Klettern und Wandern sind den meisten Menschen ein Begriff. Klettern – das bleibt den schwindelfreien Könnern vorbehalten, die sich wie Gämsen im Fels bewegen. Und Wandern? – Nun ja, Wandererfahrungen hat hingegen fast Jeder vorzuweisen. Aber was ist bitteschön ein Klettersteig? Nachdem auch ich diese Erfahrung gemacht habe, möchte ich euch kurz den Trendsport „Klettersteig“ vorstellen, den es etwa seit den 1980er Jahren gibt.
Inhaltsverzeichnis
Das Abenteuer Klettersteig
Der Klettersteig ist ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und Stahlseilen gesicherter Kletterweg am Fels. Es ist also nicht das „klassische“ Klettern, bei dem man ausreichend Erfahrung im Klettersport und in der entsprechenden Sicherungstechnik mit dem Seil mitbringen muss. Stattdessen bewegt man sich entlang eines fixierten Stahlseils und nutzt dabei immer wieder Tritthilfen, um in luftigere Höhen zu gelangen. Demzufolge kann man sich auf einem Klettersteig (auch ohne ein extremer Kletterer zu sein) gut gesichert in senkrechte Felswände wagen und in die Welt der Berge vorstoßen. Das macht für viele Wanderer und Bergfans den Reiz des Klettersteiges aus. Mittlerweile sind Klettersteige ein riesiger Trend geworden.
Auf die richtige Ausrüstung kommt es an
Um einen Klettersteig zu bezwingen, benötigt man somit grundsätzlich keine Kletterkenntnisse – schaden tun sie selbstverständlich nicht. Trotz allem ist Klettersteiggehen nicht harmlos und kann sogar tödlich enden, wenn man beispielsweise die richtige Sicherungstechnik nicht beherrscht oder die Ausrüstung mangelhaft ist. Ein Sturz am Klettersteig ist ein Tabu – das Klettersteigset verhindert zwar den Totalabsturz vom Berg, aber meist trägt man dennoch Verletzungen beim Sturz davon.
Klettersteigkurse für Anfänger
Für Anfänger empfiehlt sich daher ein Klettersteigkurs, um auch sicher ins Klettersteigerlebnis starten zu können. Im Internet findet man ausreichend Angebote über diverse Einsteigerkurse, beispielsweise bei den alpinen Vereinen:
Auch die Ausrüstung kann man sich zunächst ausleihen. Günstige Verleihmöglichkeiten gibt es meistens bei den unterschiedlichen alpinen Vereinen wie dem Alpenverein (ca. 15 bis 25 Euro pro Wochenende Mitgliederpreis für ein Klettersteig-Komplettset bestehend aus Klettersteigset, Hüftgurt und Helm).
Benötigt wird neben dem Klettersteigset (normgerechtes Set mit Bandfalldämpfer und Klettersteigkarabinern) ein Klettergurt, ein Kletterhelm (ich trage auf den Bildern keinen Helm, da der Mödlinger Steig für mich sehr einfach war und keine wirkliche Steinschlaggefahr bestand. Für den nächsten Steig habe ich jedoch bereits einen Helm organisiert – also keinesfalls darauf verzichten!), Klettersteighandschuhe und Berg- oder Trekkingschuhe (keine Kletterschuhe im Unterschied zum Felsklettern – höchstens bei extrem schwierigen Klettersteigen; auf den Fotos trage ich keine idealen Schuhe – mittlerweile habe ich mir passende Wanderschuhe gekauft).
Die Ausrüstung im Überblick (Tagestour)
- Kletterhelm
- Klettergurt
- Klettersteigset mit Bandfalldämpfersystem
- Spezielle Klettersteighandschuhe
- Bandschlinge (zum Rasten)
- 1 bis 2 Karabiner
- Rucksack
- Eventuell Sonnencreme und -brille
- Stirnlampe
- Erste-Hilfe-Set
Je nach Witterung trage ich meine „normale“ Wanderbekleidung – meistens ein T-Shirt sowie eine bequeme Sporthose (Die Hose sollte jedenfalls die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Ich persönlich bevorzuge Hosen, welche die Knie bedecken, da ich häufig Felskontakt habe.), eine Fleecejacke und/oder eine Isolationsjacke. Zum Schutz vor Regen sollte man zudem immer eine Gore-Tex-Jacke im Gepäck haben.
Das Goldstück im Wienerwald – der Mödlinger Klettersteig
Als ich mich mit meinen beiden Arbeitskollegen, Denise und Christian, auf den Weg zum Mödlinger Klettersteig mache, ist es ein sonniger und warmer Tag. Es ist mein erster Klettersteig und ich bin ziemlich gespannt, was mich erwarten wird. Der „Klettersteig der Stadtgemeinde Mödling“ wurde im Jahr 2000 errichtet und ist ideal für alle Klettersteig-Anfänger (die Tatsache, dass der Steig sogar für Kinder geeignet ist, beruhigte meine Nerven ein wenig, die vor Aufregung schon ganz verrückt spielten – schließlich weiß man anfangs nicht, was einen erwartet).
Berg | Frauensteinberg 360 Meter Mödling, Niederösterreich |
Klettersteig | Mödlinger Klettersteig (B/C) Zustieg: 5 Minuten Abstieg: 15 Minuten Kletterzeit: 30 Minuten Steighöhe: 115 Höhenmeter Gesamthöhe: 125 Höhenmeter |
Hütte | Keine Einkehrmöglichkeit |
Anfahrt | Parkplatz Mödlinger Klettersteig Zum Google Maps Routenplaner |
Ausgangspunkt des Outdoor-Abenteuers ist die Mühlgasse neben dem Mödlingbach, wo man in unmittelbarer Nähe zum Einstieg parken kann. Der Mödlinger Klettersteig weist einen Schwierigkeitsgrad B/C auf, wobei die meisten Stellen A bzw. B sind (generell läuft die Bewertung der Klettersteige von A = leicht bis E=extrem schwierig. Die Gesamtbewertung eines Steigs erfolgt nach dem anspruchsvollsten Teil – der Schlüsselstelle). In Mödling gibt es zudem zahlreiche Umgehungs- und Fluchtwege, weshalb der Steig wirklich ideal für Neulinge ist. Wer unterwegs merkt, dass ihm die ganze Sache doch keinen allzu großen Spaß bereitet oder für den Fall, dass plötzlich doch die Puste ausgeht, ist es also möglich, den Klettersteig wieder zu verlassen. Wer allerdings nicht gänzlich unsportlich ist, sollte kaum Probleme haben, den Klettersteig durchzugehen. Der Adrenalinkick ist auch schon nach 30 Minuten wieder vorbei. Am Ende erreicht man schließlich den Frauensteinberg auf 350m Höhe und kann sich auf die stolz geschwellte Brust klopfen.
Mein Fazit: Ich hatte generell keine Probleme auf dem Mödlinger Steig. Hierzu muss ich allerdings sagen, dass ich seit einem Jahr Sportklettern und Bouldern betreibe und dadurch womöglich einen kleinen Vorteil habe. Aber wie gesagt – es ist wirklich schaffbar. Da die Schwierigkeitsstufe recht gering ist, kann man wunderbar die Sicherungstechnik und das Einklippen üben. Denn vor allem am Anfang können hierbei Fehler passieren, die in schwierigeren Klettersteigen fatal wären. Ich habe mich auch die ganze Zeit über sehr sicher gefühlt. Nerven aus Stahl sind daher nicht wirklich nötig. Wer gleich zu Beginn scheitert, darf sich allerdings nicht entmutigen lassen, denn beim Mödlinger Steig befindet sich die schwierigste Stelle gleich beim Einstieg. Sollte man sich dieser Herausforderung noch nicht gewachsen fühlen, kann diese Passage vorerst umgangen werden.
Neben der schönen Aussicht, die man die ganze Zeit über genießen kann, empfiehlt sich auch noch ein kurzer Abstecher zur „Burg Mödling“. Der Weg zurück zum Auto war ein ganz gemütlicher Spaziergang durch den Wald. Mir hat der Ausflug riesigen Spaß gemacht und ich muss sagen, ich habe richtig „Blut geleckt“ und bin jetzt schon irgendwie süchtig nach dem Gefühl, das man hat, wenn man den Steig geschafft und jegliche Unsicherheit besiegt hat.