Farbenfroh blühen die prächtigen Blumen auf den Balkonen und in den mit verspielter Deko geschmückten Vorgärten. Die alpinen Häuser mit der dunklen Holzfassade haften an den steilen Berghängen. Das ist die romantische Seite der 754-Seelen-Gemeinde Hallstatt. Denn während sich asiatische Besucher mit Leihtracht eindecken und in den Souvenir-Shops und Salzgeschäften Andenken über die Ladentheke gehen, drängen auf den Parkplätzen bereits die nächsten Reisebusse.
Inhaltsverzeichnis
Ankunft im Weltkulturerbe
„Quiet please“ (Ruhe bitte) steht auf dem Schild am berühmten „Fotopoint“ geschrieben. Ruhe – das wünschen sich wohl die meisten Bewohner der kleinen Gemeinde im Salzkammergut. Der UNESCO-Welterbe-Status ist mittlerweile mehr Fluch als Segen für die Dorfgemeinde geworden. Wir erreichen den Brennpunkt des Massentourismus. Durch die Köpfe der Touristen hindurch erhasche ich einen Blick auf den berühmten Aussichtspunkt. Die steinerne evangelische Kirche ragt zwischen den schindelgedeckten Häusern mit ihrem malerischen Fachwerk empor und schmiegt sich perfekt ans Ufer des tiefblauen Sees. Im rechten Eck des Bildmotivs thront die katholische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt auf einem Felsen über den Dächern des Ortes. Ich übe mich in Geduld, bis auch ich ein obligatorisches Erinnerungsfoto in der Tasche habe.
Wie die Kulisse eines Heimatfilms
Mir kommt vor, Hallstatt ist für Österreich ein bisschen so wie Santorini für Griechenland – die Perfektion des idyllischen Dörfchens am See (wie in den Heimatfilmen, die meine Mama am Sonntagnachmittag so gerne schaut). Man bummelt die Straße entlang, vorbei an zahlreichen Läden, die diverse Produkte aus der Region oder einfach Touristenkitsch anbieten. Dennoch sind die Souvenirgeschäfte nicht störend. Nach billigem Ramsch wirkt hier in Hallstatt nichts und wenn man einen Blick auf die Preise wirft, ist es das auch nicht. Natürlich erscheint der Ortskern keineswegs so, als würde hier tatsächlich jemand wohnen. Die pastellfarbenen Häuser mit ihren bunt bepflanzten Blumenkästen, die blitzsauberen Gärten, der verspielte Springbrunnen in der Ortsmitte und die pittoresken Kirchtürme erwecken einen fast künstlichen Eindruck.
Ich frage mich, wie man hier lebt. Im Epizentrum des Tourismus. Als lebendiges Ausstellungsstück in einem zum Freilichtmuseum mutierten Bergdorf. Da gibt es jene, die einfach nur gerne ihren Frieden hätten und genervt sind, wenn wieder einmal Touristen in ihrem Garten posieren. Die anderen haben beim Anblick der Touristenströme schon Dollarzeichen in den Augen. Denn auch Geld aus China stinkt nicht. Ein Spannungsbogen zwischen Leben in der gläsernen denkmalgeschützten Stadt und dem Geldsegen der Tourismusbranche. In der Innenstadt von Hallstatt reiht sich ein schönes Hotel an das nächste. Wenn ich zu viel Geld übrig hätte, würde auch ich mir hier ein Zimmerchen mit fantastischem Ausblick mieten. Hallstatt vermittelt ein ganz spezielles Idyll – als würde Hans Moser jederzeit um die Ecke biegen. Man kann sagen, was man will, aber schön ist es hier.
Salz: Hallstatts weißes Gold
Und doch bietet Hallstatt mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Abseits von Touristenhorden ist Hallstatt ein Ort mit tausendjähriger Geschichte. Aufgrund der Salzvorkommen liegen die erste Spuren menschlicher Tätigkeit bereits 7000 Jahre zurück. Der erste organisierte Bergbaubetrieb lässt sich auf die Bronzezeit, etwa 1500 vor Christus, datieren. Bis 1245 vor Christus wurde in Hallstatt Salz abgebaut, dann geschah jedoch ein Murenunglück und alle Bergwerke wurden verschüttet. Erst in der späten Eisenzeit konnte man wieder Abbautätigkeiten nachweisen. Was in den dazwischenliegenden 300 Jahren geschah, ist bis heute nicht geklärt. Aus der Schulzeit ist einigen vielleicht auch noch der Begriff „Hallstattzeit“ bekannt. Weltberühmt wurde Hallstatt nämlich auch durch die Entdeckung eines Gräberfeldes aus der Eisenzeit im Jahr 1846, auf dem heute etwa 1500 Gräber freigelegt wurden. Die umfangreichen Funde gaben der älteren Eisenzeit (800 – 400 vor Christus) den Namen „Hallstattzeit“. In dieser Zeit fand der meiste Salzabbau statt und sorgte für großen wirtschaftlichen Wohlstand. Die Geschichte von Hallstatt kann man am besten im ältesten Salzbergwerk der Welt erleben. Der Eingang zum Bergwerk befindet sich bei der Bergstation der Panorama-Seilbahn am Salzberg.
Über den Echernwand-Steig zum Rudolfsturm
Wer ein bisschen Nervenkitzel und Hallstatt aus der Vogelperspektive sehen möchte, kann entweder auf den Salzberg wandern oder mit der Standseilbahn hinauffahren (dort oben liegen auch die Salzwelten bzw. das Bergwerk). Von der Talstation der Seilbahn bis zum Rudolfsturm, wo sich heute ein Restaurant und eine Aussichtsplattform 360m über den Dächern des Ortes befinden, geht man ungefähr eine Stunde. Wer noch mehr Adrenalin verspüren möchte, kann auch nach oben klettern.
Berg | Aufstieg auf den Salzberg: 1 Stunde Abstieg über Teilweg des Soleweges Kombination mit Besuch Salzbergwerk Aufstieg/Abstieg: 360 Höhenmeter |
Klettersteig | Echernwand Klettersteig (D) Zustieg: 10 Minuten Abstieg: 40 Minuten oder mit der Salzbergbahn (3 Minuten) Kletterzeit: 1,5 Stunden Steighöhe: 290 Höhenmeter Gesamthöhe: 350 Höhenmeter Nach einem Waldbrand 2018 ist der Klettersteig nicht mehr begehbar. Mehr Informationen |
Hütte | Restaurant Rudolfsturm |
Anfahrt | Kostenpflichtiger Parkplatz nahe der Talstation der Salzbergbahn (Parkplatz P2): Preise Zum Google Maps Routenplaner |
In der Nähe der Talstation der Seilbahn befindet sich nämlich der Zustieg zum Echernwand Klettersteig. Der Klettersteig führt 400 Meter horizontal direkt zur Bergstation, ist aber nicht für Anfänger geeignet, sondern ziemlich fordernd. Die Schwierigkeit entspricht der Kategorie D, wobei die Schlüsselstelle auch umgangen werden kann (C-Variante). Der Einstieg erfolgt über eine 8 Meter hohe Leiter, bis man nach einigen leichten Klettermetern zur ersten C-Stelle in den steilen Platten gelangt. Highlight des Klettersteiges ist die kühne und luftige Panoramaleiter mit einem einzigartigen Blick auf das verträume Hallstatt. Über das „Gamsband“ geht es weiter zum markanten „Roli-Dach’l“, die erste Schlüsselstelle im D-Grad. Die letzte Leiter führt schließlich zur finalen Wandstelle im C/D-Bereich. Während des gesamten Klettersteiges hat man einen traumhaften Ausblick auf das Echerntal und Hallstatt. Eine lange Querung führt schlussendlich zum Ausstieg kurz vor der Bergstation der Salzbergbahn.
Doch egal ob Klettern, Wandern oder Bahn – der Blick vom Rudolfsturm ist wirklich unbeschreiblich toll und den sollte man bei der Rückfahrt auf jeden Fall mit im Gepäck haben.
Hallstatt bietet jedenfalls mehr als nur eine gute Fotokulisse. Von einer Bootstour auf dem schimmernden See bis hin zum Besuch der größten Schädelsammlung Europas wird es garantiert nicht langweilig.
- Bootsfahrt auf dem Hallstättersee: um die Umgebung von Hallstatt zu Wasser zu erkunden, kannst du dir bei der Bootsvermietung vor Ort ein Tret- oder Elektroboot leihen (ca. 19 bis 22 Euro für 1 Stunde mit dem Elektroboot). Außerdem gibt es ein Schifffahrtsunternehmen, welches Rundfahrten auf dem See anbietet. Der Preis für ein reguläres Ticket beträgt 12 bis 15 Euro pro Person.
- Besuch des Beinhauses: in der Michaels Kapelle neben der Katholischen Pfarrkirche befindet sich eine gruselige Sehenswürdigkeit bestehend aus insgesamt 1200, davon 600 kunstvoll bemalten, Schädeln aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Dieses weltbekannte Relikt ist um 1700 aus Platzmangel am Hallstätter Friedhof entstanden.
- Salzwelten Hallstatt: im Schaubergwerk kannst du in die Geschichte des Salzabbaus in Hallstatt eintauchen. Hier erfährst du alles zu den Öffnungszeiten und Preisen.
- Rudolfsturm: dieser kann entweder über einen einstündigen Wanderweg oder mittels der Seilbahn besucht werden. Der mittelalterliche Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert wurde bis 1954 als Wohnung des jeweiligen Bergbaubetriebsleiters genutzt. Heute befindet sich im Rudolfsturm ein Restaurant.
- Skywalk Welterbeblick: Direkt unterhalb des Rudolfsturms kannst du von der Aussichtsplattform eine grandiose Sicht auf den Ort Hallstatt mit dem fjordähnlichen Hallstättersee, den Ort Obertraun und das Dachstein-Panorama genießen. Der Skywalk ist kostenlos.
Hallo Simone,
da hab ich doch tatsächlich einen Artikel über eines meiner Lieblingsausflugsziele gefunden. Schon ganze 5 Mal hab ich mich bereits mit den Asiaten durch die engen Gassen gedrängt – schön wars trotzdem immer und wenn man ein zwei Stiegen nach oben nimmt dann hat man seine Ruhe (die Chinesen klettern wohl nicht so gerne) und kann nebenbei noch die Traumaussicht und ein paar besonders schöne Häuschen bestaunen 😉 Waren letztes Frühjahr dort und da war der Dirndl-to-go Verleih gerade der allerletzte Schreib bei den Touristen^^
Ich liebe den Charme dieses Örtchens und deine Bilder haben ihn genau eingefangen! Daumenhoch dafür!!!
Werde meinen Artikel über Hallstatt bald mal aktualisieren und dann gibst sicherlich auch einen Link zu dir! Die Bilder vom Klettersteig darf ich meinen Wanderbegeisterten lesern natürlich nicht vorenthalten 😉
Grüße aus dem Almenland,
Vanessa von http://www.dancing-on-clouds.at
Hallo Vanessa 🙂
Ich war zum ersten Mal dort und ich hab es auch so cool gefunden, gerade wegen diesem einzigartigen Flair. Haha das mit dem Dirndl-to-go kann ich mir sehr gut vorstellen aber Dindln sind auch einfach klasse, das kann man den Asiaten nicht verübeln 😀
Vielen vielen lieben Dank für dein nettes Feedback. Ich schau auch regelmäßig bei dir vorbei und bin immer wieder begeistert von den schönen Bildern und die Gestaltung der Website gefällt mir auch richtig gut!
Gibt es schon Wanderpläne fürs Frühjahr? Ich kann es kaum erwarten 🙂 Auch wenn schneebedeckte Berge auch wunderschön sind.
Ganz liebe Grüße, Simone