen auf den Schafberg

Der Schafberg kann von unterschiedlichen Seiten bestiegen werden. Von St. Wolfgang aus gelangst du entweder über die Vormaueralm (Weg Nr. 26) oder den Auerriesenweg (Weg Nr. 25) zum Mönichsee, wo sich der Wanderpfad zur Himmelspforte oder dem Purtschellersteig teilt.

Idealerweise wählt man die Himmelspforte oder den Purtschellersteig für den Aufstieg und nutzt den einfachen Normalweg zum Abstieg, sodass sich eine Rundtour ergibt. Wer Erfahrung im Bergsteigen hat, kann beispielsweise über den Purtschellersteig auf- und über die Himmelspforte absteigen.

Mönichsee-Schafberg
Der dunkelgrün schimmernde Mönichsee liegt unterhalb der Wände des Schafberggebietes in einer eindrucksvollen Umgebung zwischen Schafberg und Vormauer.
Himmelspforten-Steig

Idyllisch liegt der glitzernde Bergsee inmitten dichter Wälder versteckt. Ich setze mich ans Ufer und genieße die friedliche Stimmung. Meine Lungen füllen sich mit der frischen Bergluft. Nach einer Weile kribbelt es in den Zehen und ich folge dem Wegweiser rechts hinauf in Richtung Eisenauer Alm. Vorbei an dem imposanten Törlspitz (1589 m) führt mich der Weg über einen Sattel. Felsige und ausgesetzte Passagen verlangen vollste Konzentration. Hie und da muss ich die Hände nehmen, um mich abzustützen. Die Steine knirschen unter meinen Bergschuhen. Der weitere Tourenverlauf führt über den Mittersee zum Suissensee, wo sich die Wege erneut scheiden. Nun folge ich nicht mehr dem Wegweiser zur Eisenauer Alm, sondern dem angeschriebenen Felsensteig zum Schafberg. Im letzten Stück aktiviere ich nochmals meine Beinmuskeln. Schweißperlen sammeln sich an der Hautoberfläche. Die Atmung wird schwerer, wandelt sich in ein leichtes Schnaufen. In steilen Serpentinen erklimme ich Kurve um Kurve zum himmlischen Tor. Die letzten Meter unterstützt ein Drahtseil den Weg durch die Rinnen zur Scharte, bis ich schließlich die Stufen empor durch die Himmelspforte schlüpfe und auf der sonnigen Südseite angelangt.

Info: Für diesen Felsensteig brauchst du Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Toerlspitz-Himmelspforte
Unter den Wänden des Törlspitz, an Geröllhängen entlang, führt uns der Weg weiter zum Mittersee.
Blick-Himmelspforte
Der Wanderweg führt durch eine idyllische Almlandschaft.
Schafberg-Himmelspforte-Felssteig
Kurz vor der Himmelspforte schlängelt sich der steinige Weg in anstrengenden Kehren nach oben.
Gipfelkreuz-am-Schafberg-Panorama
Majestätisch thront das simple Holzkreuz vor der atemberaubenden Komposition aus Bergseen und Felsspitzen.
Purtschellersteig

Der Purtschellersteig ist die zweite Wegvariante, die beim Mönichsee abzweigt. Hierfür halte ich mich links und marschiere durch das feuchte Waldlaub. Die ausgesetzte Route führt oberhalb der Felsabbrüche quer durch die Südflanke des Schafbergs. Als ich aus dem Wald heraustrete, stehe ich bereits Angesicht zu Angesicht mit der Felswand. Ich kneife die Augenbrauen zusammen und versuche, die weitere Wegführung zu erkennen. Ein schmaler, dunkler Strich in der hellgrauen Kalkwand. Das muss der Purtschellersteig sein. Mit großen Schritten steige ich die mächtigen Felsstufen nach oben, die Hand stets über dem schützenden Stahlseil. Direkt von der Treppe komme ich auf einen schmalen Weg, der nun deutlich ebener über exponiertes Gelände und flache Felsplatten führt. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, muss ich meine Tritte bedacht wählen. Schlussendlich wechseln die Felsbrocken mit saftigen Wiesen. Ein gekonnter Satz über die Bahnschienen und schon stehe ich unterhalb der Station der Schafbergbahn.

Info: Der Purtschellersteig wird etwas seltener begangen als der Weg über die Himmelspforte. Er weist aber auch eine höhere Schwierigkeitsstufe (Klettersteig A) auf und sollte daher nur von erfahrenen Bergsteigern begangen werden. Bei Nässe ist besondere Vorsicht geboten.

Felsplatten-am-Purtschellersteig
Der Purtschellersteig ist ein felsiger Steig, bei dem man trittsicher und bergerfahren sein sollte.
Panoramablick-vom-Purtschellersteig
Das Salzkammergut zählt zu den schönsten Regionen Österreichs. Das Ensemble aus verträumten Seenlandschaften und wilden Berggipfeln schafft ein einzigartiges Panorama.
Normalweg

Der einfachste Weg, um zu Fuß den Gipfel des Schafbergs zu erklimmen, ist jener über die Schafbergalm. Ausgangspunkt ist hierfür die Talstation der Schafbergbahn. Nach einem unspektakulären, längeren Waldstück gelangst du auf die freien Almflächen, wo sich auch die Mittelstation der Schafbergbahn befindet. Außergewöhnlich sind die Steinstufen, die ab hier in den Berg geschlagen wurden, um zu Kaisers Zeiten noble Herrschaften auf den Gipfel zu tragen.

Ausblick_Schafberg
Meine Augen folgen dem Weg auf der Schafbergalm, die sich vor dem azurblauen Wolfgangsee erhebt. Innere Zufriedenheit durchströmt meinen Körper beim Anblick dieser Naturschönheit.

Ein Blick in die Geschichtsbücher

  • Der Purtschellersteig ist nach Ludwig Purtscheller benannt, einem bedeutenden österreichischen Alpinisten des 19. Jahrhunderts und Erstbesteiger des Kilimandscharo.
  • Die Schafbergbahn ist mit 26 Prozent Steigung die steilste Zahnradbahn Österreichs und fährt bereits seit 1893 auf den Schafberg. Der Fuhrpark umfasst heutzutage nostalgische Dampfloks aus 1893/94, moderne Dampfloks aus den 90er-Jahren und dieselelektrische Lokomotiven.
  • Die Fahrtzeit mit der Schafbergbahn beträgt 35 Minuten, wobei 1190 Höhenmeter überwunden werden. Hier findest du Informationen zu Fahrplan und Preisen.
  • Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließen sich höchste Herrschaften aus Wien und noble Bürger aus St. Wolfgang auf den Schafberg tragen. Damals gab es sogar die Berufsvereinigung der „Sesselträger“.
  • Das Hotel Schafbergspitze ist Österreichs ältestes Berghotel und wurde von Wolfgang Grömmer erbaut. Bereits 1862 öffnete es seine Pforten für die illustren Gäste.

3 comments

    1. Liebe Sabine!
      Ich habe mich sehr über dein Kommentar gefreut. Der Ausblick vom Schafberg ist wirklich atemberaubend schön, selbst wenn man ihn schon mal gesehen hat, man kann sich einfach gar nicht daran satt sehen. Habe natürlich gleich bei dir vorbeigeschaut, sehr schöne Website, da werd ich mir sicherlich den ein oder anderen Tipp holen 🙂

      Alles Liebe,
      Simone

  1. Klar doch, dass ich mich hier auch zu Wort melde 😉. Wird für mich immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben, Unsere erste Vater / Tochter Bergbesteigung. Mittlerweile bin ich leider nicht mehr in der Lage dir physisch zu folgen. Aber durch deinen Blog bin ich immer „live dabei“ 😊🥰

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